Von Baltimore nach Hohenheim für die Ehrnährungswissenschaften
Neue Professur Nutrigenomics an der Universität Hohenheim erweitert das Angebot der Ernährungswissenschaften / Förderung von 90.000 Euro
Gerichte, die schwer im Magen liegen, Diäten, die einfach nicht anschlagen wollen, oder Nahrungsmittel, die man einfach nicht verträgt: was einer Person gut tut, kann bei einer anderen nutzlos oder schädigend sein. Das Problem: jeder Körper reagiert anders auf Lebensmittel.
„Ob man nun Lactose-Intolerant ist oder zum Übergewicht neigt – vieles hängt mit den Genen zusammen, denen des Menschen und denen der Myriaden von Mikroorganismen. Diese leben im Magendarmtrakt und stehen dem Menschen bei der Verarbeitung von Lebensmitteln zur Seite“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Florian Fricke sein neues Fachgebiet. „Mit diesen Zusammenhängen zwischen der Ehrnährung und der genetischen Ausstattung des gesamten Verdauungssystems beschäftigt sich die Nutrigenomik.“
Um diesen Zusammenhang zu entschlüsseln, analysiert der Biologe die Genvariationen im Erbgut des Menschen und charakterisiert die Zusammensetzung bakterieller Gemeinschaften im Magendarmtrakt vor dem Hintergrund verschiedener Mechanismen des Stoffwechsels. „Wir wollen damit für die Zukunft erreichen, dass wir für jeden einzelnen Menschen die ideale Ernährungszusammensetzung für ein gesundes Leben herausarbeiten können“, erklärt Prof. Dr. Fricke.
Eine Bereicherung für das neue Profil der Bioökonomie „Für die Fakultät Naturwissenschaften und die Universität Hohenheim als Ganzes ist die Stärkung der Ernährungswissenschaften durch Prof. Dr. Fricke eine große Bereicherung“, sagt Prof. Dr. Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim. „Denn mit der neuen Professur unterstützt Prof. Dr. Fricke die neue Profilbildung der Universität Hohenheim auf dem Gebiet der Bioökonomie, insbesondere im Themenfeld ‚Lebensmittelverarbeitung, Ernährung und Gesundheit‘.“ Um den international anerkannten Professor nach Hohenheim zu holen, unterstützte das Wissenschaftler-Rückkehrprogramm die Universität Hohenheim mit 90.000 Euro für eine Illumina MiSeq Plattform für die Sequenzforschung von Prof. Dr. Fricke.
Prof. Dr. Wolfgang Florian Fricke
Das der Neuberufene ein exzellenter Experte ist, lässt sich an seinem Lebenslauf ablesen. Er ist nicht nur ein Mitglied der American Society for Microbiology (ASM) und der American Association for Cancer Research (AACR). 2010 wurde er vom Journal GenomeWeb mit dem "Tomorrow's PI"-Award ausgezeichnet. Geboren wurde W. Florian Fricke am 28.10.1974 in Lemgo, Nordrhein-Westfalen. Nach einem Biologie-Studium mit Diplomanschluss 2000 und Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen 2005, lehrte und bildete er sich auch dort bis 2006 fort. Von 2006 bis 2007 arbeitete er am renommierten TIGR-Institut (The Institute for Genomic Research) in Rockville, Maryland als Post-Doktorand. Am Institute for Genome Sciences der University of Maryland, School of Medicine, war Prof. Dr. Fricke von 2007 bis 2008 als Research Associate tätig. Seit 2010 arbeitete er in Maryland als Assistant Professor. Über seine Arbeit publizierte er bis heute 42 Artikel in wissenschaftlichen Journalen und war Co-Autor von insgesamt drei Büchern. Für seine Methode zur Diagnose und Differenzierung entzündlicher Darmerkrankungen anhand der bioinformatischen Analysis von Sequenzdaten der Darmflora hat er ein Patent angemeldet.
Hintergrund: „Wissenschaftler-Rückkehrprogramm GSO/CZS“
Das „Wissenschaftler-Rückkehrprogramm GSO/CZS“ der German Scholars Organization und der Carl-Zeiss-Stiftung unterstützt Universitäten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen dabei, sich im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe zu behaupten. Gefördert werden Berufungen von exzellenten deutschen Wissenschaftlern in den sogenannten MINT-Fächern und der Betriebswirtschaftslehre, die zum Zeitpunkt der Berufung im Ausland tätig sind. Je Professur stehen Fördermittel von durchschnittlich 100 000 Euro zur Verfügung. Hintergrund: „German Scholars Organization e.V.“ Die German Scholars Organization e.V. (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der sich für deutsche Wissenschaftler im Ausland engagiert und deren Rückanbindung an den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland fördert. Die GSO wurde im Jahre 2003 von Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft gegründet und hat ihren Hauptsitz in Berlin.