Dürre Zeiten auf den Feldern: Müssen Verbraucher mehr zahlen?

11.07.2018 - Deutschland

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Das trockene und heiße Wetter belastet die Bauern - Verbraucher müssen sich aber vorerst wohl nicht auf steigende Preise für Brot, Bier, Quark oder Milch einstellen.

"Der Anteil des Getreidepreises am Produktpreis für Backwaren bewegt sich im einstelligen Prozentbereich", sagt Herbert Funk von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Auch wenn wegen des Wetters die Kühe in einigen Regionen weniger Milch geben, werde sich das zunächst nicht im Supermarkt bemerkbar machen, erklärt Björn Börgermann vom Milchindustrieverband: "Im Grunde genommen ist die Milchproduktion auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. Ein deutlicher Rückgang lässt sich deutschlandweit noch nicht feststellen."

Der Deutsche Bauernverband hatte angesichts der Trockenheit vor teils erheblichen Ernteausfällen gewarnt. Präsident Joachim Rukwied bekräftigte in der "Passauer Neuen Presse" (Samstag): "In einigen Regionen ist die Lage existenzgefährdend. Wir werden erneut eine Ernte haben, die weit unter dem Durchschnitt liegt." Bis zu 20 Prozent weniger Getreide als im Mittel vieler Jahre, mancherorts sogar weniger als die Hälfte der üblichen Erntemenge könnte die Folge sein. Die Politik müsse helfen. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) sorgt sich vor allem um Raps und Getreide: "Mein Ministerium prüft nach Abschluss der Ernte eingehend das Ausmaß der Ernteschäden."

- GETREIDE: Besonders im Norden und Nordosten Deutschlands klagen die Landwirte über zu trockenes Wetter. Die Ernte musste früher beginnen, obwohl die Körner in vielen Fällen noch nicht ausreichend gereift und damit zu klein sind. Laut Bauernverband liegt die Ernte mit 41 Millionen Tonnen unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

"Wir haben nicht nur in Norddeutschland Trockenheit, sondern im ganzen baltischen Raum, in Osteuropa, in der Schwarzmeer-Region", sagt Funk. Erstmals seit etwa fünf Jahren würden die weltweiten Getreide-Bestände abnehmen. Dennoch drohe keine Knappheit. Er rechne damit, dass die Weltmarktpreise steigen, aber nicht sehr stark.

  • MEHL: Die Mühlen beziehen ihr Getreide zu 95 Prozent aus dem Inland, sagt Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Mühlen. Auch wenn die Ernte in einigen Teilen Deutschlands schlecht bis katastrophal werde, würden die Mühlen ihre Rohstoffe bekommen.

Jedoch werde der Aufwand größer, Getreide in der gewünschten Qualität zu erhalten. "Und ein Aufwand im Unternehmen hat Auswirkungen auf die Kosten." Es gebe also Anzeichen, dass Mehl teurer werden könnte.

  • BROT: Ob sich die schlechte Getreideernte auch auf die Brotpreise auswirkt, kann der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks noch nicht beantworten. Der Mehl- beziehungsweise Getreideanteil in Backwaren sei von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Preiserhöhungen seien von vielen Faktoren abhängig und könnten von Unternehmen zu Unternehmen variieren, sagt Mathias Meinke für den Zentralverband.

  • MILCHVIEH: Auch viele Milchbauernhöfe in Norddeutschland leiden unter dem heißen und trockenen Wetter. Das von den Wiesen gemähte Grünfutter sei nicht so gehaltvoll und nährstoffreich wie notwendig, sagt Mathias Klahsen, Referent bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die Situation sei regional sehr unterschiedlich.

  • Allerdings verringere sich bei Temperaturen über 18 Grad Celsius auch die Milchleistung der Kuh. Die Landwirte müssten also mit geringeren Erträgen und höheren Futterkosten kalkulieren. Jedoch gebe es auch Regionen in Deutschland, die diese Trockenheitsprobleme nicht hätten, betont Verbands-Sprecher Börgermann.

  • MILCHPREISE: Butter koste derzeit relativ viel, weil die Nachfrage gut sei, so Andreas Gorn von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft in Bonn. Die Preise ändern sich häufig. Für Trinkmilch und Frischmilchprodukte werden sie mit den Erzeugern in halbjährlichen oder jährlichen Verträgen festgeschrieben. Experten gehen davon aus, dass zum Herbst hin die Milchpreise wieder steigen werden, vor allem wegen der starken Nachfrage nach Butter. Preissteigerungen wegen geringerer Milchmengen sind derzeit nicht absehbar./eks/DP/he (dpa)

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