In äthiopischen Geschichtsbüchern wurden das Leben der Königin von Saba im 10. Jahrhundert v. Chr. und ihre Herrschaft über ein großes Reich im heutigen Jemen und nördlichen Äthiopien mit Aksum im Zentrum in allen Einzelheiten dargestellt. Nach allgemeiner Auffassung handelt es sich eher um eine Legende, was in dem Werk Kebra Negest („Ruhm der Könige“) um 1400 erstmals aufgezeichnet wurde. 980 v. Chr. sei die Königin, beladen mit Geschenken – über die erzählt wird, sie seien der Größe ihres Reiches angemessen gewesen – nach Jerusalem gereist, habe mit König Salomo mitgebrachten Tej getrunken und gemeinsam hätten sie Menelik gezeugt, der zum ersten König Äthiopiens werden sollte.
Mit dieser Erzählung ist der Rang des Tej als königliches Getränk konkretisiert. Im Hintergrund steht die Verbindung von Bienen als Symbol der Herrschaft und sakralem König in der afrikanischen Mythologie. Gleichermaßen Götternahrung wie der Nektar im griechischen Mythos, gehörten Bienenhonig und die daraus gewonnenen berauschenden Getränke vom Alten Ägypten bis nach Australien zur Sphäre des Heiligen, in der Milch und Honig fließen.
In Äthiopien gab es Ursprungsmythen, in denen Bienen eine zentrale Rolle spielten und Bienenorakel, die zur Benennung eines zukünftigen Herrschers angewandt wurden. Kaiser Lalibela (1189–1229), der die berühmten Felsenkirchen in seiner Heimatstadt bauen ließ, entlehnte seinen Namen von den Bienen. Als ebenso sakral galt Bienenwachs. Bei Festen wurde vom Herrscher der Genuss von Tej erlaubt und zeremoniell ausgeschenkt, wobei der Adel Tej aus großen Rinderhörnern trank. Ansonsten wurde dem einfachen Volk Trinken und Herstellen des Honigweins nicht zugestanden.
Noch im 19. Jahrhundert brüstete man sich im Oromo-Königreich Gera, den besten Honig in Äthiopien zu besitzen. Acht verschiedene Sorten, deren feinste, ein dunkler Honig, nur für den Adel zu daadhi (Oromo-Bezeichnung für Tej) vergoren wurde. Zum Herstellen und Servieren von Tej hatten die höheren Schichten eigenes Personal, Tej azai, angestellt.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Genuss von Tej in einer sich säkularisierenden Gesellschaft im hierarchischen System allmählich von oben nach unten. Aufgrund der Tradition blieb dem Getränk der Charakter des Besonderen weiterhin erhalten, nur definierte sich das Besondere nun eher über den Preis. Das Volk im Hochland trank und trinkt auch heute mehr das billigere Tella, ein Bier aus einer Hirseart.
Abgesehen von Mythos und Kultus wurde Tej früh schon durch Reisende aus dem Norden greifbar. Der griechische Geograph Strabon (63 v. Chr. bis 23 n. Chr.) berichtet von den äthiopischen Einwohnern als Troglodyten („Höhlenbewohner“), deren Herrscher ein Getränk aus Honig und Wasser mit dem Zusatz von Kreuzdorn (Rhamnus) gebraut hätten.
James Bruce (1730–1794) verbrachte um 1770 zwei Jahre in Äthiopien. Er hatte die Ehre, während seines Aufenthalts in Gonder, mit dem alten Ras Michael Sehul regelmäßig zum Dinner Tej zu trinken. Dass Kaiser Tewodros (1855–1868) sich in seinem hasserfüllten Kampf gegen die Engländer übernommen hatte, schreibt der deutsche Forscher Heinrich Thiersch dessen Abhängigkeit von dem alkoholischen Getränk zu. Ausländische Gesandte des 19. Jahrhunderts beklagten übereinstimmend, dass kein diplomatisches Gespräch zustande kommen konnte, ohne im Vorfeld reichlich Tej aus Glaskolben zu trinken.
Herkunft des Wortes
Da das Wort Tej außer im Amharischen in Abwandlungen wie tajay (Wolane), teje (Zway) oder tajji (Harari) auch in anderen semitischen und kuschitischen Sprachen vorkommt, sucht man seine Wurzel in der semitischen Ursprache. Möglicherweise haben sich aus dem alten Wort dagay im Übergang zu tagay, tajji und tej zusammen mit der Herausbildung der verschiedenen äthiopischen Sprachen die heutigen Bezeichnungen gebildet. Das Wort Met lässt sich bis zum altgermanischen medu und zurück bis madhu (Sanskrit) verfolgen. Als meis gelangte es ins geografisch benachbarte Tigrinya.