SONNENTOR: Auf der Suche nach dem Gegengift!

08.06.2018 - Österreich

Der Kräuter- und Gewürzspezialist aus dem Waldviertel sagt: „Ackergifte? Nein danke!“ Aus diesem Grund ist der Bio-Pionier Partner im Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Ein Zusammenschluss von namhaften Bio-Herstellern und Bio-Händlern aus Deutschland und Österreich. Das gemeinsame Ziel: eine Landwirtschaft, die ohne Pestizide und Ackergifte auskommt.  

SONNENTOR

SONNENTOR sagt zu Ackergiften: "Nein danke!" Im Bild: SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann gemeinsam mit Petr Šeba und Diana Paul aus dem SONNENTOR Team und Anbaupartnerin Renate Waldherr.

SONNENTOR arbeitet in Österreich mit 300 Bio-Bauern zusammen. Rund 1.000 Hektar werden für den Anbau von Kräutern und Gewürzen biologisch bewirtschaftet. Der Kräuterhändler legt Wert auf höchste Qualität und lässt die Rohwaren auf etwa 650 Rückstände untersuchen, denn die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Ackergifte durchdringen das gesamte Ökosystem. Ob durch die Luft, oder das Grundwasser – die toxischen Substanzen machen nicht einfach halt an der Grundstücksgrenze.  

„Wir müssen endlich aufwachen und handeln! Eine Vielzahl der heute verwendeten Ackergifte breiten sich zunehmend und flächendeckend über unsere Böden aus. Wenn das nicht gestoppt wird, droht die Gefahr, dass ökologische Landwirtschaft zukünftig nicht mehr möglich ist“, warnt SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann.  

Bewusstsein schaffen

Glyphosat und Neonicotinoide gehören zu den bekanntesten und weit verbreitetsten Pestiziden. Während die EU vor kurzem drei Neonicotinoide verboten hat, wurde der Einsatz von Glyphosat Ende des vergangenen Jahres für weitere 5 Jahre gestattet. Diese Entscheidung zeigt, dass das Verständnis für die durch Ackergifte angerichteten Schäden nach wie vor fehlt. Hinzu kommt, dass die großen Konzerne, die diese Mittel herstellen, starken Einfluss auf die Landwirtschaft haben und zusätzlich Druck auf die Politik ausüben.  

Ein Zeichen der Zeit, dass der Ökologe Johann Zaller nun ein Buch mit dem treffenden Titel „Unser täglich Gift. Pestizide – die unterschätzte Gefahr“, veröffentlicht hat. „Pro Jahr werden in Österreich 12.900 Tonnen synthetische Spritzmittel auf die Felder aufgebracht, rechnet man das auf jeden Österreicher um, dann sind das pro Nase eineinhalb Liter voll mit Gift“, erklärt Zaller und ergänzt: „Gefährlich ist der daraus entstehende Cocktail, also das Zusammenwirken vieler verschiedener Pestizide. Man darf nicht vergessen, dass es sich um Gifte handelt, die dazu da sind, Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen und Tiere zu töten. Allein in Österreich gibt es 1.200 zugelassene Pestizide. Viele davon werden kombiniert eingesetzt. Über diese Cocktailwirkung weiß man noch gar nichts. Was man weiß, ist: Pestizide wirken toxisch, greifen in unser Hormonsystem ein und reichern sich im Boden an.“  Der Ökologe zeigt in seinem Buch weiters auf, dass der Mensch ein Ökosystem für viele Mikroorganismen darstellt. Wenn der Körper Pestizide aufnimmt, können diese daher auch im eigenen Körper wichtige Helfer abtöten – zum Beispiel die Darmbakterien. Pestizide können unter andrem zu chronischen Darmkrankheiten, allen möglichen Arten von Tumoren und Antibiotikaresistenzen führen.  

Alternativen aufzeigen

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft fördert einerseits Forschung zu Ackergiften und möchte andererseits den Dialog mit Landwirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft vorantreiben. So soll der Paradigmenwechsel zu einer giftfreien Landwirtschaft gelingen. Dabei geht es nicht um unerfüllbare Forderungen, sondern darum, tatsächlich realisierbare Schritte zu identifizieren und umzusetzen. Es gilt zu vermitteln, welche Alternativen es zu chemischen Mitteln gibt. 

Um die Dringlichkeit des gemeinsamen Anliegens zu verdeutlichen, wird aktuell das Forschungsprojekt „Baumrinde 2018“ durchgeführt. Dazu werden an zahlreichen Orten in unserem Nachbarland Deutschland Proben entnommen, um die flächendeckende Verbreitung von Ackergiften zu prüfen. Baumrinden speichern Substanzen aus der Umwelt und sind so ein schonungsloser Barometer für Umweltsünden. Eine Pilotstudie 2017 hat gezeigt, dass selbst an städtischen Standorten, wie etwa dem Englischen Garten in München, Pestizide nachweisbar sind. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung werden im Frühjahr 2019 veröffentlicht.  

Zu den Bündnispartnern zählen neben SONNENTOR auch Landwende, Schweisfurth Stiftung, Allos, basic, Bohlsener Mühle, ebl-Naturkost, Morgenland, Neumarkter Lammsbräu, Ökoland, Rapunzel, St. Leonards Quelle, SuperBioMarkt und Voelkel.

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