Studie: Wie Raucher und Trinker von Äpfeln und Tee profitieren

20.08.2019 - Australien

Reichlich Obst und Gemüse können die Gesundheit fördern. Nun zeigt eine Studie, dass davon vor allem jene Menschen profitieren, die besonders gefährdet sind.

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«Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern»: An dem Sprichwort könnte einer internationalen Studie zufolge etwas dran sein - insbesondere für Raucher und Trinker. Und vor allem dann, wenn das Obst mit einer Tasse Tee genossen wird. Denn sowohl Äpfel als auch Tee sind reich an sogenannten Flavonoiden. Ihr Verzehr schütze vor Krebs und Herzerkrankungen, schreiben Forscher im Fachblatt «Nature Communications».

Flavonoide sind bestimmte Pflanzenstoffe, die verschiedene Funktionen erfüllen. Derzeit sind mehr als 8000 Flavonoid-Verbindungen bekannt.

Manche bestimmen die Farbe von Blüten und dienen so dem Anlocken von Bestäubern. Andere wirken als Fraßschutz vor Schädlingen und wieder andere als UV-Schutz für die Pflanzen. Doch auch für Menschen können Flavonoide positive Effekte haben. So haben frühere Studien darauf hingedeutet, dass die Stoffe die Körperabwehr und die Geisteskraft unterstützen, beim Abnehmen helfen und gegen Infektionen vorbeugen könnten.

Einen weiteren Hinweis liefert eine Studie der australischen Edith Cowan Universität und der Universität Kopenhagen. Das Team um die Ernährungsforscherin Nicola Bondonno und den Mediziner Frederik Dalgaard analysierte Daten einer dänischen Langzeitstudie, die unter anderem die Ernährung von mehr als 56 000 Teilnehmern zwischen 52 und 60 Jahren über einen Zeitraum von 23 Jahren erfasste. Diese Daten glichen die Forscher mit den Sterbefällen innerhalb der Gruppe ab.

Die Auswertung ergab, dass jene Teilnehmer, die regelmäßig Lebensmittel mit einem hohen Flavonoid-Gehalt zu sich nahmen, weniger wahrscheinlich an Krebs oder Herzerkrankungen starben. Besonders stark ausgeprägt waren diese Schutzeffekte bei jenen Menschen, die als Raucher oder Trinker ein erhöhtes Risiko für solche Erkrankungen hätten.

Für Erstautorin Bondonno bedeutet dies, dass der Verzehr entsprechender Lebensmittel insbesondere in diesen Risikogruppen gefördert werden sollte. «Allerdings wirkt der Konsum von Flavonoiden nicht allen erhöhten Sterblichkeitsrisiken entgegen, die mit dem Rauchen und einem starken Alkoholkonsum einhergehen», wird sie in einer Mitteilung der Edith Cowan Universität zitiert. «Bei weitem das Beste für die Gesundheit ist, mit dem Rauchen aufzuhören und den Alkoholkonsum zu reduzieren.» Weil die Änderung dieser Gewohnheiten vielen Menschen aber schwerfalle, solle gleichzeitig ein erhöhter Flavonoid-Verzehr angeregt werden.

Am niedrigsten war das Risiko für Krebs- und Herzerkrankungen bei jenen Teilnehmern, die etwa 500 Milligramm Flavonoide am Tag konsumierten. Dies könne leicht durch die Ernährung erreicht werden, betont Bondonno: «Eine Tasse Tee, ein Apfel, eine Orange, 100 Gramm Blaubeeren und 100 Gramm Brokkoli würden eine weite Bandbreite von Flavonoid-Verbindungen ergeben und davon insgesamt 500 Milligramm.»

Das ähnele den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), kommentiert Sabine Kulling vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Max Rubner-Institut) in Karlsruhe: «Die Studie bestätigt im Großen und Ganzen, dass eine Ernährung mit fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag, wie sie von der DGE seit langem empfohlen wird, gesundheitsfördernd ist. Durch Rauchen und Trinken verursachte Schäden können dadurch etwas abgemildert werden.»

Auf die Frage, inwieweit Flavonoide ursächlich vor Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen schützen, mahnt die Expertin, die nicht an der Studie beteiligt war, zu Vorsicht: «Das ist aus der Studie nicht abzuleiten.» Ein Problem epidemiologischer Studien sei, dass sie zwar Assoziationen aufzeigten, aber keine Kausalitäten: «Flavonoide sind hier eher als ein Marker oder Indikator für einen insgesamt gesünderen Ernährungs- und Lebensstil anzusehen. Möglicherweise leisten sie selbst auch einen kleinen Beitrag zum geringeren Sterblichkeitsrisiko, aber sie sind ganz sicher nicht allein dafür verantwortlich.»

Dies würden auch die Daten in der Studie zeigen: Werden in der Auswertung auch rotes und prozessiertes Fleisch, Fisch, Ballaststoffe gesättigte und ungesättigte Fettsäuren berücksichtigt, war der Schutzeffekt der Flavonoide deutlich geringer.

Nichtsdestotrotz lobt Kulling die Untersuchung: «Ernährung ist sehr komplex, und viele Faktoren beeinflussen Krankheitsrisiken. Umso wichtiger sind derartige Studien.» Sie weist allerdings auf eine Einschränkung der Studie hin: Die Teilnehmer wurden je nach Flavonoid-Aufnahme in fünf Gruppen eingeteilt. Diese Aufnahme beruhte auf einer einzigen, wenn auch fundierten Befragung über die Ernährung zu Beginn der Studie. Dies wurde in den folgenden 23 Jahren nicht wieder überprüft.

«Das mittlere Alter der Probanden lag bei 56 Jahren, viele sind im Untersuchungszeitraum vermutlich aus dem Berufsleben ausgeschieden», erläutert Kulling. Ein neuer Lebensabschnitt führe vermutlich auch zu Veränderungen in der Ernährung oder im Lebensstil.

Unabhängig davon sei schon vorher gezeigt worden, dass Flavonoide einen Beitrag für die Gesundheit leisten können, indem sie etwa das Verkleben von Blutplättchen hemmen, was für Herz-Kreislauferkrankungen wichtig sei, so Kulling.

Unklar bleibe, was Flavonoide so gesund mache, betont auch Autorin Bondonno. «Alkoholkonsum und Rauchen fördern Entzündungen und die Schädigung von Blutgefäßen, was das Risiko für eine Reihe von Krankheiten erhöhen kann.» Andere Studien hätten belegt, dass Flavonoide entzündungshemmend und positiv auf Blutgefäße wirkten. «Das könnte erklären, warum diese mit einem geringeren Risiko für Herztod und Krebs in Verbindung gebracht werden.»

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