Getreideernte 2017 bringt große Herausforderungen für heimische Mühlenindustrie
Trockener Sommer macht österreichischen Weizen und Roggen zur Mangelware.
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In Österreich schrumpft die heurige Getreideernte auf ein Rekordtief
Laut Agrarmarkt Austria schrumpfte die österreichische Anbaufläche für Getreide im Wirtschaftsjahr 2016/2017 um rund 23.000 ha (ca. -4 %) auf ein Rekordtief. Ein früher Wintereinbruch, Trockenheit und Hitzewelle haben sich negativ auf das Wachstum der Winterweizenkulturen ausgewirkt und das Ertragspotenzial beeinträchtigt. Zudem war die heurige Saison durch eine Verschiebung der angebauten Kulturen geprägt und so reduzierte sich der für Österreich wichtige Weichweizenanbau um ca. 16.000 ha. Das bedeutet den tiefsten Stand seit 2003. Weizen bleibt aber - trotz deutlicher Unterversorgung - nach wie vor das meistangebaute Getreide in Österreich.
Heimischer Mahlweizen und Roggen werden zur Mangelware
Bei Weichweizen beläuft sich das Ertragsergebnis um ca. 22 % unter jenem des Vorjahres. Trotz der nicht optimalen Witterungsbedingungen konnte österreichweit allerdings eine sehr hohe Qualitätsverteilung (proteinstarke Weizenernte) eingebracht werden. Nach Auswertung der Ernteziffern ist laut Börse für landwirtschaftliche Produkte Wien davon auszugehen, dass der überwiegende Teil der geernteten Mengen, den für eine Vermarktung als Premiumweizen vorgesehenen Proteinwert von min. 15 % erreichen wird. Daneben stehen geringe Mengen an Qualitätsweizen mit einem Proteingehalt von min. 14 % für den Verkauf im Inland und für den Export zur Verfügung. Mahlweizen mit niedrigeren Proteinwerten ist in diesem Jahr in Österreich absolute Mangelware.
Roggen verlor weiter an Anbaufläche und liegt mittlerweile rund 30 % unter der Fläche des Jahres 2014. Zusätzlich ist die österreichische Ertragssituation der Roggenernte 2017 witterungsbedingt um rund 25 % geringer als im Vorjahr ausgefallen. Damit wird bei Roggen eine deutliche Unterversorgung österreichischer Herkunft um mehr als 30.000 to befürchtet.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Eigenversorgung mit österreichischem Getreide nicht mehr gegeben. Das führt zu einer negativen Getreideversorgungsbilanz mit weiter steigendem Importbedarf.
Börsennotierungen für Getreide zeigen „all-time high“
Während die globalen Börsennotierungen für Weizen an der weltältesten Terminbörse Chicago Board of Trade (CBoT) und der Börse Euronext mit einem Plus von 7,3 % bzw. 3,1 % im Vergleich zum Vorjahr relativ moderat stiegen, zeigt sich am österreichischen Kassamarkt bzw. an der Börse für landwirtschaftliche Produkte Wien ein gänzlich anderes Bild: die durchschnittlichen Notierungen der Ernte 2017 - im Vergleichszeitraum Mitte Juli bis 27. September - verzeichnen bei hochwertigem Premiumweizen ein Plus von 11,2 %, bei Qualitätsweizen ein Plus von 14,8 % und bei Mahlweizen sowie Roggen eine Erhöhung um fast 30 % gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres.
Die relativ moderaten internationalen Notierungen (Euronext und CBoT) sind vor allem dem starken EURO bzw. dem schwachen US$ geschuldet. Die großen Exportländer wie Russland und Ukraine handeln wie auch die USA in US$. Die Euro-Notierungen von Weizen müssen folglich mit den amerikanischen Notierungen mithalten, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die derzeitige Situation bei österreichischer Rohware – primär Mahlweizen und Roggen - stellt die österreichische Mühlenindustrie vor große Herausforderungen. Alleine durch die deutlich höherwertigere Qualitätsverteilung nach oben bzw. zu proteinstärkeren Weizenpartien zeigen die Notierungen ein „all-time high“-Niveau gegenüber dem Vorjahr. Aktuell müssen Abnehmer von österreichischem Getreide - um überhaupt Ware in ausreichender Menge kaufen zu können - in allen Qualitätssegmenten mit erheblich höheren Kosten als im Vorjahr rechnen.