Integration-Area: Mit Flüchtlingen den Fachkräftemangel lösen?

14.04.2016 - Deutschland
  • Die Integration-Area der PERSONAL2016 Süd bietet Hilfestellung und Praxisbeispiele für die Integration von Flüchtlingen und Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt
  • Weiterbildung rechnet sich: Wie Arbeitgeber begabte Flüchtlinge trotz fehlender Zertifikate identifizieren und qualifizieren

Der Einstieg von Flüchtlingen in den ersten Arbeitsmarkt ist kein Automatismus: Ohne entsprechende Qualifizierung der Neuankömmlinge und neue Jobperspektiven wird das Unterfangen nach Ansicht vieler Experten nicht gelingen. Für Personalverantwortliche gilt es in diesem Zusammenhang, die Chancen der Fachkräftegewinnung auszuloten. Mit der „Integration-Area“ schafft die PERSONAL2016 Süd nun eine Plattform mit Informationen zur praktischen Umsetzung und zum Austausch zwischen Betrieben, Institutionen und Dienstleistern.

„Deutsche Unternehmen sehen Flüchtlinge eher als Chance denn als Risiko für den deutschen Arbeitsmarkt. Aber die sprachlichen und kulturellen Barrieren stehen einer umfassenden Integration im Weg“, meint Frank Schabel von der Hays AG. Der Marketingleiter des Personaldienstleisters stellt in Stuttgart eine Studie vor, für die Hays gemeinsam mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) kürzlich 354 Unternehmensvertreter befragt hat.  

Integration durch Bildung ermöglichen

Demnach helfen und unterstützen Unternehmen die Integration von Flüchtlingen eher niedrigschwellig – vor allem, weil das Ausbildungsniveau der Flüchtlinge oft nicht für den hiesigen Arbeitsmarkt genügt und die meisten nicht die deutsche Sprache sprechen. „Sprachkenntnisse sind der erste Schritt für eine erfolgreiche Integration“, meint deshalb Philip Gienandt von LinguaTV, ein weiterer Referent der Integration-Area, der die Flüchtlingsthematik aus mehreren Perspektiven kennt: als Arbeitgeber und als Geschäftsführer der Sprachlernplattform, die digitale Lerninhalte anbietet.

Zu den Lerninhalten gehören interkulturelle Kompetenzen. Prof. Dr. Werner Sauter, Wissenschaftlicher Leiter von Blended Solutions und ebenso Redner auf der PERSONAL2016 Süd, setzt dabei auf interkulturelle Kompetenzentwicklung: Es brauche ein Lernarrangement mit realen, interkulturellen Herausforderungen, die Flüchtlinge gemeinsam mit deutschen Mitarbeitern bewältigen – etwa in einem Social-Blended-Learning-Arrangement.

Erfolgsstories von Kommunen und Jobslammern

Einen beispielhaften Ansatz für Kommunen präsentiert Katrin Brenner, Leiterin des Ressorts Generationen und Bildung von Iserlohn: Die Stadt hat knapp 100 1-Euro-Jobs für Flüchtlinge geschaffen, bildet sie sprachlich und in Gesellschaftslehre weiter und vermittelt sie an Betriebe. In Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, dem Städtetag und dem Städte- und Gemeindebund möchte die Sozialdezernentin das Projekt bundesweit ausrollen. Sie erläutert in Stuttgart, was andere Kommunen und Arbeitgeber davon haben.

Erfolgsstories von Migranten in Deutschland bietet auch der JobSlam, moderiert von Lutz Leichsenring, Chief Evangelist der Young Targets: JobSlammer mit Migrationshintergrund erzählen in kurzweiligen Vorträgen von ihren Lebens- und Berufswegen und sind damit Vorbilder für die aktuelle Generation von Berufsanfängern. Personalverantwortliche erhalten bei der Veranstaltung gleichzeitig wertvolle Tipps für eine nachhaltige Integration.

Gesellschaftliche Verantwortung und Chance für Personaler

„Personaler aus Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung sollten das Thema Integration von Flüchtlingen federführend aufgreifen. Sie können dabei Lösungskompetenz in puncto Fachkräftemangel unter Beweis stellen – auch wenn sicher nicht alle geflüchteten Menschen den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen“, ist Ralf Hocke, Geschäftsführer des PERSONAL-Veranstalters spring Messe Management, überzeugt. Dazu benötigen Personaler Fachkenntnisse in Arbeitsrecht und Personalentwicklung sowie die Möglichkeit zum Austausch mit Förderinstitutionen. „Auf der neuen Integration-Area möchten wir den Dialog in diesem Sinne fördern und Hilfestellungen aufzeigen“, so Hocke.

Neben der Bundesagentur für Arbeit sind auch die Beratungs- und Trainingsunternehmen BEN Europe, StrategicInterCom, Kanzlei Breiter, IHRAS, Studiengemeinschaft Darmstadt und Wilhelm Büchner Hochschule mit einem Messestand vor Ort. Zu den Ausstellern gehört zudem das Start-up Future4Talents, das Arbeitgeber und Flüchtlinge mit passenden Kompetenzen zusammenbringt. 

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