Wie die Kindergeburtstagsfeier kommt auch der Brauch der mit Kerzen beleuchteten Geburtstagskuchen hauptsächlich aus Deutschland, wo Kinderfeste schon immer ein besonderes Ereignis waren. Die Deutschen hatten als Geburtstagskuchen einen reichhaltigen mehrlagigen Kuchen mit Früchten und Nüssen, der mit Marmelade zusammengesetzt, glasiert und oft mit kleinen Figuren verziert wurde. Die Kerzen wurden um den Rand der Tortenplatte gesteckt. Die moderne Verwendung von Kerzen auf einem besonderen Kuchen kann mit der deutschen Tradition des Kinderfestes aus dem 15. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden, als die Menschen glaubten, dass Kinder an ihren Geburtstagen besonders anfällig für böse Geister wären.
Der Brauch, Kerzen auf Kuchen anzuzünden, begann bei den Griechen. Philochorus berichtete, dass am Geburtstag der Göttin Artemis (dem sechsten Tag eines jeden Monats) mit Lichtkegeln beleuchtete Kuchen auf Artemis’ Tempelaltären platziert wurden. Zwischen der Zeit der griechischen Mondanbeter und jener der deutschen Kinderfeste finden sich keine weiteren Zeugnisse über Geburtstagskerzen. Die Deutschen, auf die auch der Brauch des Weihnachtsbaumes zurückgeht, haben diese Idee auf Geburtstage übertragen.
Aus der Zeit vor dem 18. Jahrhundert gibt es nur wenige schriftliche Berichte über Geburtstagstorten mit oder ohne Kerzen. Als Goethe noch ein Kind war, wurden Geburtstage schon mit einer Lichtertorte gefeiert. Bekannt ist Goethes Beschreibung einer großen beleuchteten Torte („von bunten wachsstöcken flammende torte“) an einem seiner Geburtstage, die er als geeigneter für die Geburtstagsfeier eines Kindes hielt.
Die mehrschichtige, überzogene Torte ist eine amerikanische Erfindung, während der typisch deutsche Geburtstagskuchen ein mit Puderzucker bestäubter und mit Kerzen umringter Napfkuchen oder ein rechteckiger Stollen mit brennenden Kerzen am Rand war, mit so vielen Kerzen wie Lebensjahre und oft zusätzlich ein Lebenslicht in der Mitte. In den Vereinigten Staaten wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelegentlich eine Geburtstagstorte für ein Kind in der Literatur erwähnt, während beschriftete Geburtstagstorten um 1800 erscheinen; der Schriftzug „Happy birthday“ kommt erst um 1910 auf den Torten vor, als das Lied Happy birthday to you populär wurde. Nach der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg kam es in den Vereinigten Staaten zu einer Verschiebung: Geburtstage wurden nicht mehr nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene gefeiert. Heute gibt es kaum eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagstorte, eine ganze Branche versorgt die Geburtstagstorten-Bäcker mit speziellen Backformen, Geräten und anderen Materialien sowie verschieden geformten und farbigen Kerzen.