40 Jahre fairer Handel mit Kaffee und 'Jute statt Plastik'
Der kratzige Beutel war eines der ersten vom Wuppertaler Fairhandelshaus Gepa importierten Produkte. Kirchliche Gruppen gründeten das Unternehmen am 14. Mai 1975. Sie waren es leid, Waren aus Entwicklungsländern erst nach einem aufreibenden Weg durch den Zoll und über Grenzen hinweg zu bekommen. "Das dauerte Tage", erinnert sich Stephan Stricker vom Hilfswerk Misereor. Es sollte ein Austausch von Geld und Waren sein zwischen den Handelspartnern und nicht von Geld und Dankbarkeit.
Die Jugend- und Entwicklungsorganisationen der katholischen und evangelischen Kirche installierten vor 40 Jahren in Wuppertal die "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt", kurz Gepa. Das Startkapital betrug 38 000 D-Mark. Voriges Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 60 Millionen Euro. Zum riesigen Sortiment gehören Kaffee, Honig, Wein, Tee, Schokolade und Kunsthandwerk. Sie werden in Kirchen, Dritte-Welt-Läden und Supermärkten verkauft.
Nach der Jutetasche ging es um Kaffee. "Bald nach dem Sieg der Sandinisten 1979 haben wir Kaffee aus Nicaragua importiert", erinnert sich Nickoleit. Der schwarze, scharf gebrannte Kaffee aus dem von den USA boykottierten Nicaragua wurde in Beuteln mit politischen Sprüchen verkauft und in der alternativen Szene tapfer getrunken.
Angesichts einer Lieferung mit extrem schlechter Qualität kamen auch in Wuppertal Zweifel auf, ob politische Solidarität das einzige Einkaufskriterium sein darf. Die verwunderte Antwort des
Handelspartners: "An wen, wenn nicht an Euch, hätten wir den Kaffee denn sonst schicken sollen?", erzählt heiter der einstige Entwicklungshelfer. Die Gepa stellte einen Experten für Kaffee ein.
Aus den Anfängen in zwei Altbauwohnungen entstand ein Fairhandelshaus mit über 150 Mitarbeitern. Die Adresse liegt in einem Gewerbegebiet mit einem großen Laden für die vielen hundert Produkte.
Fast die Hälfte des Umsatzes kommt vom Kaffee. Weltweit hat die Gepa Beziehungen mit etwa 120 Genossenschaften, berichtet Geschäftsführer Robin Roth. Die Kontrakte sind möglichst langfristig und sollen den Bauern eine stabile Basis verschaffen, unabhängig von schwankenden Börsenkursen.
Bei dem Erdbeben in Nepal kürzlich wurden die aus Wuppertal vorfinanzierten Kaffeefelder völlig zerstört. "Wir werden es wieder finanzieren, im Vertrauen darauf, dass die Bohnen kommen", sagt der Geschäftsführer. "Darin steckt der Zauber unserer Firma, dass wir anders handeln".
Als die Jutetaschen populär waren, wollte der Betreiber eines Atomkraftwerks darin seine Papiere verteilen. Die Gepa machte nicht mit. Auch ein CDU-Ortsverein kam nicht durch. Nickoleit studierte die Positionen zur Entwicklungspolitik und befand: "Ihr kriegt das nicht." Kein Wunder aber, dass das Haus der Geschichte in Bonn ein Exemplar besitzt./uho/DP/jha (dpa)
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