Handel sollte auf schädliche Fleischrabatte verzichten
Marktschreierische Rabatte gehen auf Kosten der Umwelt und belasten Landwirte
Konkret könnte der vom WWF geforderte Verzicht auf Rabattaktionen für Billigfleisch im Fairnesskatalog des Lebensmitteleinzelhandels („Standpunkt für unternehmerisches Wohlverhalten“) festgeschrieben werden. „Falls es hier zu wenig Bewegung gibt, müssen Umwelt-, Gesundheits- und Wirtschaftsministerin eine abgestimmte gesetzliche Lösung erarbeiten“, betont WWF-Expertin Glatter-Götz. „Politik und Handel sind gefordert, eine klima- und umweltfreundliche Ernährung stärker zu unterstützen. Rabatte auf Fleischprodukte sind beliebte Lockangebote im Handel. Würden diese wegfallen, könnten die Supermärkte stattdessen gesündere und klimafreundlichere Anreize setzen.“ Der WWF betont, dass bestimmte Preisnachlässe auch in anderen Bereichen gezielt unterbunden werden, um falsche Anreize zu vermeiden: So dürfen derzeit etwa Tabakwaren oder Baby-Anfangsnahrung nicht rabattiert angeboten werden. Auch für das Thema Fleisch ist eine spezifische und gut durchdachte Umsetzung notwendig: So sollten etwa Rabatte am Ende der Mindesthaltbarkeit eines Produkts von einem künftigen Verbot ausgenommen sein, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.
Eine WWF-Analyse von Rabattaktionen in Supermärkten hat gezeigt, dass Fleisch oft weit unter seinem fairen Wert verkauft wird und damit völlig falsche Anreize im Markt gesetzt werden. Denn die ständige Rabattierung von Fleischprodukten ist Teil eines fatalen Kreislaufs, der nicht nur auf Kosten von Umwelt und Gesundheit geht, sondern auch die heimischen Landwirte stark belastet. „Marktschreierische Rabatte fördern den massenhaften Absatz von Billigfleisch, das oft unter schlechten ökologischen Bedingungen zu Lasten des Tierwohls hergestellt wird. Preisdumping ist gerade bei wertvollen Lebensmitteln mit einem sehr hohen Produktionsaufwand der falsche Weg“, sagt Helene Glatter-Götz, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich.
Vier Wochen hat der WWF Österreich Rabattaktionen von Supermarkt-Ketten gesammelt und analysiert. Einzelne Produkte, wie etwa Schweinsschnitzel oder gemischtes Faschiertes, sind fast dauerhaft stark rabattiert. Preisnachlässe um bis zu minus 50 Prozent sind keine Seltenheit. „Ein ganzes Huhn um 2 Euro, ein Kilo Schweinefleisch um weniger als 5 Euro oder ein Kilo Spareribs um weniger als 4 Euro – ein umwelt- und tierfreundlicher Betrieb ist mit derart niedrigen Preisen nicht aufrechtzuerhalten. Der Vergleich zeigt: Wir geben oft für Junk-Food mehr aus als für Frischfleisch. Die Wertigkeit von Fleischprodukten wird so völlig verzerrt“, sagt Glatter-Götz. Viele der beobachteten Fleischprodukte sind durchgehend im Angebot, Rabatte erfolgen auch unabhängig von saisonalen Nachfrageschwankungen.
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