Coca-Cola fliegt bei Lidl aus den Regalen
Eine Kultmarke wie Coca-Cola aus dem Laden zu verbannen, ist ein ungewöhnlich drastischer Schritt des Discounters. Doch spielte die Brause aus Atlanta in den vergangenen Monaten eine Schlüsselrolle im Preiskampf auf dem deutschen Markt.
Seitdem Discount-Marktführer Aldi vor gut einem Jahr begann, neben der billigen Eigenmarke auch Coca-Cola zu verkaufen, haben Wettbewerber wie Lidl oder Rewe fast wöchentlich die Chance genutzt, mit Sonderangeboten den Aldi-Festpreis von zuletzt 89 Cent für die 1,25 Liter-Flasche zu unterbieten und damit Aldis Rolle als Preisführer infrage zu stellen.
Rewe bot die Zwei-Liter-Flasche Coca-Cola in diesem Jahr zeitweise schon für 1 Euro an - und drückte damit den Literpreis auf rekordverdächtige 50 Cent. Zum Vergleich: Bei Aldi zahlt der Kunde 71 Cent. Die Botschaft für die Verbraucher war klar: Die Zeiten, in denen es als ehernes Gesetz im deutschen Einzelhandel galt, dass Aldi die Preisuntergrenze bei Lebensmitteln des täglichen Bedarfs setzt, sind vorbei.
Um sein Billig-Image zu verteidigen, setzt Aldi inzwischen teilweise im Wochentakt öffentlichkeitswirksam den Rotstift bei immer neuen Produktkategorien an. Erst am vergangenen Wochenende senkte der Marktführer die Preise für verschiedene Frühstücksprodukte wie Cerealien oder Müsli. Eine Woche davor hatte er bereits Eier und Instant-Kaffee verbilligt. Zuvor waren die Preise für Wurstwaren, Reis und Butter gesenkt worden.
Coca-Cola Deutschland kann der durch die Preisschlacht ausgelöste Preisverfall bei seinem wichtigsten Produkt nicht recht sein. Nach Informationen des Fachblattes "Lebensmittel Zeitung" wollte der Markenartikler in diesem Jahr eigentlich eine Preiserhöhung durchsetzen. Da war der Konflikt mit den selbstbewussten Handelsriesen wohl vorprogrammiert.
Der Handelsexperte Matthias Queck vom Marktinformationsdienst Planet Retail rechnet dennoch nicht damit, dass der Rauswurf von Coca-Cola bei Lidl endgültig ist. "Das ist wahrscheinlich ein Machtspiel, auf welchen Preis man sich am Ende einigt." Doch sei es denkbar, dass der Händler es darauf ankommen lasse, ein paar Wochen ohne Coca-Cola dazustehen, um seine Macht zu zeigen.
Doch egal wie der Kampf um die Cola ausgeht, der Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel dürfte in den kommenden Monaten eher an Intensität gewinnen. Gut zwei Jahre lang sei es beim Thema Preissenkungen relativ ruhig gewesen, meint Wolfgang Aldwarth, Handelsexperte bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK <GFK.ETR>). Die steigenden Rohstoffpreise hätten Rotstiftaktionen kaum zugelassen. "Und Preiserhöhungen kommuniziert man natürlich nicht." Doch jetzt sei der Anstieg der Rohstoffpreise abgeflaut. Es gebe wieder Spielraum. Der Experte ist deshalb überzeugt, "dass Preissenkungen in diesem Jahr wieder eine größere Rolle im Wettbewerb spielen werden"./rea/DP/stb
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