Lehrer weitergebildet 29. Detmolder Studientage in Detmold
AGF
Im ersten Beitrag informierte Alexander Meyer-Kretschmer über die rechtlichen Grundlagen zur
Allergenkennzeichnung bei loser Ware und über noch offene Fragen der Vorläufigen
Lebensmittelinformations-Ergänzungsverordnung (VorLMIEV), die bis Sommer 2015 geklärt sein sollen.
Ebenfalls sprach er die Informationspflicht der Vorlieferanten an, die im Artikel 8 (6) LIMV geregelt ist.
Abschließend betrachtete er die juristische Definition veganer Lebensmittel und resümierte, dass die
Trennlinie z. B. bei der Kennzeichnung von Spuren tierischer Lebensmittelbestandteile wegen der
Neuheit des Trends noch nicht abschließend geklärt sei.
Im Vortrag von Dr. Hasan Taschan ging es schwerpunktmäßig um die Klassifizierung von „Halal-Food“.
Für 1,6 Mrd. Muslimen weltweit bzw. rd. 4 Mio. in Deutschland ist die Einteilung von „halal“ (erlaubt,
zulässig) und „haram“ (unerlaubt, verboten) und Ihre Basis im Koran bzw. aus Überlieferungen
bedeutsam. Die Frage, welche Lebensmittel als haram gelten beantwortete er mit dem Grundsatz: Was
nicht verboten ist, ist erlaubt. Bei der Vielfalt der am Markt als halal umworbenen LM wäre ein
einheitlicher Halal-Standard wünschenswert. Im 2. Teil seines Vortrags ging er auf Vegane Ernährung
ein, die Beweggründe der Veganer, die ernährungsphysiologischen Auswirkungen veganer Ernährung
und Probleme bei der Auslobung vegetarischer Lebensmittel ein.
Im folgenden Vortrag stellte Klaus Heer, pensionierter Fachlehrer und Bäcker-und Konditormeister, den
Senior Experten Service SES) vor, in dessen Auftrag er in Kasachstan und in Malysia Entwicklungs- und
Aufbauhilfe in Bäckereien geleistet hat. Mit beeindruckenden Bildern machte er Werbung bei den
Anwesenden, die Zeit des Ruhestandes zu nutzen, das Expertenwissen für andere nutzbringend
umzusetzen. In die gleiche Richtung ging auch das Projekt der Heiner Kamps-Stiftung „Brot gegen Not“,
das Heiner Lucks vorstellte. Er war vor einem Jahr für drei Monate in Nicaragua, um dort den
Einheimischen backtechnisches Know How aus Deutschland zu vermitteln.
Herr Oliver Flodmann von der Heiner-Kamps-Stiftung warb in diesem Zusammenhang für das
Weltwärtsprogramm. Gesucht werden junge Bäckergesellen und –meister (18 bis 28 Jahre) die bereit
wären, für ein Jahr nach Malavi oder Bolivien oder anderswo zu reisen, um dort als Experten Bäcker
anzuleiten.
Klaus Münzing vom Max-Rubner-Institut informierte über Maßnahmen zur Förderung der Backqualität bei
Weizen und Weizenmehl mit geringen Proteingehalten. Er legte die Ursachen dar für die deutlich
gestiegenen Proteingehalte und -qualitäten über die letzten Jahrzehnte. Die Bedeutung einer niedrigen
Amylogrammwerte für Weizenmehl (= schwache Stärkebeschaffenheit) tritt in den Hintergrund gegenüber
der Qualität des Proteingehalts.
Fachdidaktische Inhalte vermittelte Beate Diers unter dem Thema „Motivation, Inklusion und
Differenzierung im Unterricht - ein „best-practice-Beispiel“. Dargelegt wurde Teilnahme einer heterogenen
Lerngruppe am Roggen-Grand-Prix von der Planung bis zur Siegerehrung. Durch eigenständiges
Handeln ist es möglich, lernschwachen Schülern mit Freude und Erfolg die „Kunst des Backens“ zu
vermitteln. Eine echte Motivation - auch für die Lehrer.
Über die Publikationen und die Ziele des gemeinnützigen Vereins „Wissensforum Backwaren“ informierte
dessen Vorsitzender Wilko Quante. Unter der URL www.wissensforum-backwaren.de sind sämtliche
Publikationen verfügbar die über Backzutaten informieren, aber auch Auskunft über
lebensmittelrechtliche und ernährungsphysiologische Fragen geben. Speziell für Backwarenhersteller und
Fachverkäufer und Fachverkäuferinnen wird unter www.wissenwasschmeckt.de ein Überblick über die
wichtigsten Fragen und Antworten gegeben, die Kunden interessieren. Ziel ist es im Dialog gemeinsam
mehr Vertrauen und Transparenz zu erreichen.
Über Handlungsempfehlungen zur Mutterkornreduzierung referierte Dipl. Ing. Klaus Münzing vom MRI.
Von der richtigen Sortenwahl über die Bodenbearbeitung bis zur Ernte betrachtete er die Arbeitsschritte
der Landwirtschaft, ebenso die Maßnahmen der Getreidebearbeitung in der Mühle, wie beispielsweise
das Scheuern, Bürsten und Peelen der Getreidekörner. Er legte auch dar, dass die „Ackerrand- und
Blühstreifen Renaissance“ den Bemühungen um Verringerung des Mutterkorns entgegenwirken, da die
Wirtspflanzen für Mutterkorn sich genau dort in starkem Maße vermehren können.
Jens Begemann vom MRI stellte das natürliches Vorkommen von Enzymen im Getreide vor. An einigen
Beipielen zeigte er die Wirkungsweise von Enzymen und ihre Einsatzmöglichkeiten in Mühlen und
Bäckereien.
Mit Empfehlungen für Handel, Handwerk und Verbraucher, die Lebensmittelabfälle bei Brot und
Backwaren zu reduzieren, stellte Prof. Dr. Guido Ritter die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vor. Mit
Schlagworten wie „jedes 5. Brot wird entsorgt“ oder „durchschnittlich 10 % der Produktion sind Retouren“
führte er in das Thema ein. Ergebnis der Forschung: alle Beteiligten müssen für die Reduktion von
Lebensmittelabfällen sensibilisiert werden und mit intensiver Kommunikation klare Strategien zur
Begrenzung von Mengen und Vielfalt herbeiführen. Mehr zu diesem Thema, mit dem sich auch viel Geld
einsparen lässt unter www.fh-muenster.de/isun und unter www.essens-wert.net.
In einem zweiten Vortrag stellte er den SenseBase® vor. Einen Koffer voller Sinnesmuster, um
Mitarbeiter in Lebensmittelbetrieben die sensorische Selbstüberprüfung zu ermöglichen. Unsere
Sinneswahrnehmung basiert auf Erfahrung und Training. Zusätzlich spielen Emotionen eine große Rolle.
Zu trennen ist zwischen der Geschmacksbeurteilung durch den Verbraucher (Konsumentenperspektive)
und der Geschmackswahrnehmung durch Prüfer (Unternehmensperspektive). Um die Letztgenannte
vergleichbarer zu machen, kann der SenseBase® gute Dienste leisten.
Michael Meißner von der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung stellte junge Untersuchungen zur
Aussagesicherheit des Amylogramms auf die Teig- und Gebäckeigenschaften durch vergleichende
Versuche vor. Fazit der Untersuchungen: steigende Fallzahlen bedingen trockenbackende Mehle. Die
Mehlbehandlung sollte jedoch nicht in der Mühle vorgenommen werden, sondern beim Bäcker durch
entsprechende Malzzugabe.
Den Einfluss des Knetens auf die Brot und Brötchenqualität erläuterte Stefan Creutz von der
Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung. Er stellte u. a. das Kneten nach Zeit, Umdrehungszahl,
Temperatur, Energieeintrag und Teigkonsistenz vor. Im Idealfall entsteht ein stabiles viskoelastisches
dreidimensionales Netzwerk aus Eiweiß- und Stärkestrukturen. Fazit: stärkere Intensivknetung bedingt
weichere Teige. Knetzeiten von 5-8 Minuten reichen aus; eine längere Quellknetung bringt keine
bedeutsamen Volumenverbesserungen.
Michaela Reichel, die Mitarbeiterschulungen von der Hygiene bis zum Verkaufsgespräch anbietet,
formulierte in ihrem Vortrag Grundvoraussetzungen für eine gute Verkaufspräsentation. Gute
Produktqualität, gute Einrichtung und Ausstattung und gut ausgebildetes und geschultes
Verkaufspersonal bilden den unabdingbaren Dreiklang für langfristigen Erfolg. Mit vielen Details zum
Verkauf zeigte sie die notwendige Fexibilität und den hohen Anspruch an das Verkaufspersonal.
Im kombinierten Vortrag referierten Cristian Cramer (Firma Joliente Kaffee) und Jörg Blau (Firma Althaus
Tee) über die Anbaugebiete, die Sorten, die Aufbereitung und die Zubereitung von Kaffee und Tee. Von
der breiten Pallette der Zubereitungen konnten sich die Teilnehmer anschließend in einem
Verkostungspraktikum überzeugen.
Die 30. Detmolder Studientage finden vom 15. bis 17. Februar 2016 statt.
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Hygiene
Hygiene ist das Fundament der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Die Hygienetechnik gewährleistet, dass Produkte nicht nur schmackhaft, sondern vor allem sicher für den Verbrauch sind. Von fortschrittlichen Reinigungsverfahren bis hin zu sterilen Abfülltechniken – die Branche setzt ständig neue Maßstäbe, um Kontaminationen und das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern.
Themenwelt Hygiene
Hygiene ist das Fundament der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Die Hygienetechnik gewährleistet, dass Produkte nicht nur schmackhaft, sondern vor allem sicher für den Verbrauch sind. Von fortschrittlichen Reinigungsverfahren bis hin zu sterilen Abfülltechniken – die Branche setzt ständig neue Maßstäbe, um Kontaminationen und das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern.