Bringt's das? Lebensmittel-Onlinehändler im Vergleich
foodwatch
Eingekauft haben die Testkäufer beim Rewe-Lieferdienst, Amazon Fresh, Allyouneedfresh, Mytime und dem zu Edeka gehörenden Anbieter Bringmeister. Bei Aspekten wie Pünktlichkeit, Vollständigkeit oder Zustand der gelieferten Produkte schnitten die Shops überwiegend gut ab. Allerdings verstießen sie in vielen Fällen gegen Informations- und Kennzeichnungsvorgaben.
13 mögliche Herkunftsländer für Trauben bei Amazon
So muss bei frischem Obst und Gemüse eigentlich das Herkunftsland angegeben werden. Gezielt Früchte aus bestimmten Ländern zu kaufen oder zu meiden, ist beim Einkauf online aber oft nicht möglich, denn häufig werden mehrere mögliche Herkunftsländer angegeben – bei Weintrauben im Amazon-Shop sogar 13. Bei Bringmeister fehlten die gesetzlich vorgeschriebenen Herkunftsangaben teilweise komplett. Alle Anbieter zeigten zudem deutliche Defizite im Umgang mit Nutzerdaten und der Barrierefreiheit. Und nicht zuletzt hinterließen die Testkäufe teilweise sehr viel Verpackungsmüll, vor allem Mytime fiel hier negativ auf.
So haben wir getestet
Für den Vergleichstest bestellte foodwatch im November 2017 bei allen Online-Shops jeweils drei Mal einen vorab festgelegten Warenkorb von 21 Produkten – darunter gekühlte Lebensmittel, Tiefkühlprodukte, Obst und Gemüse.
Mehr Verpackungsmüll bei Lieferung auf dem Land
Bei den Lieferbedingungen zeigten sich dabei große Unterschiede: Während man in städtischen Regionen aus bequemen und schnellen Lieferoptionen wählen kann, müssen Menschen auf dem Land mit langen Lieferzeitfenstern, höheren Versandkosten und mehr Verpackungsmüll durch die Paketzustellung rechnen.
„Im Onlinehandel besteht ein echtes Kontrolldefizit, weil die Lebensmittelüberwachung nicht zeitgemäß aufgestellt ist. Die kommunal und offline organisierten Kontrollbehörden sind noch nicht im globalen Online-Zeitalter angekommen. Die zuständigen Lebensmittelkontrolleure schaffen es schlichtweg nicht, neben dem Bäcker vor Ort auch noch die großen Online-Supermärkte und die unzähligen Nischenanbieter im Internet zu kontrollieren, die zufällig ihren Sitz in diesem Ort haben.“
Martin Rücker, Geschäftsführer foodwatch Deutschland
Das kostet die Lieferung
Der Warenkorb war bei Allyouneedfresh mit durchschnittlich 49,68 Euro der teuerste, bei Amazon Fresh mit 41,41 Euro der billigste, Rewe und Bringmeister lagen mit 45-46 Euro im Mittelfeld. Ein Preisvergleich der fünf Anbieter ist allerdings nur bedingt möglich, denn die Unterschiede relativieren sich, wenn man Lieferkosten und sonstige Aufschläge mit einbezieht. Bei Amazon Fresh etwa kann nur bestellen, wer eine „Prime“-Mitgliedschaft für 69,90 Euro jährlich und ein „Fresh“-Abonnement für 9,99 Euro monatlich abschließt. Bei Bringmeister, Rewe und Allyouneedfresh hängen die Liefergebühren maßgeblich davon ab, wie viel bestellt wird und in welchem Zeitfenster geliefert werden soll.
Datenschutz und Barrierefreiheit
Beim Datenschutz hatten sämtliche Anbieter Defizite: Jede Datenschutzerklärung wies Mängel oder unklare Formulierungen auf. Alle Shops verlangten zum Beispiel die Angabe des Geburtsdatums – obwohl dies nur bei einer Bonitätsprüfung (zum Beispiel für eine Zahlung auf Rechnung) erforderlich ist. Bis auf Allyouneedfresh setzten zudem alle Webseiten eine erstaunlich hohe Zahl sogenannter Tracker ein, die – meist völlig unbemerkt – Informationen über das Nutzerverhalten sammeln und auswerten. Auch bei der Barrierefreiheit fielen durchweg alle Anbieter durch, wie eine Prüfung der Webseiten durch den Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) für foodwatch ergab.
Kurzübersicht über die fünf Online-Shops im Test
Allyouneedfresh
Der Anbieter mit dem teuersten Warenkorb, die Verfügbarkeit der Waren ließ beim Testkauf zu wünschen übrig und es gab Mängel bei der Kennzeichnung von Obst und Gemüse. Dafür liefert Allyouneedfresh deutschlandweit und im Hinblick auf die geprüften Datenschutzaspekte schnitt der Anbieter zwar nicht gut, aber insgesamt noch am besten ab. Die Lieferoptionen und der mit der Lieferung verbundene Verpackungsmüll sind von der belieferten Region abhängig.
Amazon Fresh
Kann mit dem größten Sortiment, dem günstigsten Warenkorb und schnellen und bequemen Lieferoptionen überzeugen und zeigte auch beim Testkauf bis auf einen Patzer eine gute Leistung. Dafür entstehen hohe Fixkosten für das benötigte Abo und die Prime-Mitgliedschaft, die Informationen zu Kosten und Liefermodalitäten sind schwer auffindbar, Obst und Gemüse sind teils mangelhaft gekennzeichnet und es werden viele Tracker eingesetzt.
Bringmeister
Die Online-Preise der bestellten Produkte entsprechen in etwa den Preisen im Edeka Markt und die Lieferoptionen sind schnell und bequem, Bringmeister ermöglicht als einziger Anbieter die datenschutzfreundliche Bar- oder EC-Zahlung an der Tür und leistete sich beim Testkauf nur kleine Fehler. Dafür verstößt dieser Anbieter mehrfach gegen Kennzeichnungspflichten, hat Mängel in den AGB und setzt viele Tracker ein.
Mytime
Im Vergleich hat Mytime die schlechtesten Lieferoptionen und auch beim Testkauf schnitt dieser deutschlandweite Anbieter am schlechtesten ab. Die Lieferung kam zudem mit massenhaft Verpackungsmüll, der nur kostenpflichtig zurückgesendet werden kann und auch der Einsatz zahlreicher Tracker schlägt negativ zu Buche. Positiv fiel Mytime im Hinblick auf die – eigentlich selbstverständliche – Einhaltung gesetzlicher Kennzeichnungspflichten auf.
Rewe online
Die Preise der Produkte aus dem Warenkorb entsprechen bei Rewe online etwa den Preisen im Markt, die Lieferoptionen sind komfortabel und beim Testkauf konnte Rewe mit wenigen Patzern und der sparsamsten Verpackung überzeugen. Allerdings nutzt Rewe die mit Abstand höchste Anzahl von Trackern, kennzeichnet die Herkunftsländer bei Obst und Gemüse nicht eindeutig und auch in den AGB gab es Mängel.
Gesetzliche Kennzeichnungsvorgaben einhalten!
foodwatch fordert die Onlinehändler auf, ihrer gesetzlichen Kennzeichnungspflicht nachzukommen: Alle Informationen, die Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt zu einem Produkt erhalten, müssen auch im Internet leicht auffindbar sein. Zudem ist die Politik gefordert, die Überwachung von Online-Lebensmittelhändlern auf Bundesebene neu zu organisieren.