Mundt: «Wurstkartell» hat sich besonders bei Aldi-Preis abgesprochen

22.07.2014 - Deutschland

Das Bundeskartellamt hat durchgegriffen. Wegen verbotener Preisabsprachen bei Wurstwaren verhängten die Wettbewerbshüter eine der höchsten Kartellstrafen in der Geschichte der Behörde. Doch wie zuvor beim Bier regt sich auch bei der Wurst Widerstand.

Die Mitglieder des «Wurstkartells» haben sich nach Aussagen von Kartellamtspräsident Andreas Mundt besonders bei den Preisen für Aldi abgesprochen. Der Discounter sei bei der Festsetzung der Verkaufspreise in der Branche maßgebend, sagte Mundt der «Wirtschaftswoche».

«Zieht Aldi einen Preis nach oben oder unten, zieht der Rest der Branche relativ schnell nach. Es gab also Absprachen bezüglich des Zeitpunktes, damit möglichst viele Unternehmen gleichzeitig ihre Forderungen stellen», sagte Mundt. Das Bundeskartellamt hatte am Dienstag wegen verbotener Preisabsprachen Geldbußen von mehr als 338 Millionen Euro gegen 21 Wursthersteller verhängt. Von Aldi war am Wochenende keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Unternehmen hatten sich nach Angaben der Behörde über Preisspannen für Produkte wie Brühwurst oder Schinken abgestimmt und so beim Handel höhere Preise durchgesetzt. Dadurch mussten Verbraucher wahrscheinlich jahrelang zu viel Geld für Wurst bezahlen. Mehrere Unternehmen bestritten die Vorwürfe und kündigten juristische Schritte gegen die verhängten Bußgelder an, unter anderem die im Besitz von Clemens Tönnies befindliche Zur-Mühlen-Gruppe, aber auch Nestlé und mehrere kleinere Hersteller.

Der Wurstfabrikant Hans-Ewald Reinert aus dem westfälischen Versmold sagte der «Wirtschaftswoche», er werde die Strafe nicht akzeptieren und gegen den Bußgeldbescheid klagen. Er sei an Absprachen im Sinne des Kartellrechts nicht beteiligt gewesen. «Die Strafe, die uns aufgebrummt wurde, wird uns erheblich bei geplanten Investitionen lähmen. Sie wird es uns schwerer machen, im ohnehin schwierigen Wettbewerbsumfeld zu bestehen», sagte Reinert.

Auch im Skandal um das größte Bierkartell in Deutschland wehren sich mehrere Beschuldigte gegen ihre Bußgeldbescheide. Das Nachrichtenmagazin «Focus» nannte sechs Brauereien sowie den NRW-Brauerverband. Ein Zwischenverfahren laufe. Ein Sprecher der Bundeskartellamts bestätigte am Sonntag auf Anfrage, dass mehrere Beschuldigte gegen ihren Bußgeldbescheid vorgehen, nannte aber keine Details. Die Behörde hatte im Frühjahr eine der höchsten Kartellstrafen ihrer Geschichte verhängt: Elf Brauereien sollen zusammen fast 340 Millionen Euro zahlen.

Die Brauereien sollen Preisabsprachen für eines der beliebsten Getränke der Deutschen getroffen haben. Der Marktführer Radeberger hatte sofort Widerspruch gegen die verlangte Strafe eingelegt. Weitere Unternehmen folgten, wie der Sprecher sagte. -(dpa)-

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