Weg mit der Pappe: Wie läuft's mit dem Coffee to go im Mehrwegbecher?

15.05.2018 - Deutschland

Der Coffee to go im Pappbecher mag stillos sein. Er ist aber praktisch und fast überall zu bekommen. Umweltfreundlicher lässt sich der Unterwegs-Kaffee aus Mehrwegbechern genießen. Hat die Pappe bald ausgedient?

Alexas_Fotos/ pixabay

Austrinken - und zack, in die Tonne. Das passiert jeden Tag in Deutschland viele, sehr viele Male. Der Coffee to go im Pappbecher ist bei Kaffeetrinkern beliebt. Man bekommt ihn auf dem Weg zur Arbeit oder für die spontane Kaffeepause an fast jeder Ecke schnell auf die Hand. Und das hat Folgen: Papierkörbe quellen über, Parks und Spielplätze vermüllen. Viele tausend Tonnen Müll fallen durch die Einwegbecher jedes Jahr an. Recyceln lassen sie sich nicht. Die Alternative: Pfand-Becher, die sich viele Male befüllen lassen. Diese gibt es inzwischen in vielen Städten. Aber wie kommen die bei den Kaffeefans an? Und was sagen die Umweltschützer?

BEISPIEL HANNOVER: «Hannocino» heißt der rote Mehrwegbecher in Hannover, den man gegen zwei Euro Pfand in 150 Cafés und Geschäften bekommt. Er besteht überwiegend aus Bestandteilen, die biologisch abbaubar sind. Im vergangenen August haben Stadt und der Abfallwirtschaftsbetrieb aha den «Hannocino» eingeführt. 50 000 sind zurzeit im Umlauf - und könnten nach Schätzungen von aha mindestens 5,2 Millionen Pappbecher im Jahr einsparen helfen. Gefragt ist das Mehrweg-System vor allem in der Innenstadt und in den Szene-Vierteln. «Es geht auch immer darum: Wie aufgeklärt sind die Menschen und wie sehr setzen diese auf Nachhaltigkeit?», sagt Sprecherin Helene Herich.

BEISPIEL FREIBURG: Schon etwas mehr Erfahrung haben die Kollegen in Freiburg. Seit eineinhalb Jahren können Kunden in 112 Betrieben gegen einen Euro Pfand den «FreiburgCup» aus recyclingfähigem Kunststoff bekommen. «Unsere Mehrwegbecher kommen überwiegend bei jungen Leuten gut an», sagt Dieter Bootz vom Abfallwirtschaftsbetrieb ASF. Rund um die Uni nutzten 60 Prozent der Coffee-to-go-Trinker den weiß-grünen «FreiburgCup», woanders nur 20 bis 25 Prozent. Der Grund: «Es gibt Leute, die sind ihren Pappbecher gewohnt. Manche Kunden bestehen einfach drauf», sagt Bootz. Und die großen Kaffee- und Imbissketten - die immerhin den Großteil des To-go-Verkaufs ausmachen - beteiligen sich wie in Hannover nicht an dem System.

BEISPIEL OLDENBURG: Auch in Oldenburg sind zunehmend mehr Menschen mit einem Pfandbecher in der Hand unterwegs, hat Stadtbaurätin Gabriele Nießen beobachtet. Im vergangen September hat die Stadt ein Mehrweg-System eingeführt. 50 Geschäfte geben die 8500 Becher mit Stadt-Silhouette gegen einen Euro Pfand aus. Doch das System sei noch nicht bei allen Kunden angekommen, sagt Nießen. «Wenn die Becher nicht vorne auf der Theke stehen und offensiv angeboten werden, läuft es schlechter.» Deshalb will die Stadt jetzt noch einmal alle Gastronomen anschreiben.

DIE UMWELTSCHÜTZER: Ob Hannover, Freiburg oder Oldenburg - in keiner Stadt funktionieren die Mehrwegbecher-Systeme perfekt. Die Deutsche Umwelthilfe sieht diese trotzdem als Erfolg. «Die Erfahrungen werden auf lokaler Ebene gemacht», sagt Thomas Fischer, Leiter Abfallpolitik und Kreislaufwirtschaft. Das Ziel müsse aber ein bundesweites Pfandsystem sein wie das für Getränkeflaschen. «Die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Benutzung der Mehrwegbecher muss so einfach sein wie die der Einwegbecher», meint der Experte. Zurzeit landen davon jährlich fast drei Milliarden auf dem Müll - Tendenz steigend. Deshalb sieht Fischer auch die Politik gefordert: Unternehmen und Kunden müssten mehr bezahlen, wenn sie Einweg statt Mehrweg benutzten.

DAS START-UP: Ein bundesweites Pfandsystem für Mehrwegbecher - das wollen auch Fabian Eckert und Florian Pachaly erreichen. Ihr Plan: Den Einwegbecher komplett verbannen. «Das ist etwas, was so unglaublich unnötig ist», sagt Eckert. Deshalb entwickelten die beiden Münchner Jungunternehmer den «Recup», einen Mehrwegbecher aus stabilem Kunststoff. Im September 2016 starteten sie ihr Pilotprojekt im nahe gelegenen Rosenheim. Seitdem hat es mehr als 20 Städte erreicht, darunter München, Berlin, Köln, Oldenburg und seit kurzem auch Hamburg.

DIE ALTERNATIVE: Pfandbecher für den Kaffee auf die Hand sind nachhaltiger als Pappbecher. Doch auch ihre Herstellung und das Recycling verschlingen Ressourcen. «Den eigenen Mehrwegbecher dabei zu haben, wäre natürlich ökologisch das Beste», sagt Julia Post, die vor drei Jahren die Initiative «Coffe to go again» gegründet hat. Cafés, die daran teilnehmen, füllen Kaffee nicht nur in mitgebrachte Becher ab, sondern belohnen die Kunden dafür zum Beispiel mit einem Rabatt. Mehr als 500 Betriebe in Deutschland tragen inzwischen das Logo der Kampagne.

Doch seinen eigenen Becher die ganze Zeit mitschleppen, darauf haben die wenigsten Lust. Nur ein Bruchteil der Verbraucher sei dazu bereit, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. «Das ist den meisten zu viel Aufwand.» Und spontan ist der Coffe to go dann auch nicht mehr - an den Becher muss man schon vorher denken. Einfacher wäre es, den Kaffee mal wieder in aller Ruhe im Café zu genießen. Ganz ohne to go. (dpa)

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