Mehr Kalorien für die Lohntüte

07.11.2018 - Deutschland

Brot, Butter, Bier – in jedem siebten deutschen Industrieunternehmen werden Lebensmittel produziert. In Ostdeutschland sichert die Ernährungsindustrie gut jeden neunten, im Westen nahezu jeden zwölften Industriearbeitsplatz. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) heute zum Auftakt ihres Gewerkschaftstages in Leipzig hingewiesen. Der Umsatz der Ernährungsindustrie liegt nach Branchenangaben bei rund 180 Milliarden Euro pro Jahr. Nach Umsatz gilt die Lebensmittelwirtschaft damit als drittgrößter Industriezweig Deutschlands. In der Ernährungsindustrie arbeiten rund 700.000 Beschäftigte in etwa 26.000 Betrieben.

„Die Lebensmittelindustrie ist damit bundesweit eine Schlüsselbranche – insbesondere auch in Ostdeutschland. Die Milch- und Brotindustrie, aber auch die Zucker- und Süßwarenindustrie sowie die Getränkeherstellung sichern zwischen Rügen, Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge Tausenden eine Existenz. Doch noch immer sind gut bezahlte Industriejobs in ostdeutschen Regionen längst keine Selbstverständlichkeit. Was die ‚Kalorien für die Lohntüte‘ angeht, ist noch Luft nach oben“, so der stellvertretende Vorsitzende der NGG, Guido Zeitler.

Auch knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall seien die Unterschiede bei der Bezahlung zwischen Ost und West noch immer groß. Über alle Branchen hinweg liege der Lohn im Osten bei lediglich 83 Prozent des Westlohns. In der Ernährungswirtschaft sei es der NGG bereits gelungen, gegen dieses Gefälle vorzugehen: „In Ostdeutschland stiegen die Verdienste in der Lebensmittelindustrie seit 2010 um 28 Prozent. Im Westen lag der Zuwachs bei 14 Prozent. Die NGG wird sich am Tariftisch weiter dafür einsetzen, dass sich die Ost-West-Schere schließt“, sagte NGG-Vize Zeitler.

Um den Lohn in Ost und West werde es bis zum Freitag in Leipzig gehen: Den Tariflohn in der Lebensmittelindustrie – insbesondere auch im Osten – deutlich fester zu verankern, werde ein Schwerpunkt auf dem Gewerkschaftstag der NGG sein. Zu dessen Beginn rief Zeitler ostdeutsche Unternehmen dazu auf, sich zu Tarifverträgen zu bekennen. Nur so könne die Ernährungsindustrie Schulabgänger für sich gewinnen und Fachkräfte in der Region halten. Denn deren Bedarf werde weiter steigen, so Zeitler.

Unter dem Stichwort „Gute Arbeit. Gutes Essen.“ legt die NGG auf ihrem Gewerkschaftstag einen Fokus auf die Arbeits- und Tarifbedingungen in der Lebensmittelindustrie. Der gesamte Kongress steht unter dem Motto „Frische Rezepte für gute Arbeit“.

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