Getreideernte in Höhe von 50 Millionen Tonnen übertrifft bisherige Erwartungen
Landwirte kämpfen mit schwierigen Witterungsbedingungen in der Ernte
„Die gute Entwicklung der Getreide- und Rapsbestände war bereits seit einiger Zeit erkennbar. Mit 50 Millionen Tonnen Getreide werden unsere Erwartungen durchaus übertroffen; allerdings mussten wir mit zum Teil schwierigen Witterungsbedingungen in der Ernte umgehen“, kommentiert Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, das diesjährige Ernteergebnis. Diese Zahl dürfe außerdem nicht darüber hinweg täuschen, dass die erzielten Erträge und Qualitäten regional sehr unterschiedlich ausfallen. So seien im Süden und im Westen Deutschlands zum Teil erhebliche Mindererträge zu verzeichnen. „Für die landwirtschaftlichen Betriebe in den betroffenen Regionen ist die wirtschaftliche Lage angesichts der deutlich gesunkenen Erzeugerpreise zusätzlich erschwert“, bemerkte Rukwied zur aktuellen Marktsituation.
Die Vegetationsbedingungen gestalteten sich im Verlauf des Jahres zunehmend schwierig. Ermöglichte der milde Winter noch einen frühen Vegetationsbeginn, waren die Frühjahrsmonate März und April kritisch. Sie waren durch überdurchschnittliche Temperaturen und wenig Niederschlag gekennzeichnet, so dass die Bodenfeuchte im Wintergetreide nahezu in ganz Deutschland neue Tiefstände erreichte. Erst im Mai setzten Niederschläge ein, die jedoch nicht flächendeckend fielen. Schwierig gestalteten sich auch die Wetterbedingungen zur Erntezeit in den vergangenen Wochen. Die unbeständige Witterung mit regionalen Unwettern mit Sturm, Starkregen oder sogar Hagel verzögerte die Ernte der reifen Getreidebestände, die vielfach ins Lager gegangen waren. „Für viele meiner Berufskollegen ist die Ernte in den letzten Wochen zu einer echten Hängepartie geworden“, hebt Rukwied mit Blick auf den Erntefortschritt hervor. Insbesondere die Weizenernte habe vielerorts noch nicht abgeschlossen werden können.
Nach Einschätzung des DBV erzielten die einzelnen Kulturen folgende Ernteergebnisse: Winterweizen wurde auf einer Fläche von knapp 3,2 Millionen Hektar (+ 3,5 Prozent gegenüber 2013) angebaut. Unter anderem wegen der zuletzt unbeständigen Witterungsverhältnisse ist noch etwa ein knappes Drittel der Weizenfläche zu ernten. Nahezu abgeschlossen werden konnte die Weizenernte im Süden Deutschlands und in Schleswig-Holstein. Nach den bisherigen Druschergebnissen werden im Bundesdurchschnitt gute Hektarerträge von knapp 8,3 Tonnen erzielt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Ertragssteigerung um drei Prozent. Somit ist in diesem Jahr eine Winterweizenernte in Höhe von 26,2 Millionen Tonnen zu erwarten, fast 1,6 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Die regenbedingten Ernteverzögerungen können dazu führen, dass in der noch zu erntenden Ware Qualitätskriterien wie die Fallzahlen – ein wichtiges Kriterium zur Bestimmung der Backqualität – niedriger als gewünscht ausfallen. Um die Qualität zu erhalten, ernten viele Landwirte den Winterweizen trotz hoher Feuchtegehalte, so dass für eine sichere Einlagerung eine kostenintensive Trocknung erfolgen muss. Durch den frühen Erntebeginn bei guten Witterungsbedingungen und die ausgeprägte Schönwetterphase in der zweiten Juli-Hälfte konnte die Wintergerste überwiegend unter trockenen Bedingungen eingebracht werden. Insgesamt haben die deutschen Bauern 9,1 Millionen Tonnen Wintergerste und damit 680.000 Tonnen mehr als im vergangenen Jahr geerntet. Bei einer gegenüber dem Vorjahr nur um zwei Prozent ausgeweiteten Anbaufläche von 1,24 Millionen Hektar ist auch hier das bessere Ernteergebnis in erster Linie auf die höheren Hektarerträge zurückzuführen, die im Bundesdurchschnitt bei nahezu 7,4 Tonnen liegen. In Relation zu den Vorjahreserträgen von knapp 7 Tonnen pro Hektar stiegen die diesjährigen Erträge um sechs Prozent, gegenüber dem langjährigen Mittel sogar um 12 Prozent.
Die Ernte der Sommergerste ist in den wichtigen Anbauregionen Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz ebenfalls weit vorangeschritten, konnte jedoch noch nicht abgeschlossen werden. Auf der diesjährigen Anbaufläche von knapp 350.000 Hektar werden voraussichtlich 1,9 Millionen Tonnen Sommergerste geerntet. Da die Anbaufläche etwa drei Prozent niedriger ausfällt als im Vorjahr, geht dieses Ergebnis in erster Linie auf die guten Hektarerträge zurück. Diese schwanken regional zwischen fünf Tonnen pro Hektar in Rheinland-Pfalz und sechs Tonnen pro Hektar in Niedersachsen. Im Bundesdurchschnitt liegt der Hektarertrag bei 5,5 Tonnen und übertrifft das langjährige Mittel um 0,3 Tonnen pro Hektar.
Die wichtigsten Anbauregionen fürWinterroggen befinden sich in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt. Allein diese vier Bundesländer vereinen gut 460.000 Hektar und damit über 70 Prozent des insgesamt in Deutschland angebauten Winterroggens. Bundesweit war der Anbau von Winterroggen zur Ernte 2014 mit lediglich gut 636.000 Hektar deutlich rückläufig. Es wurde nicht nur die Anbaufläche des Vorjahres um 150.000 Hektar oder 19 Prozent, sondern auch das langjährige Mittel in Höhe von 700.000 Hektar unterboten. Die erzielten Hektarerträge haben das gute Vorjahresergebnis allerdings nochmals übertroffen und erreichen damit im Bundesdurchschnitt knapp 6,2 Tonnen. Dennoch fällt die Roggenernte wegen der deutlich reduzierten Anbaufläche in diesem Jahr geringer aus als in 2013. Mit 3,9 Millionen Tonnen wird das Vorjahresergebnis um 750.000 Tonnen oder um 16 Prozent unterschritten.
Die Ernte von Winterraps ist fast vollständig abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr gestaltet sich die Ertragsentwicklung der wichtigsten in Deutschland angebauten Ölpflanze positiv. Im Bundesdurchschnitt wurden Erträge von rund 4,2 Tonnen pro Hektar erzielt, was gegenüber dem Vorjahr einer Ertragssteigerung um fast 6 Prozent entspricht. Die Anbaufläche zur Ernte 2014 wurde leicht um 64.000 Hektar auf 1,4 Millionen Hektar reduziert. Im Ergebnis wird die Ertragssteigerung durch die Flächenreduzierung nahezu ausgeglichen. Die Rapsernte wird folglich erneut eine Größenordnung von 5,8 Millionen Tonnen erreichen. Auch qualitativ kann die diesjährige Ernte in weiten Teilen Deutschlands überzeugen. Mit 42 bis 45 Prozent fallen die Ölgehalte vielerorts gut bis sehr gut aus. Während die Regenschauer den Abschluss der Getreideernte vielerorts verzögern, profitieren Mais und Zuckerrüben von der guten Wasserversorgung und lassen hohe Masseerträge erwarten. Für beide Kulturen wäre noch eine sonnige Wetterphase erforderlich. Die Maisbestände benötigen Sonne und vor allem Wärme, um einen ausreichend großen Kolben auszubilden. Bei den Zuckerrüben würde das die Einlagerung von Zucker begünstigen. Da die Mais- und Rübenernte jedoch erst in einigen Wochen beginnt, besteht durchaus noch Potenzial für höhere Stärke- und Zuckergehalte.