Nutzung von nachhaltig zertifiziertem Palmöl in Europa wichtiger denn je

Soll man Palmöl boykottieren?

31.08.2017 - Deutschland

Palmöl ist in Expertenkreisen, bei NGOs und in den Medien ein vieldiskutierter und teils umstrittener Inhaltsstoff von u.a. Biokraftstoff, Lebensmitteln, Kosmetika und Körperpflegeprodukten. Grund genug, sich in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftlichen Pressedienstes „Moderne Ernährung heute“ Nr. 2/2017 des Lebensmittelchemischen Instituts des BDSI intensiv mit diesem Rohstoff zu befassen. Autor des Fachbeitrages mit dem Titel „Die unendliche Debatte über Palmöl – Wissenschaftliche Lösungen jenseits der Kontroversen“ ist der renommierte Experte Dr. Alain Rival, CIRAD – Centre de coopération international en recherche agronomique pour le développement, South East Island Countries, Jakarta, Indonesien.
 
Dr. Rival plädiert dafür, die ideologisch und bisweilen irrational geführten Diskussionen rund um den Palmölanbau zu versachlichen. Der scheinbar zwangsläufige Zusammenhang zwischen Palmenplantagen und Entwaldung zähle zur Kategorie der vorschnellen und vereinfachenden Behauptungen in der hitzigen öffentlichen Debatte über den Palmölanbau.  
 
Palmöl schlicht zu boykottieren, löse keines der dringenden Probleme, konstatiert Dr. Rival. Einerseits würde dies die Kultivierung alternativer Pflanzen fördern, die zum einen weniger Ölertrag pro Hektar liefern und zum anderen nicht zwingend eine bessere ökologische und soziale Bilanz vorweisen. Andererseits würde die Nachfrage für nachhaltig produziertes Palmöl auf dem Weltmarkt wegbrechen, denn nicht zuletzt seien es die westlichen Gesellschaften, die zertifiziert nachhaltiges Palmöl nachfragen. Ein Boykott von Palmöl würde somit den Absatz von nicht-zertifiziertem Palmöl fördern und letztlich das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich dringend erreicht werden soll.
 
Damit der Anteil des Palmölsektors an Entwaldungen möglichst auf ein Minimum reduziert oder auf null zurückgeführt werden kann, wurden mehrere NachhaltigkeitsInitiativen gestartet – allen voran der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) sowie nationalstaatliche Ansätze der beiden größten Palmöl produzierenden Länder Indonesien und Malaysia. Zahlreiche Stakeholder des Palmölsektors beteiligen sich an diesen Initiativen und entwickeln sie weiter, mit noch klareren und strengeren Kriterien. Ergebnisse sind beispielsweise POIG (Palm Oil Innovation Group) und RSPO Next.

Engagement der deutschen Süßwarenindustrie

Sarangib/ Pixabay

Die Unternehmen der Süßwarenindustrie setzen sich verantwortlich für den Umwelt- und Artenschutz bei der Palmölproduktion ein, auch wenn Palmöl in der deutschen Süßwarenindustrie im Verhältnis zum Gesamtverbrauch sowohl national (9 %) wie auch weltweit (0,2 %) in verhältnismäßig geringen Mengen zum Einsatz kommt. Rund 80 % des in der deutschen Süßwarenindustrie verwendeten Palmöls ist nachhaltig zertifiziert. Das geht aus einer vom Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) veröffentlichten Untersuchung (2016) von Meo Carbon Solutions hervor, die die Verwendung von nachhaltig erzeugtem Palmöl in Deutschland zum Gegenstand hat. 

Viele Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie engagieren sich unmittelbar als Mitglieder im RSPO, arbeiten intensiv bei FONAP mit und/oder haben sich Zielvorgaben auferlegt, künftig zu 100 % auf nachhaltig erzeugtes, zertifiziertes Palmöl umzustellen.  
 
Mit der Verwendung von nachhaltig erzeugtem, zertifiziertem Palmöl senden die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie ein wichtiges Signal an die Ursprungsländer. Sie zeigen damit, dass die nachhaltigen Produktionsbedingungen langfristig wesentliche Kriterien für den Absatz am europäischen Markt bilden. Neben dem Einsatz der Privatwirtschaft sind aber insbesondere auch geeignete Maßnahmen der Anbauländer zum Schutze der Regenwälder und die konsequente Durchsetzung von Gesetzen für den Umwelt- und Artenschutz erforderlich.

Den Wissenschaftlichen Pressedienst "Die unendliche Debatte über Palmöl" ist oben rechts im Kasten verlinkt.
 

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