In Mittel- und Südamerika wurde der Farbstoff aus Cochenilleschildläusen (Dactylopius coccus Costa) hergestellt, die auf Feigenkakteen (Opuntien) leben. Die Technik der Farbherstellung wurde in den Bergen von Peru, Bolivien und Ecuador bereits vor der Ankunft der Europäer praktiziert und war dort und in Mexiko mindestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Cochenille wurde zum Färben von rituellen und zeremoniellen herrschaftlichen Textilien in Peru und Mexiko verwandt und als Tributzahlung in mittelalterlichen lateinamerikanischen Kulturen verwendet.
Nach der Ankunft der Europäer in Amerika verbreitete sich das echte Karmin auch in Europa und verdrängte weitestgehend den Kermes. Die Europäer führten Cochenilleschildläuse an verschiedenen Orten ihres Einflussbereiches zur Produktion ein, unter anderem im Jahr 1826 erstmals auf den Kanarischen Inseln. Auf La Palma wurde bis ins 20. Jahrhundert in kleinem Umfang Cochenille gewonnen. Mit der Entwicklung synthetischer Farbstoffe ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Bedeutung von Karmin stark gesunken.