Prognose 2017: Bierverkostungen weiterhin absolut angesagt

Als Herausforderung wird die kontinuierliche Aufklärung in Sachen Bierkultur betrachtet

13.01.2017 - Österreich

Eine Umfrage unter den Verbandsmitgliedern bei der Jahreshauptversammlung Ende des vergangenen Jahres liefert Zahlen zur steigenden Nachfrage nach der Expertise von Biersommeliers und zeigt auf, dass sie als Experten von Medien sehr geschätzt werden. Der Bekanntheitsgrad des Biersommeliers als berufliche Zusatzqualifikation ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, und auch in 2017 erwarten die Verbandsmitglieder eine ungebrochene Nachfrage nach Bierspezialitäten, Bierverkostungen und Food-Pairing.

Verband der Diplom Biersommeliers

Einschätzung Bekanntheitsgrad Biersommelier als Zusatzqualifikation

„Von den über 200 Teilnehmern in Kulmbach sind mehr als die Hälfte der Kollegen der Aufforderung nachgekommen und haben an der Umfrage teilgenommen. Mit 112 korrekt ausgefüllten Fragebögen haben wir Rückmeldung von 10,3 Prozent der 1.086 Biersommeliers erhalten, die zum Zeitpunkt der Jahreshauptversammlung als Mitglieder im Verband registriert waren. Mit den Ergebnissen der Umfrage unter Kollegen können wir die Entwicklung, die wir alle in der jüngsten Vergangenheit beobachtet haben, nun auch mit Zahlen belegen“, fasst Christoph Kämpf, Präsident des Biersommelier-Verbands, die Eckdaten der jüngsten Umfrage zusammen. 79 Prozent der Befragten gaben an, dass der Bekanntheitsgrad eines Biersommeliers als berufliche Zusatzqualifikation oder sogar als Berufsbezeichnung in ihrem Umfeld und damit in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren gestiegen ist. „83 Prozent der Kollegen sind der Meinung, dass die Nachfrage nach den Qualifikationen eines Biersommeliers in den letzten fünf Jahren gestiegen ist. Wir sind auf dem besten Weg, unserem gesteckten Ziel, uns zu einem Berufsverband zu entwickeln, einen guten Schritt näherzukommen. Der Biersommelier mit all seinen Facetten ist in der Öffentlichkeit angekommen“, führt Christoph Kämpf die Ergebnisse weiter aus und fährt fort: „Das weitaus wichtigste Einsatzgebiet der Kollegen stellen Bierverkostungen für bieraffine Endverbraucher und Vorträge zum Thema Bier dar. Erfreulicherweise werden zudem immer mehr Beratungen in der Gastronomie und im Handel angefordert. Fast jeder dritte Einsatz fand laut Angaben der Kollegen in diesen Feldern statt.“

Dr. Wolfgang Stempfl, Präsidiumsmitglied und Ausbildungsleiter, zieht hier einen Vergleich zum beruflichen Umfeld, aus dem die Teilnehmer der Ausbildung stammen: „In den ersten Jahren waren die angehenden Biersommeliers zum Großteil in Brauereien tätig; Geschäftsführer, Braumeister und Außendienstmitarbeiter wollten sich in der Biersensorik, der aktiven, bildlichen Biersprache sowie der Bierkultur theoretisch und praktisch weiterbilden. Nach einer zweiten Welle, in der viele Gastronomen den Biersommelier als wertbringende Zusatzqualifikation für sich entdeckt haben, ist er nun im Fachhandel angekommen. Viele Getränkefachgroßhändler bauen derzeit ein spezielles Biersortiment aus und vertrauen hier auf das Fachwissen, das die Kollegen als Biersommelier erworben haben, oder engagieren beratende, externe Biersommeliers, um die Kategorie im Handel zu etablieren und die Mitarbeiter der Fachgeschäfte zu schulen. Damit wird dem Gesamtbild der genussorientierten Bierkultur ein wichtiges Puzzleteilchen hinzugefügt. Denn nur, wenn gut ausgebildete Verbraucher, die Bierspezialitäten in Bierverkostungen von Biersommeliers neu entdecken und sie in der Gastronomie als Menübegleitung empfohlen bekommen, diese auch im stationären sowie Online-Handel nachkaufen können, kann sich die Wertschätzung für Bierspezialitäten und die positive Bierkultur weiterentwickeln.“ 22 Prozent der Befragten führen mehr als 20 Bierverkostungen jährlich durch, und weitere 23 Prozent kommen pro Jahr zwischen 10- und 20-mal zum Einsatz; Tendenz im Vergleich zu früheren Jahren steigend. Das verdeutlicht, dass die Verbraucher sich immer intensiver mit dem Thema auseinandersetzen.

Herausfordernde Aufgaben

Die Rückmeldungen auf die Frage, welche Herausforderungen die Verbandsmitglieder bisher als die spannendsten angesehen haben, waren vielfältig. „Es ist immer wieder spannend, nicht biertrinkende Frauen von Bier zu begeistern“, antwortet Biersommelier Manfred Bachmann auf die Frage. Andere Kollegen berichten von Einsätzen als Juror bei internationalen Bierwettbewerben, Bierverkostung vor italienischem Publikum mit Dolmetscher, der logistischen Herausforderung, eine Blindverkostung in englischer Sprache für 90 Personen zu organisieren, Vorträgen zu Risikomanagement mit Bier, Live-Beratungen zu Bier in Radiosendungen und von der Schwierigkeit, Verkostungen mit Winzern, die zunehmendes Interesse am Thema Bier zeigen, durchzuführen.

Expertenwissen in den Medien gefragt

86 Prozent beobachten ein steigendes Interesse der Medien am Thema, wobei dieses Ergebnis natürlich vor dem Hintergrund betrachtet werden muss, dass das Thema Bier aufgrund des Jubiläumsjahrs zu 500 Jahren Reinheitsgebot 2016 omnipräsent war. Die Themenfelder, in denen das Fachwissen und die Meinung der Biersommeliers gefragt waren, reichte dabei von der Beschreibung und Bewertung von Bierspezialitäten und Bierstilen über die Geschichte, Food-Pairing-Aspekte und der Vorstellung des Biersommelierberufs bis hin zur Teilnahme an Podiumsdiskussionen rund um das Reinheitsgebot.

Wohin geht die Reise 2017?

Das Präsidium wollte von den Kollegen natürlich auch deren Einschätzung erfahren, was im neuen Jahr zu erwarten ist, wohin die Reise in Sachen Bierkultur gehen wird und welche Rolle Biersommeliers in dieser Entwicklung spielen werden. Einig waren sich alle darin, dass der Bierboom weiter anhalten wird, die Nachfragen aber mehr ins Detail gehen werden und vor allem die passende Kombination mit Lebensmitteln in den Fokus des öffentlichen Interesses rücken wird. „Der Trend zur Vielfalt und dem Erforschen der eigenen Geschmackskomponenten wird durch die experimentierfreudige zukünftige Generation verstärkt“, erklärt Biersommelier Stephan Butz. „Mein persönlicher Eindruck ist, dass der Trend von den intensiven und geschmacksüberladenen, kräftigen Biere eher Richtung Eleganz und Leichtigkeit, aber trotzdem einer schönen Geschmacksvielfalt geht“, berichtet Präsidiumsmitglied Medea Tappeiner von ihren Erfahrungen in Südtirol. Sie ist in einem Spezialitätengeschäft mit großem, breit gefächertem Biersortiment als Biersommelière tätig und kann daher die Erwartungen und Wünsche der Verbraucher sehr gut einschätzen. Ihr Kollege Gotthard Weiss prognostiziert eine ähnliche Entwicklung: „Ich rechne mit einer stetigen Weiterentwicklung von 2016 mit mehr Interesse an Bierspezialitäten. Die Craft-Beer-Szene wird weiter an Bedeutung gewinnen, wodurch auch Sortenbiere etwas stärker wachsen werden. Zudem denke ich, dass sich eine Entwicklung hin zu weniger Bitterkeitsextremen abspielen wird.“

„Nach Einschätzung der Kollegen werden uns alle auch in 2017 interessante und herausfordernde Aufgaben beschäftigen, auf die wir uns freuen, und wir als Verband werden unsere Mitglieder bei allen Fragen und Aufgabenstellungen unterstützen“, erklärt Christoph Kämpf.

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