Schmidt pocht auf rasche Abschaffung des Haltbarkeitsdatums

30.03.2016 - Deutschland

Völlig in Ordnung, aber trotzdem im Müll: Viele Lebensmittel werden entsorgt, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Landwirtschaftsminister Schmidt will nun «intelligente Verpackungen»

Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung macht sich Ernährungsminister Christian Schmidt für eine rasche Abschaffung des Haltbarkeitsdatums auf Verpackungen stark. Er gehe davon aus, dass in wenigen Monaten der Entwurf einer entsprechenden EU-Richtlinie vorliege, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Brüssel will die EU-Mitgliedsstaaten dazu verpflichten, die Zahl der Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent zu verringern. 

Die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe, argumentierte Schmidt. «Wir werfen massenweise gute Lebensmittel weg, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben.» 

Bis zum Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sollte ein Produkt normalerweise in Top-Zustand sein - also seinen vollen Geschmack behalten oder nicht matschig werden. Das setzt sachgemäße Aufbewahrung und eine intakte Verpackung voraus. Vor allem langlebige Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Tee können aber auch weit über das MHD hinaus ohne Bedenken genießbar bleiben. 

Schmidt mahnte an, neue Wege zu gehen. Die Zukunft gehöre «der intelligenten Verpackung». In Joghurtbecher etwa ließen sich elektronische Chips einbauen, die ermittelten, wie sich das Produkt von Tag zu Tag verändere. «Eine Farbskala von Grün bis Rot zeigt an, wie es um die Verzehrbarkeit steht», erläuterte der Minister. «Jeder kann dann selbst entscheiden, bis zu welchem Grad er das Nahrungsmittel noch verwenden will.» 

Laut einer 2012 vorgestellten Studie für sein Ministerium landen in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.

Davon stammen 6,7 Millionen Tonnen von Privathaushalten. Europaweit spricht die EU-Kommission gar von 100 Millionen Tonnen - dies entspreche einem Drittel der Nahrung für den menschlichen Gebrauch. 

In Frankreich müssen Händler nach einem Anfang Februar beschlossenen Gesetz unverkaufte Nahrungsmittel spenden, verarbeiten, als Tierfutter verwenden oder kompostieren. Die Bundesregierung plant ein solches Wegwerf-Verbot nicht, wie das Ernährungsministerium bereits mitgeteilt hatte. (dpa)

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