EU-Aquakultur stagniert trotz umfangreicher Förderung
Zur Unterstützung der Zucht von Fischen und Meeresfrüchten fließt über sieben Jahre 1 Milliarde Euro.
Europäischer Rechnungshof
Die Aquakultur ist ein wichtiges Element der Strategie für die sogenannte blaue Wirtschaft der EU. Sie trägt zur Ernährungssicherheit bei und wird im Rahmen des europäischen Grünen Deals als Proteinquelle mit vergleichsweise geringem CO2-Fußabdruck gefördert. Mit Unterstützung aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (1,2 Milliarden Euro im Zeitraum 2014–2020) und seinem Nachfolger, dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (1 Milliarde Euro im Zeitraum 2021–2027), will die EU die langfristige ökologische Nachhaltigkeit der Aquakultur sichern und zugleich wirtschaftlich, sozial und beschäftigungspolitisch profitieren. Die Ergebnisse würden jedoch nur allmählich sichtbar und könnten noch nicht zuverlässig gemessen werden.
"Die EU hat die Aquakultur in den letzten Jahren stark unterstützt, da sie ein wichtiges Element ihrer Strategie für die blaue Wirtschaft ist. Leider bleibt der erhoffte Erfolg bisher aus", so Nikolaos Milionis, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Europäischen Rechnungshofs.
Die Mittel, die 2014–2020 allein der Aquakultur zugeflossen seien, hätten dem mehr als Dreifachen dessen entsprochen, was im Zeitraum 2007–2013 insgesamt ausgegeben worden sei. Allerdings hätten weder die Europäische Kommission noch die EU-Länder nachgewiesen, dass eine derartige Aufstockung notwendig war, und die Prüfer hätten Grund zu der Annahme, dass zu viel EU-Geld auf den Tisch gelegt wurde. Ein großer Teil davon sei nämlich gar nicht in Anspruch genommen worden und die EU-Länder seien möglicherweise nicht in der Lage, alle verfügbaren Mittel bis 2023 auszugeben – denn nur bis dahin sind Ausgaben förderfähig. Dies habe unter anderem dazu geführt, dass die EU-Länder praktisch alle Projekte finanziert hätten, unabhängig vom erwarteten Beitrag zu den EU-Zielen bei der Aquakultur. Ein selektiverer Ansatz hätte möglicherweise zu besseren Ergebnissen geführt.
Die Prüfer stellen fest, dass die Aquakultur-Produktion in der EU trotz der für den Zeitraum 2014–2020 bereitgestellten 1,2 Milliarden Euro insgesamt stagniert. In Italien und Frankreich, die zu den größten Erzeugerländern zählten, sei ihr Volumen sogar zurückgegangen. Auch die sozioökonomischen Indikatoren erschienen nicht vielversprechend. Die Zahl der Aquakultur-Betriebe sei rückläufig, und die Anzahl der dort Beschäftigten sei zwischen 2014 und 2020 von rund 40 000 auf rund 35 000 zurückgegangen.
Die Prüfer weisen auch auf Schwachstellen im Überwachungssystem hin. So hätten sie keine einheitlichen Indikatoren finden können, die es ihnen ermöglicht hätten, die ökologische Nachhaltigkeit der Branche zu bewerten, obwohl diese zu den Hauptzielen der EU-Politik gehöre. Noch schlimmer sei die Lage bei den derzeit vorliegenden Daten darüber, was mit den EU-Mitteln erreicht wurde. Diese Daten seien weder in sich stimmig noch zuverlässig: Die Ergebnisse seien eindeutig überbewertet, Werte würden dreifach gezählt, und je nach gewähltem Berichtssystem schwankten die Zahlen. Daher hätten die Prüfer den Beitrag der EU-Fonds zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit der Aquakultur oder zu ihrer Wettbewerbsfähigkeit nicht ermitteln können.
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