Sauerteige werden mit unterschiedlichen Zielen gezogen, wobei Verfahren und Mikroorganismen verschiedene Sauerteigtypen ergeben. Böcker u. a. hat 1998 eine Klassifizierung vorgeschlagen, welche heute in Praxis und Literatur eingegangen ist.
Typ 0 | Typ I | Typ II | Typ III | |
Anstellgut | Backhefe | Sauerteig (fortlaufende Führung) | Sauerteig (fortlaufende Führung) | bakterielle Reinkultur oder Sauerteig |
Rohware | Weizen | Weizen / Roggen | Roggen | Weizen / Roggen |
Führung | einstufig 3–24 h | 4–16 h bei 25–35 °C | 1–7 d bei >28 °C | – |
Mikroflora | Backhefe dominant, Milchsäurebakterien gering | Laktobazillen, Sauerteighefen | Laktobazillen dominant | – |
End-pH-Wert | pH 3,5 bis 5,0 | pH 3,5 bis 4,0 | pH 3,2 bis 3,8 | – |
Säuregehalt | geringer Säuregrad <7 | mittlerer Säuregrad 5–20 | hoher Säuregrad >20 | – |
Eignung als Anstellgut | nicht geeignet | geeignet | nicht geeignet | bedingt geeignet |
Backtechnische Wirkung | Hefetrieb, Produktqualität | Trieb, Säurebildung, Produktqualität | Säurebildung, Produktqualität | Teigsäuerung, Starterkulturen |
Typ 0
Typ 0 wird mit Backhefe angesetzt, wobei Säurebildung nicht das Ziel ist. Ziel sind die Beschleunigung des Hefetriebes, verbesserte Teigeigenschaften und verbesserte sensorische Eigenschaften des Produktes.
Es handelt sich ausschließlich um Weizenteige, die nicht fortlaufend geführt und täglich neu angesetzt werden. Diese Teige sind zu den Vorteigen zu zählen. Ihre Mikroflora und die daraus resultierenden backtechnischen Eigenschaften grenzen Typ-0-Teige deutlich von (Weizen-)Sauerteigen ab. Bei langer Stehzeit von 8–16 h entwickeln sich in diesen Teigen vermehrt Laktobazillen, womit sie dann als Sauerteige einzuordnen sind.
Typ I
Zu den Typ-I-Teigen zählt der klassische Drei-Stufen-Sauer, der fortlaufend geführt, aber nach maximal 16–24 Stunden verwendet wird. Sie werden zur Teigsäuerung und Teiglockerung eingesetzt. Die dreistufige Führung erfordert mehr Fachwissen und akkurates Arbeiten. Diese Führungsart ist sehr arbeitsintensiv.
Typ II
Typ-II-Teige werden ebenfalls fortlaufend geführt, wobei Teile als Anstellgut verwendet werden. In der Praxis dienen diese Sauerteige der Teigsäuerung, der Aromaverbesserung oder der Herstellung getrockneter Sauerteige mit hohen Säuregraden.
Gegenüber den Typ-I-Teigen werden diese Sauerteige aber über längere Zeiträume, bis zu einer Woche geführt. Dabei werden sie mit 30 °C Anfangstemperatur sehr warm geführt. Über die lange Fermentation ergeben sich Temperaturen über 40 °C, wodurch die Mikroflora erheblichen Veränderungen unterliegt. Nur säuretolerante und thermophile Organismen, wie z. B. Lactobazillus pontis, Lactobazillus panis, Lactobazillus frumenti oder Lactobazillus reuterti sind in diesem Umfeld lebensfähig. Stoffwechselaktive Milchsäurebakterien und Sauerteighefen sterben ab, daher ist eine ausreichende Triebwirkung nicht gewährleistet. Kahmhefen kommen nur in unrelevanten Keimzahlen vor.
Typ III
Zu dieser Gruppe zählen getrocknete Sauerteige mit aktiver Mikroflora. Diese Sauerteige werden als Starterkulturen und zur Teigsäuerung eingesetzt.
Mikroorganismen in Typ-III-Teigen werden nicht über die Fermentationsbedingungen selektiert, sondern gezielt geimpft. Dabei werden hohe Keimzahlen bakterieller Reinkulturen eingesetzt. Die Kulturen wurden resistent auf Trocknung und Lagerung selektiert.