Junge Menschen kaufen Ostprodukte nur selten aus Nostalgie

Altbekannte DDR-Marken werden auch bundesweit immer beliebter. Wie eine Studie zeigt, kaufen junge Menschen Ostprodukte aber nicht unbedingt aus Nostalgie - die Herkunft spielt dennoch eine Rolle.

28.10.2014 - Deutschland

Ein Vierteljahrhundert nach Mauerfall und Wiedervereinigung machen junge Leute einer Studie zufolge kaum einen Unterschied zwischen Ostmarken und Westprodukten. Der Impuls, altbekannte DDR-Produkte zu kaufen, weil sie aus der Heimat kommen, sei bei der jüngeren Generation bei weitem nicht mehr so ausgeprägt, wie bei den ab 40-Jährigen, sagte der Geschäftsführer des Instituts für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung (IMK) in Erfurt, Sören Schiller, am Donnerstag. Das IMK und die MDR Werbung stellten am Donnerstag in Leipzig ihre West-Ost-Markenstudie 2014 vor. 

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Beratungsunternehmens Zebra I Consult. Demnach packt zwar jeder Zweite der nach 1989 Geborenen gelegentlich Ostprodukte in seinen Einkaufswagen, vor allem wegen der Qualität oder um die heimische Wirtschaft zu stützen. Nostalgie spielt nur für 7 Prozent eine Rolle. Die Ostprodukte sollten einer Verjüngungskur unterzogen werden, betonte der Geschäftsführer von Zebra I Consult, Ralf Sippel.      

Laut West-Ost Markenstudie sind Ostprodukte auch bundesweit im Kommen. Beispiele sind Rotkäppchen als Marktführer bei Sekt in Ost und West, mehrere Biersorten und die Quarkspeise Leckermäulchen. Im gesamten Osten - aber weniger im Westen - bekannt sind etwa Bautzner Senf, der Brotaufstrich Nudossi oder das Knusperbrot Filinchen. Grundsätzlich hat sich das Image laut Schiller gewandelt. «Ostmarke ist nicht mehr Billigmarke», sagte er. 

In die West-Ost-Markenstudie 2014 wurden 60 Ostmarken einbezogen.

Repräsentativ befragt wurden von Juni bis August 2014 rund 2000 Ost- und rund 1000 Westdeutsche. Das Institut für Demoskopie Allensbach befragte über 1 500 Ostdeutsche und mehr als 1 100 Westdeutsche zu deren Einstellungen. 

Ein großer Teil der Ostmarken sei nur im Produktions-Bundesland und allenfalls in angrenzenden Regionen bekannt, sagen die IMK-Forscher. Marken aus den neuen Bundesländern gelten demnach in der Heimat als glaubwürdig, sympathisch, kultig, ehrlich und preiswert. 

Erforscht hat die Studie auch das Essverhalten in Ost und West. Auf dem sonntäglichen Mittagstisch landen in alten und neuen Ländern am häufigsten Kartoffeln, Geflügel und Kohlgemüse. Knödel und Klöße essen besonders gern die Bayern und die Thüringer, während Baden-Württemberger eher zu Spätzle greifen. In Mitteldeutschland ist Kohlgemüse besonders beliebt, im Westen und Süden ist es Fruchtgemüse, wie Tomate, Paprika oder Kürbis. Ostdeutsche bevorzugen am Sonntag Geflügel gefolgt von Rind. (dpa)

 

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