Roter Riesling entstand aus Weißem Riesling-nicht umgekehrt
Erbinformation für Riesling-Rotfärbung ist auf dem Chromosomensatz des weißbeerigen Elternteils `Weißer Heunisch` verortet
JKI/Röckel
Die Eltern der Riesling-Rebe sind der weißbeerige ‘Weißer Heunisch‘ und vermutlich ein Sämling von ‘Traminer‘ und V. sylvestris mit unbekannter Beerenfarbe. Daher hätte die rote Farbe theoretisch von dem zweiten Elternteil herrühren können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Geilweilerhof in Siebeldingen untersuchten zunächst zwei Gene (VvmybA1 und VvmybA2), von denen bekannt ist, dass sie die Farbgebung dunkler Weinbeeren regulieren. In weißen Rebsorten sind diese Genabschnitte verändert (mutiert). Daher bilden sie zu Reifebeginn keine Farbpigmente (v.a. Anthocyane) in den Beeren aus.Die Ergebnisse der PCR-Tests und Sequenzierungen des ´Roten Rieslings´ überraschten jedoch: Keines der beiden bekannten Gene VvmybA1 und VvmybA2 war für die rote Farbe der Trauben verantwortlich.
Um den unbekannten Genort für die Farbbildung eingrenzen zu können, erzeugte Dr. Franco Röckel mithilfe von Selbstbefruchtung RW und RR-Sämlinge, deren Farbausprägung auf beiden Chromosomen identisch codiert ist (homozygote Allele). Bei den anschließend durchgeführten PCR-Tests fand man ein neues Produkt, das sich bei genaueren Untersuchungen als eine bisher unbekannte VvmybA-Genvariante (VvmybA3/1RR) herausstellte. Diese Genvariante ist ebenfalls in der Lage, die Farbbildung bei der Beerenreife einzuleiten. Um zu klären, von welchem Elternteil die mutierte Haplophase abstammt, analysierte der JKI-Wissenschaftler die reinerbigen RR-Nachkommen mit Hilfe sogenannter SSR-Marker (Mikrosatelliten). Diese charakteristischen Gensequenzen, die einem genetischen Fingerabdruck entsprechen, erlauben die eindeutige Zuordnung zu dem RW-Elter ‘Weißer Heunisch‘. Folglich muss VvmybA3/1RR durch eine Mutation im ‘Weißen Riesling‘ entstanden sein, da weder eine vergleichbare rote Heunisch-Farbmutante heutzutage bekannt ist, noch in der Vergangenheit beschrieben wurde, die die Mutation hätte vererben können.
Alle rund 17 untersuchten ‘Riesling Rot‘-Klone der Studie weisen dieselbe Mutation auf. Die JKI-Forschenden gehen deshalb davon aus, dass die Mutation einmalig in RW entstanden und folglich auf eine mutierte Pflanze zurückzuführen ist. Weshalb aber ‘Riesling Rot‘ immer wieder zu weiß zurückmutiert, bleibt ungeklärt.
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