Ausgangspunkt der Argumentation ist die Annahme, dass die meisten Menschen auf der Welt Fleisch nicht essen, weil sie es müssen, sondern weil sie sich dafür entscheiden, und dass diese Entscheidung auf Überzeugungen über Tiere, die Welt und sich selbst zurückgeht. Dass die Entscheidung nicht als solche wahrgenommen wird, wird mit der Unsichtbarkeit des Karnismus erklärt.
“Carnism is the invisible belief system, or ideology, that conditions people to eat certain animals. Carnism is essentially the opposite of veganism, as ‘carn’ means ‘flesh’ or ‘of the flesh’ and ‘ism’ refers to a belief system.”
„Karnismus ist das unsichtbare Glaubenssystem (oder die Ideologie), das Menschen darauf konditioniert, bestimmte Tierarten zu essen. Karnismus ist das Gegenteil von Veganismus, denn ‚Karn‘ bedeutet ‚Fleisch‘ oder ‚aus Fleisch‘ und ‚ismus‘ verweist auf ein Glaubenssystem.“
Der Begriff Karnismus soll sichtbar machen, dass Fleischessen wie Vegetarismus und Veganismus ebenfalls auf einem Glaubenssystem basiert und nicht nur von der biologischen Beschaffenheit des Menschen (Karnivor oder omnivor) abhängt.
Ein zentraler Bestandteil des Glaubenssystems ist dieser Annahme zufolge, dass Fleischessen als „natürlich, normal und notwendig“ (englisch natural, normal and necessary) angesehen wird. Laut Joy wird Karnismus von einigen Abwehrmechanismen und oft unhinterfragten Annahmen gestützt.
Weitere Bestandteile sind die Kategorisierung von einigen wenigen Spezies als essbar und die Akzeptanz von gewissen Haltungs- und Nutzungsformen nur gegenüber diesen Spezies. Demnach ist es gesellschaftsabhängig, welcher Kategorie bestimmte Tierarten zugeordnet und wie sie dementsprechend behandelt werden.
Ein anderer Aspekt ist als das Fleisch-Paradoxon bekannt. Die meisten Menschen wollen laut Joy nicht, dass Tieren Leid zugefügt wird, bevorzugen aber eine fleischhaltige Ernährung, die nicht ohne Tierleid auskommt.