US-Strafzölle auf Wein alarmieren deutsche Winzer
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Die vom Handelsministerium in Washington verhängte Zollerhöhung um 25 Prozent ist ab Freitag dieser Woche gültig. Neben anderen Produkten ist Wein aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien betroffen. Hintergrund ist die Entscheidung der Welthandelsorganisation, wonach die USA wegen unzulässiger Subventionen der EU für den Flugzeughersteller Airbus <NL0000235190> Strafzölle auf Importe im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar erheben darf.
"Wir gehen davon aus, dass die neuen Zölle einen spürbaren Schaden für die Weinexporteure verursachen werden", sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz. "Die USA sind Weinexportland Nummer eins für Deutschland, der Riesling steht dabei ganz oben." Im vergangenen Jahr wurden rund 171 000 Hektoliter Wein im Wert von 71 Millionen Euro in die USA ausgeführt. Eine Wettbewerbsverzerrung sieht Büscher in dem Umstand, dass deutsche, französische und spanische Weine, nicht aber Wein aus Italien, Griechenland oder Portugal von den Strafzöllen betroffen sind.
Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), dem auch das Weingut Peter Lauer angehört, zeigt sich entsetzt, dass deutsche Weine als Revanche für "vermeintlich ungerechtfertigte Subventionen in der Flugzeugindustrie" herhalten müssten. "Es ist leider oft so, dass auf dem Rücken der Landwirtschaft die Lasten fehlgesteuerter Industriepolitik ausgetragen werden", erklärt VDP-Präsident Steffen Christmann. Etwa ein Viertel der VDP-Weine gehen ins Ausland, mit steigender Tendenz. "Dieses zarte Pflänzchen wird nun schwer beschädigt, wenn ab Landesgrenze USA 25 Prozent Strafzoll erhoben wird."
Am stärksten werde die Wirkung der Strafzölle im harten Wettbewerb in den Weinregalen des Einzelhandels zu spüren sein, erwartet der Geschäftsführer des Verbands der Rheinhessischen Weinkellereien, Albrecht Ehses. "Da kann man mit Preiserhöhungen von zwei bis vier Dollar je Flasche rechnen. Dann greift der Kunde schnell zu einem anderen Wein." Rheinhessen, Mosel-Saar-Ruwer und die Pfalz seien die drei Anbaugebiete mit den höchsten Weinexporten, erklärt Ehses. Größere Exportbedeutung habe auch noch der Weinbau in Rheingau und in Franken.
Eine entscheidende Frage wird sein, wie lange die Strafzölle auf Wein bleiben werden. Noch gebe es bei den US-Importeuren größere Bestände, erklärt Büscher. Wenn diese aufgebraucht seien, werde die Wirkung der Strafzölle voll zum Tragen kommen.
Winzer Lauer ist in diesen Tagen ständig im Gespräch mit seinem US-Importeur Vom Boden, um eine Lösung für die Verteilung der erhöhten Zollbelastung zu finden. "Einen Anteil müssen wir bezahlen, einen Teil der Importeur und der Konsument." Es gebe die kleine Hoffnung, dass die Strafzölle in absehbarer Zeit wieder ausgesetzt werden könnten. Dann wäre er bereit, einen Teil der Bürde zu tragen. "Mittelfristig ist das dann aber nicht mehr rentabel."
Das Weingut Peter Lauer exportiert etwa 15 bis 17 000 Liter im Jahr in die USA. "Das macht etwa 25 Prozent unseres gesamten Geschäfts aus", sagt Lauer. Einige Kollegen hätten noch höhere US-Marktanteile. Der Export nach China sei für ihn nur halb so bedeutend. Und mit dem nahenden Brexit sei auch die Ausfuhr nach Großbritannien gefährdet.
Der Weinbau dürfe nicht als Sündenbock für Strafen herhalten, die den europäischen Flugzeugbau treffen sollten, protestiert Lauer. Hier erwarte er von der Bundesregierung oder der Landesregierung einen Ausgleich etwa in Form von Steuererleichterungen.
Nach vielen Gesprächen mit seinem Importeur ist für Florian Lauer klar, dass Trump mit den Strafzöllen vor allem die großen Metropolen an der West- und Ostküste treffen wolle, wo ein guter Wein aus Europa geschätzt werde und vorwiegend die Wähler der Demokratischen Partei zu Hause seien. Mit Blick auf die Tochter und Beraterin des US-Präsidenten fügt der Winzer hinzu: "Schaumwein ist von den Strafzöllen ausgenommen - ich habe ja keine Ahnung, ob Ivanka Trump gerne Champagner trinkt."/pz/DP/zb (dpa)