Aktuelle BME Studie „Elektronische Beschaffung 2014
E-Lösungen: Best Practice noch in weiter Ferne
Die BME-Studie belegt, dass sowohl technisch als auch organisatorisch von Systemanbietern und Unternehmen eine Reihe Hausaufgaben zu erledigen sind. Je nach Tool geben nur zwischen null Prozent (E-SCM) und 11,6 Prozent (Elektronische Kataloge, Auktionen) an, „Best Practice“ erreicht zu haben. Funktionalitäten und Benutzerfreundlichkeit der Systeme werden zwar positiv eingeschätzt, aber je nach Tool sind nur 50 bis 60 Prozent der Unternehmen zufrieden. Sicherlich wachsen die Ansprüche – nicht zuletzt getrieben durch die immensen technischen Entwicklungen im privaten Kommunikationsbereich, die indirekt auf die Tools übertragen werden. Gleichzeitig existieren – zum Beispiel mit Blick auf die Ausschreibungslösungen – auch noch einige durchaus fundamentalere Probleme (etwa Schnittstellen zur Durchgängigkeit der Prozesse), die seitens der Systemanbieter zu lösen sind. Hierzu ist ein intensiver Dialog zwischen Systemanbietern und Kunden notwendig, nicht zuletzt, um notwendige Standards zu etablieren und weiter auszubauen.
Ergebnisse des BME-Stimmungsbarometers Elektronische Beschaffung 2014:
Prozesseinsparungen:
Im Mittel reduzieren die Unternehmen ihre Prozesskosten bei dezentralen Bestellprozessen über Katalogsysteme um 25,9 Prozent, bei Ausschreibungsprozessen um 13,9 Prozent und bei Verhandlungsprozessen (Auktionen) um 7,2 Prozent. Allerdings schwanken die Einsparungen – je nach Ausgangslage – zum Teil erheblich. Dies deutet darauf hin, dass einerseits die Systeme unterschiedlich umfassend und nicht überall gleich professionell eingesetzt werden. Andererseits variiert natürlich das Leistungs- und Kostenniveau vor der Einführung des Tools
Einsparungen Einstandspreise (Anschaffungskosten):
Bei den Einstandspreisen konnten die Unternehmen durchschnittlich 8,4 Prozent bei Katalogsystemen, 7,0 Prozent bei Ausschreibungslösungen und 10,8 Prozent bei Auktionslösungen einsparen. Allerdings gibt es sowohl Firmen, die entweder deutlich über diesen Werten lagen als auch stark darunter.
Elektronische Kataloge:
C-Güter- (E-Katalog-) Systeme sind aus dem Geschäftsalltag von Global Playern und KMU nicht mehr wegzudenken. Die Tools scheinen technisch ausgereift; auch die organisatorischen Probleme hinsichtlich der Prozessgestaltung in den Unternehmen werden zunehmend besser beherrscht.
Elektronische Ausschreibungen:
Bei geplanten Neueinführungen liegen sie an zweiter Stelle (19,5 Prozent). Das zeigt, dass diese Systeme bei den Usern grundsätzlich als sinnvoll angesehen werden und auch weiter ausgebaut werden sollen.
Elektronische Auktionen:
Diese Tools sind nach wie vor nicht in der Breite angekommen.
Lieferantenmanagement/E-SRM:
Elektronische Lösungen in diesem Bereich sind in vielen Unternehmen stärker in den Mittelpunkt der Aktivitäten gerückt. Die Quote der Unternehmen, die auf Lieferantenmanagement/E-SRM langfristig verzichten wollen, ist aktuell unter 20 Prozent gesunken – somit könnte sich hier ein weiteres „Standard-Tool“ etablieren.
Supply Chain Management/E-SCM:
E-SCM-Lösungen werden von den Firmen wieder häufiger genutzt, sicherlich aufgrund der Tendenz zur engeren Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Sie erfahren aber nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie Systeme für Lieferantenmanagement/E-SRM.
Servicequalität:
Grundsätzlich sehen die meisten Anwender die Servicequalität eher positiv, auch wenn die Zufriedenheit bei E-Katalogen und -Ausschreibungen in den vergangenen Jahren leicht abnahm. Sehr zufrieden oder zufrieden ist aber bei Ausschreibungen aktuell nicht einmal die Hälfte der Betriebe.
Nutzungsintensität:
Hier schätzen KMU die Nutzungsintensität und den Reifegrad der Systeme aktuell höher ein als Großunternehmen, obwohl sie die Systeme im Schnitt später eingeführt haben. Bei ihnen ist die Nutzungsintensität insgesamt sogar gestiegen. Offenbar sind KMU schneller in der Lage, die Systeme auszurollen und intensiver anzuwenden – was sicherlich in der geringeren Komplexität der Beschaffungsorganisation und dem kleineren Beschaffungsportfolio begründet liegt.
Neue Ansätze:
Web-2.0-Technologien wie Wikis, Blogs oder Professional (Social) Networks spielen mit Blick auf die klassischen Tools der elektronischen Beschaffung aktuell für viele nur eine Nebenrolle. Dennoch ist auch hier unverkennbar, dass sich einige als „First Mover“ intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen und diese Technologien auch in die Beschaffungsabläufe integrieren wollen. In Verbindung mit dem Schlagwort „Big Data“ existieren mittlerweile erste interessante Ansätze im Beschaffungsbereich, die die Entwicklung der nächsten Jahre prägen könnten.
Fazit:
Die aktuelle Studie zeigt, dass der wesentliche Impuls zur Nutzung aller Tools vom Einkauf ausgeht. Das Procurement war, ist und bleibt wesentlicher Treiber dieser Anwendungen im Unternehmen. Allerdings sind E-Lösungen keine Standardsoftware, die nach der Einführung unverändert läuft. Auf Einkäufer und Systemanbieter warten noch eine Menge Hausaufgaben.
Ausführliche Studienergebnisse im Downloadbereich der Webseite www.bme.de (Nutzen sie den direkten Link rechts oben neben dem Artikel)