Deutsche Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen bleiben Weltmarktführer

Steigende Nachfrage aus Entwicklungs- und Schwellenländern / Russlandexporte gehen zurück

01.09.2014 - Deutschland

Die deutschen Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen erlebten 2013 ein Rekordjahr. Die Maschinenproduktion stieg um 7% und damit das vierte Jahr in Folge. 80% der Produktion wurden in mehr als 100 Länder weltweit exportiert. Die Branche ist zugleich Zugpferd für die Automatisierungstechnik. Ausfuhren von Brauereimaschinen und Maschinen zur Früchteverarbeitung wuchsen 2013 zweistellig. Die Subsahara-Region wird für die Branche ein zunehmend interessanter Absatzmarkt.

Der deutsche Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenbau legte 2013 ein Rekordergebnis hin und konnte seine Position als Weltmarktführer erneut behaupten. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. VDMA wurde das Vorjahresergebnis mit einem Umsatz von 12,4 Mrd. Euro sogar noch übertroffen. Wie in den Vorjahren war das Auslandsgeschäft auch 2013 Wachstumstreiber. Die Ausfuhren von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen stiegen um 5,4% auf 7,7 Mrd. Euro.

Die wichtigste Absatzregion ist nach wie vor Europa (44%), gefolgt von Asien (22%) und Nordamerika (13%). Friedbert Klefenz, der Vorstandsvorsitzende der Fachabteilung Verpackungsmaschinen beim VDMA sieht Afrika als kommenden Markt. Laut Klefenz haben sich die deutschen Exporte in die Subsahara-Region zwischen 2002 und 2013 nahezu verdreifacht, von 142 Mio. auf 386 Mio. Euro. Länder mit den am höchsten entwickelten Nahrungsmittelindustrien sind Südafrika, Nigeria und Kenia. Dorthin nahmen insbesondere die Lieferungen von Süßwarenmaschinen 2013 kräftig zu (+12%).

Die beiden Maschinenbausegmente zeigten hinsichtlich der Auftragslage im 1. Halbjahr 2014 ein sehr differenziertes Bild. Im Bereich Nahrungsmittelmaschinen entwickelte sich vor allem das Inlandsgeschäft sehr stark. Im Vergleich zu einem schwachen 1. Halbjahr 2013 nahmen die Aufträge von Januar bis Juni 2014 nach Verbandsangaben um 57% zu. Die Exporte schrumpften hingegen um 12% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wenngleich insbesondere Aufträge aus den Euroländern (+18%) zulegen konnten. Anders sah das Ergebnis bei Verpackungsmaschinen aus. Hier nahmen die Auslandsorder um 8% zu, während der Inlandsabsatz im 1. Halbjahr 2014 leicht im Minus blieb.

Die weiteren Aussichten für das Exportgeschäft sind uneinheitlich. Während sich die Nachfrage aus den USA 2014 sehr stabil entwickelte, bricht der für die Branche drittwichtigste Absatzmarkt Russland immer stärker ein. Deutsche Maschinenbauer bekommen die Auswirkungen der Ukraine-Krise zu spüren. So sind im 1.Halbjahr 2014 nach Angaben des VDMA die Exporte von Süßwaren- und Fleischverarbeitungsmaschinen zweistellig geschrumpft. Insgesamt gingen die Ausfuhren deutscher Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Russland bereits 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 5,4% auf 544,2 Mio. Euro zurück. Der Abwärtstrend wird sich 2014 weiter fortsetzen.

Deutlich zulegen konnten 2013 die deutschen Ausfuhren in das Vereinigte Königreich (+16,3%), wobei hier die Verpackungsmaschinen mit einem Plus von rund 18,0% zu Buche schlugen, während die Exporte von Nahrungsmittelmaschinen um 9,6% zunahmen.

Deutschland ist der größte Hersteller und Exporteur von Verpackungsmaschinen weltweit und liegt damit vor Italien, Japan, China und den USA. Der deutsche Anteil am Weltmarkt beträgt rund 20%. Die Branche besteht laut Fachverband aus rund 300 überwiegend mittelständischen Unternehmen, die 2013 das vierte Wachstumsjahr in Folge seit der Wirtschaftskrise 2009 verbuchen konnten. Insgesamt wurden Verpackungsmaschinen im Wert von rund 6 Mrd. Euro produziert, ein Plus von 6% gegenüber dem Vorjahr. Von den 2013 in Deutschland hergestellten Verpackungsmaschinen wurden laut Fachverband über 80% exportiert.

Hohe Zuwachsraten im Export verzeichneten 2013 Früchteverarbeitungsmaschinen (+31%) , Brauerei- sowie Füll- und Verschließmaschinen. 2013 lagen die deutschen Ausfuhren von Brauereimaschinen mit rund 249 Mio. Euro um 18,5% über dem Vorjahreswert, Abfüll- und Verschließmaschinen verzeichneten einen Zuwachs von rund 9% auf knapp 2,1 Mrd. Euro. Die Auslieferungen von Süßwarenmaschinen lagen mit 301 Mio. Euro knapp unter dem Vorjahresniveau. Laut Marktforschungsinstitut Euromonitor wird der Süßwarenkonsum in den kommenden Jahren in der Region Mittlerer Osten/Afrika um rund 16% zulegen. Aufgrund einer wachsenden Mittelschicht in den Entwicklungs- und Schwellenländern wird die Nachfrage sowohl nach modernen Nahrungsmitteln und Getränken als auch nach entsprechenden Verarbeitungs- und Verpackungsanlagen zunehmen.

2013 konnte Bosch Packaging Technology den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte gewinnen. Für eine Biscuitfabrik in Mexiko werden nach Angaben eines Firmensprechers 2014 zwei Verpackungslinien gebaut und ausgeliefert. In beiden Linien arbeiten sechs horizontale Schlauchbeutelmaschinen mit vollautomatischer Kartonierung, die pro Minute jeweils mehr als 17 000 "Biscuits" verpacken können.

Da Verpackungsmaschinen zu den antriebsintensiven Branchen innerhalb des Maschinenbaus gehören, forciert diese mithin den Absatz von elektronischen Antriebskomponenten. Hier erwartet die Automatisierungssparte, gestützt auf eine Marktstudie von Quest TechnoMarketing, einen Zuwachs von 41% bis 2016. Insbesondere Servoantriebe (+58%) sollen demnach besonders stark nachgefragt werden sowie sogenannte servo-ähnliche Umrichter. In der Rangfolge der zehn servointensiven Branchen belegen Verpackungsmaschinen Rang zwei. Quest TechnoMarketing geht davon aus, dass 17% aller Servoantriebe 2016 an Verpackungsmaschinen eingesetzt werden.

Im Aufwind befinden sich auch die Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Pharmaproduktion. Der VDMA schätzt das weltweite Marktvolumen von Pharmaproduktions- und Pharma- Verpackungsmaschinen auf 6 Mrd. bis 7 Mrd. Euro. Deutschland produzierte 2013 Pharmamaschinen im Gesamtwert von rund 1,5 Mrd. Euro - überwiegend für die Absatzmärkte in Europa und Nordamerika. Dem Marktforschungsinstitut IMS Health zufolge sollen die Ausgaben für pharmazeutische Produkte bis 2017 jährlich um mehr als 5% steigen. (gtai)

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