Coca-Cola, Nestlé und Danone haben erstmals offengelegt, wie viel Plastik sie produzieren. In einem Bericht der Ellen MacArthur Foundation wird das Ausmaß des Kunststoffverbrauchs der weltweit größten Getränkehersteller deutlich. Der globale Marktführer Coca-Cola ist mit der jährlichen Produktion von drei Millionen Tonnen Kunststoff größter Plastiksünder, gefolgt von Nestlé mit 1,7 Millionen Tonnen und Danone mit 750.000 Tonnen. Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen die Zahlen, dass die drei Getränkeriesen zu den hauptverantwortlichen Akteuren für die Verschmutzung der Umwelt durch Plastikmüll zählen. Die massenhafte Produktion von Einwegplastikflaschen verschwendet begrenzt vorhandene Ressourcen, belastet das Klima und führt zu riesigen Abfallbergen.
Die DUH fordert von Coca-Cola, Nestlé und Danone, die ganz überwiegend auf Einwegplastikflaschen setzen, den Plastikirrsinn zu beenden und ihre Getränke in umweltfreundliche Mehrwegflaschen abzufüllen. Die Unternehmen müssen sich zudem weltweit für Pfandsysteme einsetzen, damit Getränkeverpackungen im Handel zurückgegeben und nicht in der Umwelt entsorgt werden. Die DUH fordert von anderen Unternehmen wie Pepsi, Aldi oder Lidl ebenfalls Zahlen zur Kunststoffproduktion offenzulegen.
„Mit dem von Coca-Cola verbrauchten Kunststoff wird jährlich die unvorstellbare Menge von mehr als 88 Milliarden Einwegplastikflaschen hergestellt. Das sind 167.000 Flaschen pro Minute. Aneinander gelegt würden die weltweit von Coca-Cola in einem Jahr produzierten Plastikflaschen 594 Mal die Erde umrunden oder 31 Mal von der Erde bis zum Mond und zurückreichen. Einwegflaschen gehören vor allem in Ländern, die kein Pfandsystem haben, zu den am häufigsten in der Umwelt entsorgten Verpackungen und führen zum Tod tausender Lebewesen. Besonders häufig werden Flaschenringe und Deckel in den Mägen von Seevögeln gefunden“, kritisiert die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
„Anstatt nachhaltig zu agieren und auf umweltfreundliche Mehrwegflaschen zu setzen, treibt Coca-Cola weltweit seine Strategie für Einwegplastikflaschen und Getränkedosen voran. Ein 2016 von DC-Leaks veröffentlichtes internes Strategiepapier von Coca-Cola belegt, dass das Unternehmen gegen Mehrwegflaschen, höhere gesetzliche Recyclingquoten und mehr gesammelte Plastikflaschen kämpft“, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH.
In Deutschland arbeitet Coca-Cola weiter am Ausstieg aus dem Mehrwegsystem. Die 0,5 sowie 1,5-Liter-PET-Mehrwegflaschen sind bereits aus den Regalen verschwunden und sieben deutsche Mehrwegstandorte hat das Unternehmen in Deutschland seit 2015 bereits geschlossen. „Für den eigenen Profit nimmt Coca-Cola den Schaden an unserer Umwelt billigend in Kauf, entlässt Mitarbeiter und zwingt Verbrauchern seine Einwegplastikflaschen auf. Außerdem unterläuft Coca-Cola die Mehrwegquote von 70 Prozent aus dem Verpackungsgesetz“, so Fischer weiter. Eine aktuelle Anfrage der DUH zum Mehrweganteil und zum Beitrag Coca-Colas zur Erfüllung der in Deutschland gültigen Mehrwegquote von 70 Prozent beantwortete das Unternehmen nicht.
Danone teilte auf Anfrage der DUH schriftlich mit, dass man weiterhin auf Einwegplastikflaschen setzen möchte und stellte vor allem das Engagement zu deren Optimierung in den Vordergrund. Dem widerspricht, dass das Unternehmen seit 2016 besonders schwere und umweltschädliche Einwegplastikflaschen für das Mineralwasser Evian nutzt. Nestlé bezifferte seinen Mehrweganteil in Deutschland auf lediglich zwölf Prozent. Damit boykottieren auch diese Unternehmen die gesetzliche Mehrwegquote von 70 Prozent.
„Lange haben Coca-Cola, Nestlé und Danone versucht, ihre Verantwortung für die globale Plastikmüllkrise durch Geheimhaltung zu verschleiern. Mit der jetzigen Veröffentlichung der produzierten Plastikmengen geben sie lediglich dem gestiegenen öffentlichen Druck und den Forderungen der Verbraucher nach mehr Transparenz nach. Initiativen der Großkonzerne gegen Plastikmüll stehen im krassen Gegensatz zu ihren unverfrorenen Einwegstrategien und sind deshalb nicht glaubwürdig. Sie dienen vor allem dazu, wirksame gesetzliche Regelungen zu verhindern“, kritisiert Metz.
Hintergrund zu Coca-Cola und seinem Verhältnis zu Mehrwegflaschen:
1. Umweltminister Töpfer reagierte 1987 auf die Ankündigung von Coca-Cola, die 1,0 l Mehrwegflasche durch Einweg-PET zu ersetzen, mit einer Verordnung zur Einführung eines Pfandes auf Einweg-PET Flaschen. Daraufhin beschloss Coca-Cola, die 1,5 l Mehrweg PET-Flasche einzuführen.
2. Ende der 90er Jahre forderte Coca-Cola die Abschaffung der Mehrwegschutzquote von 72 Prozent und wollte bundesweit Verkaufsautomaten für Einweg-Getränke aufstellen. Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel erteilte Coca-Cola eine Abfuhr.
3. Von 2000 bis 2002 kämpfte Coca-Cola verbissen gegen die Einführung eines Pflichtpfandes auf Getränkedosen und Plastikflaschen, scheiterte aber am damals verantwortlichen Bundesumweltminister Jürgen Trittin.
4. Zur Fußball-WM 2006 in Deutschland torpedierte Coca-Cola das Mehrwegsystem mit einer Einweg-PET-Flasche in Fußballform, die als „Mehrwegflasche“ pfandfrei verkauft wurde. Mit Unterstützung des damaligen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel stoppte die DUH diesen Versuch, den Mehrwegschutz und Einwegpfandregelungen zu unterlaufen.
5. Im Januar 2015 begann Coca-Cola erneut, sich von Mehrweg zu verabschieden. Bislang wurden die seinerzeit weit verbreiteten 0,5 Liter und 1,5-Liter-PET-Mehrwegflaschen abgeschafft. Ein Großteil der Erfrischungsgetränke wird nun stattdessen in Einwegplastikflaschen und Getränkedosen abgefüllt.
6. Ein 2016 von DC-Leaks veröffentlichtes internes Strategiepapier von Coca-Cola belegte, dass das Unternehmen gegen Mehrwegflaschen, gegen höhere gesetzliche Recyclingquoten und gegen mehr gesammelte Plastikflaschen kämpft.
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Der Bericht der Ellen MacArthur Foundation mit Zahlen von Coca-Cola, Nestlé und Danone zur Kunststoffproduktion ist oben rechts im Kasten verlinkt.