Macht Superfood fit und gesund?

03.07.2018 - Deutschland

Einige exotische Früchte und Pflanzen gelten als Heldinnen der gesunden Ernährung. Doch haben Lebensmittel wie Gojibeeren, Chiasamen und Granatapfel tatsächlich eine besondere Wirkung auf unsere Gesundheit?

megspl/ Pixabay

Die Erwartungen an Früchte wie südamerikanische Acai-Beeren, Granatäpfel und asiatische Gojibeeren sind hoch. Als sogenanntes Superfood sollen sie fit, schlank und gesund machen. «Sie können heilen, Krankheiten vorbeugen und unser Wohlbefinden deutlich steigern», heißt es etwa in der Werbung für ein Buch über «die 50 besten Superfoods». Seit der Trend vor einigen Jahren aus den USA nach Deutschland schwappte, liegen mehr und mehr exotische Lebensmittel unter dem Titel Superfood in den Regalen der Einkaufsmärkte. Zahlreiche Köche haben Bücher mit Rezepten für Superfood veröffentlicht. Doch was genau ist Superfood?

Eine rechtlich bindende Definition, welche Lebensmittel so genannt werden dürfen, gibt es nicht, wie Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn erklärt. «Im Allgemeinen werden unter Superfood besonders nährstoffreiche Lebensmittel zusammengefasst, vor allem aus dem Bereich Obst und Gemüse.» Demnach ist Superfood oft reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Als typische Vertreterinnen nennt Gahl Gojibeeren, Chiasamen, Acai-Beeren und Granatäpfel. «Mehr und mehr kommen aber auch heimische Produkte wie Heidelbeeren, Brennnessel oder Hagebutte hinzu.»

Dass bislang vor allem Nahrungsmittel aus weit entfernten Ländern als Superfood gelten, ist aus Sicht der Bremer Verbraucherzentrale kein Zufall. Die Verbindung aus Exotik und Gesundheitswert reize viele Menschen, sagt Regina Aschmann, die Interessierte bei Ernährungsfragen berät. Nötig seien solche Früchte für die Gesundheit allerdings nicht. «Wer sich abwechslungsreich mit gesunden, heimischen Lebensmitteln ernährt, braucht kein exotisches Superfood.» Produkte aus anderen Kontinenten bergen Aschmann zufolge einige Gefahren. «Bei exotischen Lebensmitteln ist das Risiko viel größer, dass trotz Bio-Siegel die Vorgaben nicht eingehalten werden», erklärt sie. Werbebotschaften über den gesundheitlichen Nutzen - etwa, dass Granatäpfel bei Wechseljahrbeschwerden und Prostatakrebs helfen, seien mit Vorsicht zu genießen. «Es wird das Blaue vom Himmel versprochen und vieles ist nicht bewiesen.»

Gahl zufolge kann exotisches Superfood den Speiseplan bereichern, einen gesundheitlichen Mehrwert habe es im Vergleich zu deutschem Obst und Gemüse aber nicht. Der Ernährungswissenschaftlerin verweist zudem darauf, dass sich die langen Transportwege von exotischen Nahrungsmitteln negativ auf den Nährstoffgehalt und die Klimabilanz auswirken können.

Dass Leinsamen eine gute und günstigere Alternative zu Chiasamen sein können, ist vielen ernährungsbewussten Menschen inzwischen bekannt. Die Umsätze des Lebensmitteleinzelhandels und der Drogeriemärkte mit den exotischen Samen und Chia-Produkten sind nach Daten des Marktforschungsinstituts Nielsen von März 2017 bis März 2018 in Deutschland um knapp 17 Prozent zurückgegangen. Die Umsätze mit Leinsamen wuchsen in diesem Zeitraum um etwa 23 Prozent. «Es gibt immer neue Trends», sagt Ulrike Brückner-Christoph, die bei Nielsen eine Analytik-Abteilung leitet. Besonders beliebt sind ihr zufolge derzeit Produkte, in denen Stücke, Aroma, Saft oder Pulver der exotischen Superfood-Frucht Granatapfel enthalten sind.

Alternativen zu exotischem Superfood gibt es viele. Statt Gojibeeren empfehlen Fachleute Schwarze Johannisbeeren, statt Acai-Beeren heimische Heidelbeeren oder Sauerkirschen. Bundesländer mit viel Landwirtschaft wie Niedersachsen werben mit «Superfood» wie Äpfeln, Grünkohl und Spinat. In der langen Liste, welche die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH im Internet veröffentlicht hat, finden sich auch kostenlose Nahrungsmittel. «Blanchiert oder gegart, als Suppe oder im Smoothie - dieses Superfood sollte beim nächsten Ausflug in die Natur nicht außer Acht gelassen werden», heißt es zum Beispiel über die Brennnessel. Über deren möglichen Schadstoffgehalt steht dort nichts.(dpa)

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