Im alten Ägypten nutzte man bereits vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung. Das getrocknete, gelb-braune Harzgranulat wird seit Jahrtausenden vor allem in Jemen, Äthiopien, Sudan und Somalia verwendet. Myrrhe ist Bestandteil von kultischen Salbungen (altgriechisch Χριστός, latinisiert „Christus“, hebräisch „Messias“ bedeutet „der Gesalbte“). Myrrhe wird seit der Antike unter anderem als Aphrodisiakum verwendet. Frauen und Männer benutzten es früher als Parfüm, Betten wurden vor dem Geschlechtsverkehr damit beträufelt. Aus dem Myrrhenharz (gemäß Avicenna mit Aloe und Safran) wurden im Mittelalter in Europa „Pestpillen“ hergestellt und diesem auch eine fiebersenkende Wirkung zugesprochen.
Als erster europäischer Wissenschaftler beschrieb Christian Gottfried Ehrenberg 1829 den Myrrhestrauch, auf den er bei seiner Reise durch Südarabien 1826 gestoßen war.
Mythologie
In der griechischen Mythologie wurde Smyrna, die Tochter des Priesters und Königs Kinyras von Zypern, von ihrem Vater geschwängert. Bei der Geburt ihres Kindes, des Adonis, verwandelte sie sich in einen Myrrhe-Baum. (Smyrna ist das griechische Wort für Myrrhe.)
Bibel
Im Alten Testament findet sich eine Beschreibung für die Herstellung von Salböl: „Nimm dir Balsam von bester Sorte: fünfhundert Schekel erstarrte Tropfenmyrrhe, halb so viel, also zweihundertfünfzig Schekel, wohlriechenden Zimt, zweihundertfünfzig Schekel Gewürzrohr und fünfhundert Schekel Zimtnelken (Zimtblüten), nach dem Schekelgewicht des Heiligtums, dazu ein Hin Olivenöl, und mach daraus ein heiliges Salböl […]“ (Ex 30,23–25 EU). Myrrhe war Bestandteil des Salböls, mit dem die Stiftshütte und die Priester im Tempel gesalbt wurden.
Das Neue Testament berichtet, dass die „Weisen aus dem Morgenland“ (griechisch μάγοι, mágoi) als Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe mitgeführt hätten (Mt 2,11 EU). Diese achtungsbezeugenden Gaben waren seinerzeit sehr wertvoll. Bei der Grablegung Jesu spendete der Pharisäer Nikodemus hundert Pfund Aloe und Myrrhe (Joh 19,39 EU). Auch beim Tod Jesu spielt Myrrhe eine Rolle. Von den Evangelienschreibern erzählt nur Markus, dass Jesus am Kreuz mit Myrrhe gemischter Wein angeboten wurde (Mk 15,23 EU), den er aber ablehnte.