In jedem Backbetrieb den Energieeinsatz individuell optimieren
Energiesparkonzepte von der Stange gibt es nicht / südback-Aussteller zeigen innovative Ansätze für individuelle Einsparpotenziale
In den letzten Jahren hatten viele Bäckereien die Einsparpotenziale im Bereich Verkauf ausgelotet, z. B. durch den Wechsel auf verbrauchsoptimierte LED-Leuchtmittel. Inzwischen steht verstärkt auch die Backstube im Mittelpunkt des Energiesparens. Nach Aussage des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks gehört Energiesparen mittlerweile für jeden Bäcker und Konditor zum Geschäftsalltag. Grund dafür seien auch die politischen Vorgaben zur Umsetzung der Energiewende, deren Ziel es ist, bis 2025 etwa 40 bis 45 Prozent des Stromverbrauchs über Ökostrom abzudecken.
Vielfältige Möglichkeiten zur Kostensenkung
Um die Stromrechnung des Unternehmens zu begrenzen, stehen prinzipiell drei Wege offen: günstiger Energieeinkauf, effiziente Energienutzung und Energierückgewinnung. Besonders bei Backöfen, Kälteanlagen und Spülmaschinen hat es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. Viel Know-how wurde z. B. in verbesserte Isolierungen investiert. Veränderte Heißluftführungen oder optimierte Steuerungen der Backprogramme haben weitere Energieeinsparungen ermöglicht. Waren anfangs diese Innovationen vor allem in Kombination mit Backstubenneu- oder umbauten bzw. Neuanschaffung/Ersatzinvestitionen sinnvoll, kommen jetzt zunehmend auch Nachrüstungen bestehender Anlagen in Betracht.
Jedem sein eigenes Konzept
Ob Neukauf oder Nachrüstung, immer sollte zuerst ein individuell auf den einzelnen Backbetrieb zugeschnittenes Energiekonzept ermittelt werden. „Energiesparen von der Stange geht in der Backstube nicht“, betont Charlotte Steinheuer vom Arnsteiner Bäckereianlagenbauer MIWE. Auch sei zu bedenken, dass nicht nur die anlagentechnische Seite beleuchtet wird, sondern dass die Auswirkungen auf den Backprozess im Fokus stehen und die Produktqualität nicht leidet. Wer nicht nur beim Energieverbrauch sparen, sondern Energie aus Rauchgas und Schwaden zurückgewinnen will, sollte vorher ermitteln, ob und wo sein Abnahmepotenzial für die Zweitverwertung dieser Energie steckt. Heißes Wasser für die Spülküche, Unterstützung der Gebäudeheizung, ja sogar die Autowaschanlage für die Auslieferungsfahrzeuge sind als Abnehmer für die recycelte Energie denk- und realisierbar.
Auch Nachrüsten hilft
Daher wird eine gute Beratung alle vorhandenen Bäckereianlagen und -maschinen in die Betrachtung einbeziehen und auch unscheinbare Einsparpotenziale auffinden. Ein Spannungsoptimierer beispielsweise kann für Einsparungen bis in den zweistelligen Prozentbereich sorgen. „Ein Spannungsregler kann Spannungsspitzen ausmerzen, die vielfach im Stromnetz vorkommen. Die merkt man zwar nicht, muss sie aber in der Stromrechnung mitbezahlen“, erläutert Stefan Froeb, Vertriebsleiter beim Energiedienstleister meistro Effizienz GmbH. Auch andere Energiesparmaßnahmen müssten nicht immer gleich hohe Investitionen mit sich bringen, meint Christoph Schade vom Abgastechnologie-Spezialisten Schräder. Denn oft sei eine Nachrüstung bestehender Bäckereianlagen mit Wärmetauschern realisierbar, berichtet er. Wobei auch Schade betont, dass jede Lösung auf individuelle Planung vor Ort in der Backstube basieren sollte. Mit einer energetischen Nachrüstung lassen sich nicht nur Backöfen, sondern auch Kälteanlagen effizienter betreiben. Als eine in vielen Fällen gangbare Lösung beschreibt Wolfram Ungermann, Systemkälteanbieter aus Wetter/Ruhr, die gemeinsame Steuerung mehrerer Kühlzellen über eine Verbundanlage, statt sie jeweils mit einzelnen Aggregaten zu versorgen.
Staatliche Förderungen nutzen
So einzelfallbezogen die Energieeinsparungen geplant werden müssen, so pauschal lässt sich die Frage nach der Finanzierung beantworten: Bäckereien können im Regelfall mit Zuschüssen aus staatlichen Fördertöpfen rechnen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist zentrale Anlaufstelle für staatliche Zuschüsse und Beratungsdienstleistungen zur Energieeffizienz. Darüber hinaus haben die Bäcker- und Konditorenfachverbände und alle Handwerkskammern spezialisierte Mitarbeiter oder arbeiten mit externen Fachberatern zusammen, die – oft schon von der Planungsphase an – bis zur Antragstellung Unterstützung geben können.