Frühjahrsausblick: Deutsche Arbeitgeber weiter einstellungsbereit
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Gute Aussichten für Lageristen, Logistiker und Kommunikationsexperten: Arbeitgeber aus der Branche Transport, Lagerung und Kommunikation wollen im zweiten Quartal 2019 verstärkt weitere Mitarbeiter einstellen. Mit einem Wert von +15 Prozent erreicht dieser Sektor den höchsten saisonbereinigten Netto-Beschäftigungsausblick aller untersuchten Branchen. Zugleich ist es die beste Prognose seit acht Jahren - nur in Q2 2011 erreichte die Logistikbranche einen ähnlichen Beschäftigungsausblick. Im Vergleich zum ersten Quartal entspricht der Wert einem Anstieg um sechs Prozentpunkte, verglichen mit dem zweiten Quartal des Vorjahres steigt er um sieben Prozentpunkte. 16 Prozent der Firmen wollen zwischen April und Juni 2019 einstellen, keine einzige plant einen Abbau von Arbeitsplätzen, 82 Prozent erwarten eine stabile Belegschaft, zwei Prozent sind unentschlossen. Die Logistikbranche gilt als beständiger Wachstumsträger in Deutschland, 2018 belegte Deutschland im Ranking des "Logistic Performance Index" der Weltbank unter 160 Staaten den ersten Platz.
"Hauptgrund für den hohen Personalbedarf der Logistiker ist die fortschreitende Digitalisierung", sagt Frits Scholte. "Immer mehr Menschen bestellen online Waren, die wiederum gelagert und ausgeliefert werden müssen. Dazu kommt vermehrte technische Unterstützung durch Lager- und Lieferroboter, selbstfahrende Fahrzeuge und Software, die diese Branche effizienter macht. Statt menschliche Arbeitskraft zu ersetzen, werden mehr Fachkräfte benötigt." Das belegt beispielsweise auch die aktuelle ManpowerGroup-Studie "Skills Revolution 4.0": Der Anteil der weltweiten Arbeitgeber, die aufgrund von Automation ihre Belegschaft halten oder sogar ausbauen wollen, ist in den vergangenen drei Jahren von 83 Prozent auf 87 Prozent gestiegen. Im Vertrieb wird mit einem Stellenzuwachs von acht Prozent gerechnet, in der IT mit 23 Prozent.
Digitalisierung verstärkt Personalbedarf in Logistik und Industrie
Diese Entwicklung betrifft auch das produzierende Gewerbe. Maschinen werden digitalisiert, qualifizierte Fachkräfte, die diese bedienen, dringend gesucht. Das führt dazu, dass trotz leichtem Auftragsrückgang im verarbeitenden Gewerbe die Einstellungsbereitschaft beständig hoch bleibt. Laut ManpowerGroup Arbeitsmarkbarometer erreicht das produzierende Gewerbe mit +14 Prozent den zweithöchsten Beschäftigungsausblick aller Branchen für das zweite Quartal. Das entspricht einem Anstieg um jeweils einen Prozentpunkt zum Vorquartal und Vorjahr.
Die Finanz- und Firmendienstleistungsbranche gehört, wie auch in den Quartalen zuvor, zu den Gewinnern mit einem Beschäftigungsausblick von hoffnungsvollen +13 Prozent im zweiten Quartal 2019, das entspricht einem leichten Anstieg um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorquartal und um fünf Prozentpunkte zum Vorjahr. Auch die Versorger im Bereich Strom, Gas und Wasser stehen mit +10 Prozent unverändert gut da. Die öffentliche Hand und der Bereich Soziales liegen bei moderaten +8 Prozent, ein leichter Zuwachs um zwei Prozentpunkte zum Vorquartal, unverändert zum Vorjahr. Die Landwirtschaft liegt bei einem Beschäftigungsausblick von +2 Prozent und gewinnt damit neun Prozentpunkte zum ersten Quartal und einen Prozentpunkt zum zweiten Quartal 2018.
Verluste im Vergleich zum Vorquartal und Vorjahr mussten die Baubranche sowie Groß-, Einzelhandel und Gastronomie einstecken. Der Beschäftigungsausblick im Baugewerbe liegt bei +6 Prozent, nach +10 Prozent im Vorquartal und +17 Prozent im Vorjahr. "2018 verzeichnete die Baubranche größtenteils Gewinne, jetzt stößt die Entwicklung an ihre Grenzen", sagt Scholte. "Unternehmen klagen über Lieferengpässe bei Sand und Kies. Zudem ist auch der Fachkräftemangel ein Bremsklotz."
Der Ausblick für den Handel beträgt +2 Prozent, also minus drei Prozentpunkte zum Vorquartal und minus sechs Prozentpunkte zum Vorjahr. Der Online-Handel boomt, der rein stationäre Einzelhandel hat jedoch Probleme. Dem Außenhandel machen hingegen Handelshemmnisse und Brexit-Strategien zu schaffen.Die Minenindustrie ist die einzige Branche mit einem Beschäftigungsausblick im negativen Bereich: -1 Prozent, ein Rückgang um drei Prozentpunkte zum Vorquartal und neun Prozentpunkte zum Vorjahr.
Regionen: Großstädte verlieren, der Norden gewinnt
Spitzenreiter der deutschen Städte ist München mit einem saisonbereinigten Beschäftigungsausblick von +17 Prozent im zweiten Quartal. Das bedeutet zwar einen Gewinn von fünf Prozentpunkten zum Vorjahr, aber einen Verlust von drei Prozentpunkten zum ersten Quartal. "Die Flächen in den Städten werden rar und die Mieten immer höher. So manche Firma verlässt München oder begräbt ihre Wachstumspläne. Daher stagniert die Personalnachfrage oder ist sogar rückläufig. Diese Entwicklung sehen wir in vielen Großstädten", so Scholte. Denn der ehemalige Spitzenreiter Berlin musste noch größere Einbußen hinnehmen: Die Hauptstadt verlor zehn Prozentpunkte zum Vorquartal und 13 Prozentpunkte zum Vorjahr und steht jetzt nur noch bei einem Beschäftigungsausblick von vorsichtigen +6 Prozent. Auch Frankfurt am Main verlor zum ersten Quartal vier Prozentpunkte und zum Vorjahr acht Prozentpunkte auf nun +8 Prozent.
Einzig der Norden konnte gegenüber dem Vorjahr und Vorquartal sieben Prozentpunkte gewinnen und steht mit einem Beschäftigungsausblick von respektablen +10 Prozent unter den Regionen gut da. Der Süden liegt mit +8 Prozent leicht darunter, gewinnt drei Prozentpunkte zum Vorquartal und verliert ebenfalls drei zum Vorjahr.
Westdeutschland liegt bei +9 Prozent, gewinnt fünf Prozentpunkte zum Vorquartal aber verliert zwei Prozentpunkte zum Vorjahr. Ostdeutschland ist mit einem Beschäftigungsausblick von +8 Prozent fast gleichauf, büßt zum Vorquartal allerdings zwei Prozentpunkte ein. Das Ruhrgebiet liegt bei moderaten +3 Prozent, eine Abnahme um fünf Prozentpunkte zum Vorquartal und einen Prozentpunkt zum Vorjahr.
Großunternehmen vorsichtiger bei Einstellungsplänen
Beim Vergleich der Firmengrößen setzt sich ein Trend fort: Weiterhin herrscht der positivste Netto-Beschäftigungsausblick bei den Großunternehmen und Konzernen mit +29 Prozent. Hier wollen 31 Prozent der Firmen einstellen, vier Prozent reduzieren und 59 Prozent die Belegschaft stabil halten. Allerdings bedeutet diese Zahl im zeitlichen Vergleich einen Rückgang um zehn Prozentpunkte zum ersten Quartal und um acht Prozentpunkte zum Vorjahr. Auch der Mittelstand muss Einbußen um drei Prozentpunkte zum Vorquartal und elf Prozentpunkte zum Vorjahr hinnehmen, obwohl er mit +19 Prozent ganz gut dasteht und immerhin 24 Prozent der Firmen die Belegschaft erweitern wollen.
Kleine Firmen müssen hingegen keinen Rückgang hinnehmen. Sie stehen bei einem Beschäftigungsausblick von hoffnungsvollen +14 Prozent. Das bedeutet einen leichten Zuwachs um je einen Prozentpunkt zum Vorquartal und Vorjahr. 17 Prozent der Firmen wollen einstellen, nur ein Prozent reduzieren. Mikrofirmen stehen relativ stabil bei +3 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs um einen Prozentpunkt zum Vorquartal und eine Abnahme um einen Prozentpunkt zum Vorjahr.
Auch weltweit wollen Firmen mehrheitlich Personal aufstocken
Weltweit bleibt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen mehrheitlich positiv. Die ManpowerGroup Studie zeigt für das zweite Quartal 2019 in 40 von 44 untersuchten Ländern und Territorien einen erwarteten Beschäftigungszuwachs in der Periode bis Ende Juni.
Einstellungserwartungen für das kommende Quartal sind in 15 von 44 Ländern und Territorien stärker im Vergleich zum Vorquartal, schwächer in 18 Gebieten und unverändert in 11. Gegenüber dem selben Quartal des Vorjahres verbesserten sich die Rekrutierungspläne in 13 Gebieten, schwächten sich ab in 27 Ländern und Territorien und blieben in 4 unverändert. Die Einstellungsbereitschaft im zweiten Quartal 2019 ist am stärksten in Kroatien, Japan, Griechenland, Hongkong und den USA.
In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) ist der Beschäftigungsausblick für das zweite Quartal 2019 in keinem der 24 Länder negativ. Allerdings weisen drei Länder (Ungarn, Spanien, Türkei) einen Beschäftigungsausblick von +/-0 Prozent aus. Für acht Länder wird ein Rückgang im Vergleich zum ersten Quartal 2019 prognostiziert. Besonders hoch ist der Verlust mit minus 15 Prozentpunkten für Ungarn, das Land verliert auch zum Vorjahr 18 Prozentpunkte. Der Ausblick für Slowenien nahm im Vergleich zum Vorquartal um sieben Prozentpunkte ab und liegt nun bei +10 Prozent.
Österreich verliert einen Prozentpunkt zum ersten Quartal und zwei Prozentpunkte zum Vorjahr und liegt bei einem Beschäftigungsausblick von +4 Prozent.
Zu den Gewinnern gehören beispielsweise Griechenland (+21 Prozent, 3 zum Vorquartal, 6 zum Vorjahr), Irland (+11 Prozent, ebenfalls 3 zum Vorquartal, 6 zum Vorjahr), die Schweiz (+4 Prozent, Gewinn um 2 Prozentpunkte zum Vorquartal und 3 zum Vorjahr), Schweden (+9 Prozent, 3 zum Vorquartal, 7 zum Vorjahr).
Bemerkenswert ist, dass Großbritannien trotz Brexit-Chaos relativ stabil dasteht. Der Beschäftigungsausblick liegt für das zweite Quartal 2019 bei +4 Prozent. Das bedeutet eine leichte Abnahme um einen Prozentpunkt zum Vorquartal und zwei Prozentpunkte zum zweiten Quartal im Vorjahr. Seit Anfang 2013 liegt der Wert fast durchgehend im Bereich von +4 bis +7 Prozent, ohne große Ausreißer.
Detaillierte Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für alle teilnehmenden Länder inklusive einer Infografik sind oben rechts im Kasten verlinkt.