Glühwein statt Bier? - Wirtschaft sieht Winter-WM skeptisch

23.03.2015 - Deutschland

Biergarten, Sonnenschein, Kaltgetränk - daran denken wohl viele Fans bei einer Fußball-WM. Im Jahr 2022 sieht das allerdings anders aus: Denn die Weltmeisterschaft in Katar findet anders als üblich in den Wintermonaten November und Dezember statt. - Ob Gastronomen, Einzelhändler oder Weihnachtsmarktbetreiber ein "Wintermärchen" erleben, ist jedoch ungewiss.

"Die Biergärten und die Open-Air-Gastronomie können dann nicht von der WM profitieren", gibt Stefanie Heckel, Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), zu bedenken. Ob sich die WM-Umsätze aus dem Sommer so einfach auf die Weihnachtszeit übertragen lassen, sei fraglich. "Es gibt natürlich eine gewisse Verlagerung, aber in den Biergärten hat das schon eine andere Dimension. Nicht in jedem Restaurant lässt sich ein Public Viewing einrichten."

Und Rudelgucken im Freien? Bei Minusgraden und Schneegestöber scheint das zwar ohnehin nicht sonderlich verlockend. Zugleich sind Weihnachtsmarktbetreibern dabei die Hände gebunden: Das Aufstellen von Leinwänden sei wegen der beengten Verhältnisse kaum möglich, sagt Geschäftsführer Werner Hammerschmidt vom Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Vor allem in den Nachmittags- und Abendstunden rechne er wegen der Spiele mit Konkurrenz für den Budenzauber.

Bei Deutschland-Spielen, die tagsüber stattfänden, müssten Budenbetreiber mit Umsatzeinbußen von 30 bis 50 Prozent rechnen, fürchtet Sabine Schelkle, Geschäftsführerin des Verbands in Baden-Württemberg. Dann säßen Fußballfans wohl lieber vorm Fernseher, als an der Glühweinbude zu stehen.

Und über eine Fanmeile bei Schnee und Eis hat man sich zumindest in der Hauptstadt noch keine Gedanken gemacht. "Das ist noch zu lange hin. Es sind ja noch Weltmeisterschaften dazwischen", hieß es beim Betreiber der Berliner Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. Zur großen Silvester-Party kämen die Menschen zwar auch bei kaltem Wetter. Das sei jedoch nicht mit einer mehrwöchigen WM zu vergleichen.

Alle bisherigen 836 Spiele der WM-Geschichte seit 1930 fanden zwischen dem 27. Mai und dem 30. Juli statt. Die frühen Sommermonate sind seit jeher der traditionelle Turnierzeitraum. Die Winter-WM in Katar läuft nun zur besten Weihnachtszeit: Das Finale soll am 18.

Dezember stattfinden - also am vierten Advent.

Bleibt Fußball-Fans da überhaupt Zeit zum Geschenke-Kaufen? "Es gibt sicherlich schönere Termine", sagt ein Sprecher des Handelsverbandes HDE. Die zusätzlichen Umsätze, die eine Fußball-WM den Händlern im Sommer beschere, fielen im Winter schließlich weg.

Zugleich ist das Weihnachtsgeschäft für den Handel die wichtigste Zeit - etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes wird dann gemacht.

Der Deutsche Brauerbund nimmt die Winter-Spiele sportlich, auch wenn einzelne Brauer das nicht ganz so gelassen sehen. "Sicher wird die Zahl öffentlicher Veranstaltungen im Winter geringer ausfallen", teilte der Verband jüngst mit. "Aber dafür muss sich beim 'Public Freezing' niemand Sorgen machen, dass das Bier nicht kalt genug ist."

Hans-Walter Janitz, Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Brauerbundes, sieht das pessimistischer: "Es wären weniger positive Impulse zu erwarten", fürchtet er. "Man kann einen lauen Sommerabend nicht in den Winter verlegen."/lan/DP/fbr   (dpa)

 

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