Rettung gescheitert - Homann-Produktion soll nach Sachsen gehen
"Wir haben mit großem Nachdruck auf die Vorzüge des Standortes Dissen hingewiesen, insbesondere auf die große Zahl vorhandener und motivierter Fachkräfte und auf die Nähe zum Hauptabsatzmarkt in Nordrhein-Westfalen", sagte Ministerpräsident Weil. "Wir geben nicht auf. Wir wollen es dem Unternehmen sehr schwer machen, sich gegen Dissen zu entscheiden." Weil und Lies appellierten abermals an den Konzern, die Entscheidung zu überdenken.
Wie Müller-Aufsichtsratschef Heiner Kamps erklärte, sei intensiv geprüft worden, ob man die bestehenden Werke in Niedersachsen wieder nachhaltig wettbewerbsfähig machen könnte. Die bestehenden Homann-Werke arbeiteten seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich, die Produktion dort werde aber bis 2020 uneingeschränkt weitergeführt. Das Angebot an alle Beschäftigten zum Wechsel an einen neuen Produktionsstandort in frühestens drei Jahren gelte weiter. Gespräche darüber sollten in Kürze mit den Arbeitnehmervertretungen aufgenommen werden.
Homann ist vor allem für seine Feinkostsalate bekannt. Der Umsatz liegt bei rund 630 Millionen Euro. 2012 wurde das Unternehmen von der luxemburgischen Unternehmensgruppe Theo Müller übernommen. Insgesamt beschäftigt Homann rund 3000 Mitarbeiter.
Im Zuge der Konzentration der Homann-Produktion an einem Standort sollen die Werke in Dissen, Bad Essen, Bottrop und Floh-Seligenthal in Thüringen 2020 geschlossen werden. In Leppersdorf betreibt Müller bereits eine große Molkerei mit rund 2500 Mitarbeitern. Die Staatskanzlei in Hannover teilte nach dem Spitzengespräch mit, alternativ sei auch von einer Verlagerung nach Polen die Rede gewesen. Der polnische Homann-Standort ist in Posznan (Posen).
Das Stammwerk der Marke Homann befindet sich in Dissen. Dort wurde die Fleischsalatfabrik 1876 gegründet. Mehr als 4000 Menschen hatten vor gut zwei Wochen in Dissen gegen die Schließung des Werks demonstriert. Enttäuscht zeigte sich nach dem Spitzengespräch der Osnabrücker Landrat Michael Lübbersmann (CDU). "Was kann die Region über das Geleistete hinaus und was kann das Land tun, um eine Entscheidung für Dissen herbeizuführen?" Das sächsische Wirtschaftsministerium hatte erklärt, dass es die Ansiedlung in Leppersdorf nicht mit EU-Mitteln subventionieren wolle.
Die Opposition in Hannover warf der Landesregierung im Fall Homann ein Versagen auf ganzer Linie vor. "Diese Landesregierung läuft den Ereignissen hinterher, statt zu gestalten", sagte der stellvertretende FDP-Abgeordnete Jörg Bode. Das Land habe die Standortattraktivität mit einem klaren Angebot Niedersachsens und gezielter Wirtschaftsförderung untermauern müssen, statt bloß zu reden, sagte der CDU-Landesvorsitzende Bernd Althusmann.
Zuletzt bot der Tiefkühltortenhersteller Coppenrath & Wiese den betroffenen Homann-Mitarbeitern einen Einstieg am 40 Kilometer entfernten Standort Mettingen im Kreis Steinfurt (NRW) an. Dort sollen in den nächsten Jahren 500 neue Stellen entstehen./evs/DP/mis (dpa)
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