ÖKO-TEST Erdbeeren

Pestizide aus der Wüste

27.04.2018 - Deutschland

ÖKO-TEST hat in der aktuellen Mai-Ausgabe Früherdbeeren von zehn Supermärkten und Discountern untersuchen lassen. Das Ergebnis: Die Pestizidbelastung ist geringer als in früheren Tests, nur eine Probe von Rewe rasselt diesbezüglich so richtig durch. Dennoch stecken noch immer bis zu sechs verschiedene Spritzgifte in den Beeren. Es gibt aber einen weiteren Grund, die Früherdbeeren liegen zu lassen: Mit ihnen exportiert eine der trockensten Regionen Europas immense Mengen an Wasser in eine der wasserreichsten Gegenden. Andalusien trocknet deswegen langsam aus.

Couleur/ Pixabay

Nach mehr als 500 verschiedenen Pestiziden hat das von ÖKO-TEST beauftragte Labor in 30 Probenvon zehn Supermärkten und Discountern gefahndet – und nur drei davon waren komplett pestizidfrei. In allen anderen stecken bis zu sechs verschiedene Spritzgifte. Am höchsten belastet ist eine Charge, die das Verbrauchermagazin bei Rewe eingekauft hat: In ihr fand das Labor „erhöhte“ Rückstände von fünf verschiedenen Pestiziden, insgesamt mehr als vier Milligramm pro Kilogramm.

Besonders bedenkliche Pestizide, die etwa unter Krebsverdacht stehen oder reproduktionstoxisch wirken, kritisiert das Verbrauchermagazin in den Erdbeeren von neun von zehn Supermärkten. Nur in den Proben eines einzigen Discounters waren diese Giftstoffe nicht nachweisbar. Ein Beispiel für ein solches Pestizid ist Bupirimat, dessen Einsatz in Deutschland gar nicht erlaubt ist. Das Verbot hier hilft allerdings wenig: Solange es in Spanien erlaubt ist, dürfen Lebensmittel mit Bupirimat-Rückständen auch hier verkauft werden. Erdbeeren aus Spanien oder Marokko haben aber ein noch viel größeres Problem: Mit ihnen importieren die extrem trockenen Länder immense Mengen an Wasser nach Deutschland. Fast alle getesteten Erdbeeren stammen aus der Provinz Huelva in Andalusien und damit aus der Nähe des Nationalparks Coto de Doñana, der deswegen langsam, aber sicher austrocknet. Das Wasser, das die Landwirte in Südspanien für den Obst- und Gemüseanbau verwenden, stammt oft aus illegalen Brunnen, die die Bauern selbst bohren. Weil der Grundwasserspiegel immer weiter sinkt, müssen sie immer tiefer bohren. Der gesamten Region droht die langsame, aber sichere Wüstenbildung.

Das Verbrauchermagazin rät: Erdbeeren aus Spanien und Marokko liegen lassen. Denn über ein "ausreichend" kommt kein Produkt hinaus. Spätestens im Juni stehen die heimischen Beeren im Regal– die schmecken besser, sind für gewöhnlich weniger belastet und ökologisch unbedenklich.

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