Supermarkt-Check 2019: Mangelhaft bei Menschenrechten

Aldi Süd überholt Lidl und Rewe, Edeka auf dem letzten Platz im Oxfam Supermarkt-Check

04.07.2019 - Deutschland

Supermärkte tun zu wenig dagegen, dass die Menschen, die das Essen in ihren Regalen herstellen, ausgebeutet werden. Das zeigt der Oxfam Supermarkt-Check 2019. Trotz erster Fortschritte schneiden die deutschen Ketten auch im zweiten Jahr des Supermarkt-Checks schlecht ab. Während Aldi Süd seine deutschen Konkurrenten überholt, landet Edeka im internationalen Vergleich auf dem letzten Platz.

Leid, Ausbeutung und Diskriminierung sind in den Lieferketten deutscher Supermärkte an der Tagesordnung. Oxfams Supermarkt-Check analysiert die Geschäftspolitik der führenden bzw. am schnellsten wachsenden Supermärkte in Deutschland, Großbritannien, den USA und den Niederlanden in Bezug auf ihren Umgang mit Menschenrechten. Das Ergebnis: Die deutschen Ketten schneiden auch im zweiten Jahr schlecht ab, kein deutscher Supermarkt erzielt in der Gesamtwertung mehr als 20 Prozent der möglichen Punkte. „Die Supermärkte machen Trippelschritte, wo sie eigentlich zum Sprint ansetzen müssten. Damit nehmen Aldi, Edeka, Lidl und Rewe weiter in Kauf, dass wirtschaftliche Ausbeutung und Leid Zutaten vieler Lebensmittel sind, die wir im Supermarkt kaufen“, sagt Franziska Humbert, Oxfam-Expertin für Soziale Unternehmensverantwortung.

Das Gesamtbild: Aldi Süd holt auf, Edeka bleibt sitzen

Der Discounter Aldi Süd verbesserte sich im Vergleich zum letzten Jahr von nur einem auf 19 Prozent in der Gesamtbewertung. Damit überholt der im Süden Deutschlands und in Großbritannien operierende Discounter seine Konkurrenten Rewe und Lidl mit 13 bzw. neun Prozent in der Gesamtwertung. Edeka ist mit nur einem Prozent absolutes Schlusslicht im internationalen Vergleich. Aldi Nord, zuständig für den Norden Deutschlands und die Niederlande, liegt mit nur fünf  Prozent ebenfalls im unteren Bereich. „Wir sehen konkrete  Verbesserungen, aber umgerechnet in Schulnoten würde Aldi Süd mit mangelhaft abschneiden, alle anderen würden mit ungenügend durchfallen“, sagt Franziska Humbert.  

Fortschritte in Sachen Transparenz, Stillstand bei Arbeitsrechten

In vier Kategorien konnten die Supermärkte Punkte sammeln: Transparenz, Rechte von Arbeiter*innen, Umgang mit Kleinbäuer*innen sowie Frauenrechte. Aldi Süd hat vor allem grundlegende Maßnahmen im Bereich Transparenz ergriffen: So hat das Unternehmen eine Risikoanalyse zu Menschenrechtsverletzungen seiner Produkte veröffentlicht und auf Führungsebene einen Menschenrechtsbeauftragten eingesetzt.

Ansonsten sind die Zuwachsraten eher auf Trippelschritte durch den teilweisen Einkauf von Fair Trade-Produkten oder durch Unterstützung von Kleinbäuer*innen in einzelnen Projekten zurückzuführen. Insgesamt werden die Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nicht gerecht. Zum Beispiel legt noch immer keiner der deutschen Supermärkte seine Lieferanten offen und gibt Informationen zu dort herrschenden Arbeitsbedingungen heraus. Dass es anders geht, zeigen die niederländischen Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo, die sich im Frühjahr zur Offenlegung ihrer direkten Zulieferer verpflichtet haben.

Wie auch im vergangenen Jahr schneiden die britischen Supermärkte am besten ab. Der bestplatzierte Supermarkt, das britische Unternehmen Tesco, will auch bei Zulieferern existenzsichernde Löhne einführen und hat begonnen, mit Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. Jedoch erreicht auch Tesco nur 38 von 100 Prozent, also nicht einmal die Hälfte der möglichen Punkte im Supermarkt-Check.

Supermärkte dürfen nicht zulassen, dass andere die Rechnung zahlen

„Transparenz bei Zulieferern und die Stärkung von Arbeiter*innen, Kleinbäuer*innen und Frauen sind weder utopisch noch Nice-to-haves, sondern Mindestanforderungen nach internationalen Standards. Die Supermärkte müssen endlich handeln und dafür sorgen, dass nicht andere die Rechnung für unseren Einkauf zahlen“, sagt Oxfam-Expertin Franziska Humbert.

Oxfam fordert, dass Supermärkte Menschenrechtsverletzungen bei ihren Lieferanten ermitteln müssen. Sie müssen Kleinbäuerinnen angemessene Preise zahlen, mit Gewerkschaften zusammenarbeiten, um für faire Löhne zu sorgen, sowie Frauen vor Gewalt und Diskriminierung schützen.

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