Zucker: Geringer Produktionsanstieg trotz Rekordpreisen

EU-Zuckermarkt mehr als reformbedürftig, um mittelständische Verarbeitungsbetriebe wettbewerbsfähig zu halten

05.09.2023 - Deutschland
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Symbolbild

Für das im September beginnende neue Zuckerwirtschaftsjahr erwarten die Hersteller von Süßwaren keine wirkliche Entlastung bei den Zuckerpreisen. Zwar rechnet die Europäische Kommission mit einer leichten Steigerung der Produktionsmenge von 6 % auf 15,5 Mio. t. Doch reicht dies noch lange nicht aus, um den europäischen Bedarf der Verbraucher und der Lebensmittelwirtschaft in Höhe von 17,5 Mio. t ausreichend zu decken. Dies setzt insbesondere die kleineren und mittleren Betriebe unter Druck. Rund die Hälfte der über 220 Unternehmen in Deutschland haben unter 100 Beschäftigte. Der extreme Kostendruck seit 2020 setzt sich somit unvermindert fort. Gleichzeitig wird die exportorientierte Branche im internationalen Wettbewerb deutlich geschwächt. Zucker ist der letzte, durch die Marktordnung mit ihren hohen Außenzöllen geschützte Agrarsektor der EU.

Wachsende Kostenbelastung durch stark gestiegene Zuckerpreise

In der derzeitigen schwierigen Wirtschaftslage bilden die explodierenden Rohstoffkosten das größte Problem, die zu den ohnehin hohen Energiekosten in Deutschland hinzukommen. So stieg der europäische Zuckerpreis im vergangenen Jahr dramatisch an und befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch. Im Juni 2023 lag er um über 80 % über dem Niveau des Vorjahres. Dies geht aus den Zahlen der EU-Kommission zu den europäischen Industrieabgabepreisen von Zucker hervor.

Schutzzölle am EU-Zuckermarkt treffen letztendlich die Verbraucher

Dabei sind die Inflationsentwicklungen in bestimmten Bereichen "hausgemacht". Seit Jahren bemängelt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) gemeinsam mit anderen zuckerverarbeitenden Branchen die politische Ausgestaltung des europäischen Zuckermarktes. Noch immer ist der Zuckermarkt mit hohen Schutzzöllen vom Weltmarkt weitestgehend abgeschirmt. Die wenigen Einfuhrkontingente, die die EU anderen Produzenten ermöglicht, sind zu unflexibel und stehen zudem lediglich den europäischen Anbietern von Zucker selbst zur Verfügung. Denn der importierte unfertige Rohzucker muss erst von der europäischen Zuckerindustrie noch zu Weißzucker raffiniert werden. Diese sogenannte "Beiraffination" erfolgt jedoch nicht zur Entlastung des Marktes, sondern vor allem zur Verlängerung der Zuckerkampagne.

Kurzfristige Marktöffnungen könnten entlasten, ändern aber nichts am Reformbedarf

Der BDSI fordert daher mehr Marktorientierung, die Berücksichtigung des klimatischen Wandels im europäischen Zuckerrübenanbau und ein Aussetzen der hohen Schutzzölle, so dass auch Zucker aus anderen Regionen der Welt importiert werden kann. Ein Gegensteuern der Politik wäre notwendig, um die Knappheit am Markt sowie die Preisinflation beim Zucker einzudämmen. "In dieser äußerst angespannten Situation für die Süßwarenindustrie in Deutschland und der Europäischen Union muss die EU-Kommission endlich handeln und kurzfristig den europäischen Markt für Weißzuckerimporte öffnen", sagt Bastian Fassin, Vorsitzender des BDSI. "Trotz der hohen Zuckerpreise ist die Zuckerproduktion der EU immer noch viel zu niedrig und die Versorgungslage gefährdet. Das zeigt eindeutig, dass es ohne weitere Einfuhrkontingente oder das Aussetzen des protektionistischen EU-Schutzzolls nicht geht." Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen ist jedoch eine langfristig angelegte Neuausrichtung des EU-Zuckermarktes aus Sicht des BDSI zwingend notwendig.

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