Stress auf dem Weg zur Arbeit kann die Produktivität der Mitarbeitenden beeinträchtigen
WHU - Otto Beisheim School of Management
Die Bahn hat Verspätung, mit dem Auto steht man im Stau und auch der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad kann in dicht gedrängten Straßen nervenaufreibend sein. Keine guten Voraussetzungen für einen gelungenen Start in den Arbeitstag. Dass dies aber auch die Produktivität im Büro negativ beeinflussen kann, belegt die Studie „Stop and Go, Where is My Flow?“ von Prof. Dr. Fabiola Gerpott, Inhaberin des Lehrstuhls für Personalführung an der WHU, und ihrer Kollegen Wladislaw Rivkin (Trinity College Dublin) und Dana Unger (Norwich Business School).
Um die Auswirkungen des Pendelns auf die Effizienz von Mitarbeitenden bei der Arbeit zu untersuchen, führte das internationale Forscherteam zwei Studien durch. In den Studien beantworteten Arbeitnehmer, die den Weg zur Arbeit regelmäßig mit dem Auto, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad zurücklegten, über einen Zeitraum von zehn Tagen täglich drei Fragebögen. In den Umfragen machten die Studienteilnehmenden Angaben zu ihren Pendel- und Arbeitserfahrungen am jeweiligen Tag.
Es stellte sich heraus, dass negative Erlebnisse während des morgendlichen Pendelns zu schlechteren Arbeitsabläufen führten und sich darüber hinaus negativ auf das Engagement der Angestellten auswirkten. Dieser negative Zusammenhang war dann besonders ausgeprägt, wenn die Angestellten über eine hohe Impulskontrolle verfügen mussten, also mit schwierigen Kunden oder Kollegen umgehen mussten. In der zweiten Studie kristallisierte sich heraus, warum diese Produktivitätseinbrüche durch das Pendeln entstehen können: Ein stressiger Weg zur Arbeit beeinträchtigt die Fähigkeit, sich selbst für anstrengende Aufgaben zu motivieren. Ein anstrengender Arbeitsalltag kann danach schlechter bewältigt werden.
Die Forscherinnen und Forscher konnten durch die Untersuchungen jedoch auch mehrere Strategien aufzeigen, durch die sich negative Erlebnisse auf dem Weg zur Arbeit weniger stark auf die Produktivität der Mitarbeitenden auswirkten. So hilft es beispielsweise, vor dem Arbeitsbeginn einen kurzen Plausch mit einem Kollegen zu halten oder eine kurze Achtsamkeitsübung zu machen. Außerdem sollte die Arbeit so strukturiert werden, dass verbrauchte Energie wieder aufgefüllt wird. Der oder die Betroffene sollte zu Beginn eine Aufgabe wählen, die schnell zum Erfolg führt. Außerdem ist die Abwechslung zwischen monotonen und herausfordernden Aufgaben und das Setzen angemessener Fristen sinnvoll.
Die Unternehmen selbst können dabei unterstützen, indem sie flexible Arbeitszeiten ermöglichen, sodass Arbeitnehmer nicht zwingend zu Stoßzeiten pendeln müssen. Alternativ können Unternehmen das Pendeln auch ganz abschaffen und die Mitarbeitenden vermehrt von zu Hause aus arbeiten lassen – dann allerdings muss auf ausreichend sozialen Austausch geachtet werden. Autonomie bei Entscheidungen und wenige Unterbrechungen bei der Arbeit helfen den Angestellten ebenfalls.
Originalveröffentlichung
Gerpott, F./Rivkin, W./Unger, D. (2021). Stop and Go, Where is My Flow? How and When Daily Aversive Morning Commutes are Negatively Related to Employees' Motivational States and Behavior at Work, in: Journal of Applied Psychology. April 2021. https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Fapl0000899
Originalveröffentlichung
Gerpott, F./Rivkin, W./Unger, D. (2021). Stop and Go, Where is My Flow? How and When Daily Aversive Morning Commutes are Negatively Related to Employees' Motivational States and Behavior at Work, in: Journal of Applied Psychology. April 2021. https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Fapl0000899
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