Auszubildende streben nur wenige Berufsbilder an

22.07.2015 - Deutschland

Wer in Deutschland eine Ausbildung beginnt, wählt häufig die immer gleichen Berufe. Doch abseits der Standards wie Kfz-Mechatroniker, Verkäufer oder Bürokaufmann gibt es auch gute Aussichten.

Bei den Jugendlichen in Deutschland bleibt die Lehre im Einzelhandel die häufigste Ausbildung. Aldi, Rewe und Co. haben im vergangenen Jahr 31 080 neue Lehrlinge eingestellt und damit den Job in den Märkten erneut zum Ausbildungsberuf Nummer Eins gemacht. Auf den Plätzen folgen die Dauerbrenner Bürokaufmann, Verkäufer, Kfz-Mechatroniker sowie Industriekaufmann, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden berichtete. Fast ein Viertel (23,6 Prozent) aller Lehrlinge konzentriert sich auf diese Top-Five-Ausbildungen. 

Bei den jungen Frauen stürzt sich rund die Hälfte der Bewerberinnen auf gerade einmal zehn Berufe, schildert der Sprecher des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Andreas Pieper, die Situation. «Sie machen sich als Bürokauffrau, Arzthelferin oder medizinische Fachangestellte gegenseitig Konkurrenz, während andere Angebote mit glänzenden Aussichten unbesetzt bleiben.» 

Dabei ist die Auswahl theoretisch groß: Das BIBB weist 328 duale Ausbildungen in Handwerk, Industrie und Handel nach. Dazu gibt es noch mehrere Dutzende Berufsbilder bei den Freiberuflern und im ebenfalls von Frauen einseitig bevorzugten Gesundheits- und Pflegebereich. 

Zu den Berufen mit tendenziell immer weniger Bewerbern zählt Pieper unter anderem Gastronomen, Lebensmittelhandwerker, Gebäudereiniger oder Klempner. Ungünstige Arbeitszeiten, geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten oder auch kleinteilige Betriebsstrukturen lassen Bewerber auch vor anderen Berufen zurückschrecken. 

Grundsätzlich sollten die Bewerber zunächst ihre eigenen Stärken und Neigungen definieren und sich dann umfassend und möglichst auch praktisch informieren, lautet der Rat des Experten. 

Allgemein verlieren die dualen Ausbildungswege in Betrieb und Berufsschule weiter an Attraktivität. Bereits das dritte Jahr in Folge ist die Zahl der neuen Verträge zurückgegangen, dieses Mal um 1,4 Prozent auf 518 391. Im Rekordjahr 1999 waren es noch fast 120 000 Neuverträge mehr. 

Neben dem demografischen Faktor schlägt hier der Akademisierungseffekt zu, wenn immer mehr Schüler das Abitur machen und damit jederzeit ein Studium aufnehmen können. Insgesamt lag die Zahl aller Auszubildenden zum Jahresende 2014 bei 1,36 Millionen, ein Minus von 2,4 Prozent zum Vorjahr.


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