Nestlé will Traditionsmarke Herta verkaufen

NGG stellt Bedingungen: „Mensch vor Marge“ Mitbestimmung, Tarifbindung und Standort Herten sichern

19.02.2019 - Deutschland

Die Kahlschlagpolitik von Nestlé soll offensichtlich weiter gehen. Die gestern von Nestlé verkündete „Prüfung der strategischen Optionen für Herta“ sei der Plan, die Traditionsmarke bis Ende des Jahres 2019 verkaufen zu wollen, ist sich Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), sicher. Den Verkaufsplan hat er scharf kritisiert. 

„Dahinter steckt rücksichtlose Profitgier. Um absurd hohe Renditen von bis zu 18,5 Prozent zu erzielen, soll nun ein Unternehmen, das nach jahrlanger Durststrecke erstmals wieder schwarze Zahlen schreibt, offensichtlich meistbietend verkauft werden. Die Braut wurde hübsch gemacht auf Kosten der Beschäftigten: Sie haben es durch den Verzicht auf Tarifleistungen wie Urlaubsgeld und Urlaubstage, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen oder Verlust ihres Arbeitsplatzes erst ermöglicht, dass Herta saniert werden konnte. Die Quittung ist Verunsicherung und Verkauf. Dafür haben die Beschäftigten, die gestern von der Verkaufsoption überrascht wurden, kein Verständnis. 400 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die NGG wird um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Für uns gilt: Mensch vor Marge!“ 

Die Gewerkschaft NGG fordere, so Adjan, dass im Falle des Verkaufes Herta als Ganzes und nicht in den einzelnen europäischen Ländern filetiert und gesplittet verkauft werde. Die Gewerkschaft NGG fordere auch, dass Nestlé sehr genau prüfe, an wen verkauft wird. „Die Mitbestimmungsstrukturen, die Tarifbindung und der Standort müssen gesichert sein. Damit dürfen einige große Player auf dem europäischen Fleisch- und Wurstmarkt von vornherein nicht infrage kommen“, hat der NGG-Vize gefordert 

Adjan erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr an fünf deutschen Nestlé-Standorten durch Teil- oder Standortschließungen mehrere hundert Arbeitsplätz vernichtet wurden. Der NGG sei es gelungen, ein umfangreiches Tarifpaket für die betroffenen Beschäftigten auszuhandeln – die Arbeitsplätze seien dennoch verloren. 

Vor diesem Hintergrund sei es zynisch, so der NGG-Vize, wenn Konzernchef Mark Schneider gestern sagte, dass er „mit den 2018 erzielten Fortschritten zufrieden“ sei.

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