Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft verliehen
„Ohne Nachwuchs wird‘s beliebig“
AÖL
Der in diesem Jahr mit 8.000 Euro dotierte Forschungspreis wurde zum vierten Mal verliehen, und zwar in den Kategorien Bachelor und Master. 14 Arbeiten waren eingereicht worden, die sich mit Rechts- und Umweltfragen oder mit Themen aus der Lebensmitteltechnologie befassten.
Die Preisträgerinnen untersuchten Fragen, wie: Kann der Ökolandbau die Welt retten? Wie wird Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger und welche Transaktionsprobleme von Bio-Lebensmitteln gibt es im internationalen Markt?
Die Ergebnisse, so Petra Wolf von der Messe Biofach, die zusammen mit der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) sowie den Stiftungen Lebensbaum und Schweisfurth Träger des von zahlreichen Sponsoren unterstützen Preises ist, belege, dass das Thema Nachwuchs wichtiger denn je sei. „Nur so kommt die Branche weiter“, meinte auch Dr. Franz Ehrnsperger von Neumarkter Lammsbräu, „denn sonst droht das Ganze in die Beliebigkeit abzurutschen“.
„Engagiert, bescheiden und gut informiert“ sei nach Laudatorin Dr. Susanne von Münchhausen die Preisträgerin Michaela Haack gewesen, die für ihre Bachelorarbeit an politisch heikle und vertrauensvolle Dokumente kommen musste. Hanna Treu, die für die beste Masterarbeit ausgezeichnet wurde, würde den in ihrer Arbeit angepriesenen ökologischen Lebensstil auch privat führen und an ihren kürzlich geborenen Sohn – eben jenen jüngsten Gast des Abends – weitergeben, so Laudatorin PD Heide Hoffmann. Preisträgerin Irina Voß konnte wegen des Nachwuchses gar nicht erst an der Preisverleihung teilnehmen, da sie erst vor einer Woche Geburtstermin hatte. „Ein besonders fruchtbarer Jahrgang“, kommentierte Moderatorin Maren Walter von Lebensbaum schmunzelnd und beendete damit die diesjährige Preisverleihung.
Ab sofort können wieder Arbeiten für den Forschungspreis 2018 eingereicht werden: www.forschungspreis-bio-lebensmittel.de
Ein Blick in die ausgezeichneten Arbeiten
Die Gemeinschaftsverpflegung gewinnt in heutigen Zeiten zunehmend an Bedeutung. Das Augenmerk dabei zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien zu legen und zu fragen, wie ökologische und regionale Erzeugnisse Eingang in die öffentliche Beschaffung finden können, war Ziel der Bachelorthesis von Michaela Haack. Berichte und Forschung deuten auf eine Diskrepanz zwischen gesellschaftspolitischem Anspruch und administrativer Umsetzung bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen hin. Haacks Arbeit zeigt konkrete Schwachstellen in Vergabeverfahren für Verpflegungsdienstleistungen und hat damit das Potenzial, die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen. Als Empfehlung gibt Haack zum Beispiel an, klare politische Vorgaben zu umweltorientierten Beschaffungszielen oder einheitliche, transparente und nachprüfbare Vergabekriterien zu stellen.
Die Masterarbeit von Hanna Treu stellt die Frage, was die Unterschiede zwischen bei der Nahrungsaufnahme ökologischer und konventioneller Konsumenten sind. Außerdem fragt sie, wie sich klimatische Auswirkungen und Landnutzung zwischen ökologischen und konventionellen Lebensmitteln unterscheiden. Zur Datenbeschaffung nutzte Treu unter anderem einen Kooperationsvertrag zwischen der Humboldt Universität, der Chalmers University und dem MaxRubner Institut. Treu stellte fest, dass konventionelle Landwirtschaft sicherlich große Mengen an Nahrung zur Verfügung stellen könne. Allerdings geschehe das auf Kosten der Umwelt. Produktivität sei in Zeiten einer immer schneller wachsenden Weltbevölkerung ein sehr wichtiger Faktor, doch müsse man in umweltfreundliche und nachhaltige Produktion investieren. Der Ökolandbau sei dabei ein wichtiges Element, auch wenn er noch nicht die ganze Welt versorgen könnte.
Transaktionen im internationalen Markt näher zu beleuchten, hatte sich Irina Voß mit ihrer Masterarbeit zur Aufgabe gemacht. Die Studentin hat selbst einen engen Bezug zu ihrem Beispielland Burkina Faso, an dem sie untersucht, auf welche Weise die internationale Vermarktung biozertifizierter Agrarprodukte nach Europa durch Kleinbetriebe organisiert und koordiniert werden kann. Außerdem fragt Voß, welche institutionellen Arrangements Transaktionsprobleme in Burkina Faso begrenzen können. Durch persönliche Interviews vor Ort wurde deutlich, dass aus Sicht der Produzenten Probleme vor allem durch Marktlösungen und die Reduzierung von Abhängigkeit gelöst werden. Zudem sollte eine langfristige Beziehung zwischen burkinischem Produzenten und europäischem Importeur angestrebt werden.