Kurz- und mittelkettige Chlorparaffine

Im Fokus der Lebensmittelsicherheit und der ökotoxikologischen Risikobewertung

01.08.2017 - Deutschland

Kurz- und mittelkettige Chlorparaffine wirken toxisch auf aquatische Organismen. Sie sind biologisch schwer abbaubar, verbleiben für lange Zeit in der Umwelt und können daher in lebenden Organismen bioakkumulieren und sich in der Nahrungskette von Mensch und Tier anreichern. Mittlerweile sind sie in den meisten Umweltkompartimenten in Spuren nachweisbar, so in Wasser, Boden, Biota und im menschlichen Fettgewebe. Der Haupteintragsweg von Chlorparaffinen (SCCP und MCCP) in die Umwelt sind Emissionen aus der Metall- und Lederverarbeitung (als Abwasser) sowie aus der Abfallbehandlung und Deponierung von Kunststoffen (in Form von Abluft und Abwasser).

Aufnahme in die Stockholm-Konvention

Infolgedessen wurde auf der achten Konferenz der Vertragsparteien der Stockholm-Konvention, die vom 24. April bis zum 5. Mai 2017 stattfand, Anhänge A dieses Übereinkommens geändert und führt nun auch kurzkettige Chlorparaffine (SCCP) als Chemikalien mit potenziellen nachteiligen Wirkungen mit spezifischen Ausnahmen auf 1. Ihre Produktion und Verwendung in Europa ist eingeschränkt und reguliert 2.

Schwer nachweisbar

Der Nachweis und die Quantifizierung von Chlorparaffinen stellen analytische Herausforderungen dar: Chlorparaffine sind in der Umwelt in geringen Konzentrationen präsent. Sie sind sehr komplexe Gemische von Isomeren Mischungen und somit nur schwer chromatographisch zu trennen. Obwohl es bislang keinen Konsens für die Verwendung eines validierten analytischen Verfahrens zur routinemäßigen Monitoring von Chlorparaffinen in Umweltproben, Biota sowie Lebens- und Futtermitteln gibt, gibt es verschiedene analytische Methoden, die zum Nachweis und zur Quantifizierung von Chlorparaffinen eingesetzt werden.

Laborvergleichsuntersuchungen des EU-Referenzlabors für Dioxine und PCB

Um eine gemeinsamen Basis für die Chlorparaffin-Analyse in Lebens-und Futtermitteln zu schaffen und schließlich vergleichbare Analysenergebnisse gewährleisten zu können, hat das EU-Referenzlabor für Dioxine und PCB in Futtermitteln und Lebensmitteln eine Reihe von Laborvergleichsuntersuchungen, die auf Empfindlichkeit, Selektivität und Robustheit bei der Bestimmung von SCCP und MCCP abzielen, als Teil des Arbeitsprogramm der nächsten Jahre gestartet. Dies deutet stark darauf hin, dass Chlorparaffine innerhalb der Europäischen Union in den Fokus der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit gerückt sind und in der Zukunft in die Lebensmittel- und Futtermittelgesetzgebung eingebunden werden könnten.

Das Kompetenzzentrum für die Analytik von Dioxinen und PCB im Eurofins Labornetzwerk – Eurofins GfA Lab Service GmbH – hat an der ersten Runde dieser Laborvergleichsstudien teilgenommen. Eurofins GFA Lab Service GmbH wird auch an zukünftigen Studien teilnehmen, um die Richtigkeit und Vergleichbarkeit und damit die Qualität des gesamten analytischen Portfolios sicherstellen zu können.

Chlorparaffine – Hintergrundinformationen

Chlorparaffine (CP) sind komplexe Substanzgemische aus polychlorierten, gesättigten, unverzweigten Kohlenwasserstoffen. Der Chlorierungsgrad variiert zwischen 30 und 70 Massenprozent. Diese Chemikalien werden entsprechend der Länge des Kohlenstoff-Gerüsts in kurzkettige Chlorparaffine (short chain CP, SCCP, C10 – C13), mittelkettige Chlorparaffine (medium chain CP, MCCP, C14 – C17) und langkettige Chlorparaffine (long chain CP, LCCP, > C17) unterteilt. Die Chlorparaffine finden u.a. Verwendung als Flammschutzmittel und Weichmacher in PVC und Lackrohstoffen sowie als Bestandteil von Anstrichmitteln und Schmierflüssigkeiten z. B. bei der Metallbearbeitung. Der Hauptanwendungsbereich für kurzkettige Chlorparaffine (C10-C13) ist die Metallverarbeitung, die mittelkettigen Chlorparaffine (C14-C17) finden Ihren Einsatz als Weichmacher und Flammschutzmittel in verschiedenen PVC-Produkten wie z.B. in Fußbodenbelägen, Kabelummantelungen und Isolierungen.

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