Delivery Hero: Werden bald Gewinne geliefert?
Die Lage des Unternehmens:
Es war eine Nachricht, die den Essenslieferdiensten in der gesamten Branche Sorgen bereitete: Am 17. Mai verkündete der US-Onlinehändler Amazon, dass er sich an einer Finanzierungsrunde in Höhe von 575 Millionen Dollar für den britischen Delivery-Hero-Konkurrenten Deliveroo als größter Investor beteiligen will. Die Aktie der Berliner sackte danach phasenweise um bis zu vier Prozent ab, auch die Kurse weiterer Wettbewerber wie Just Eat <GB00BKX5CN86>, Takeaway und Hellofresh <DE000A161408> gaben teils deutlich nach.
Mit seiner Größe und Finanzkraft könnte Amazon den ohnehin hart umkämpften Markt für Essenslieferanten nachhaltig aufmischen. Noch ist jedoch unklar, ob das Investment der US-Amerikaner bei Deliveroo erst der Anfang einer groß angelegten Offensive im Online-Lebensmittelgeschäft ist. Amazon könnte Deliveroo zu einem schlagkräftigen Konkurrenten aufbauen, der zum Teil in den gleichen Märkten agiert wie Delivery Hero.
Unabhängig von diesem möglichen Szenario treiben die Berliner ihre Geschäfte konsequent voran und wachsen rasant. Das erst seit Ende Juni 2017 börsennotierte Unternehmen legte beim Umsatz im ersten Quartal um 94 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, die Bestellungen stiegen um mehr als die Hälfte. Auf Jahressicht erwartet Vorstandschef Niklas Östberg jetzt Erlöse im Wert zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Euro - und damit etwas mehr als noch Ende 2018 angenommen.
Gerade die Regionen Nahost und Nordafrika sind Wachstumstreiber für Delivery Hero. Die steigende Anzahl an Restaurants und Verbesserungen der Plattform spielen dem Unternehmen laut Östberg in die Karten.
Damit Delivery Hero auf Dauer profitabel wird, sind jedoch noch weitere Schritte vonnöten. Denn der Essenslieferant schreibt nach wie vor rote Zahlen. Für das laufende Jahr geht das Unternehmen weiter von einem Verlust aus. Der um Sondereffekte bereinigte Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll 2019 in der Spanne von 270 bis 320 Millionen Euro liegen. Aufgrund der guten Entwicklung in Europa will Delivery Hero aber zumindest dort bereits in der zweiten Jahreshälfte die Gewinnschwelle erreichen.
Auch mit Blick auf Zu- und Verkäufe gibt es bei den Berlinern eine Menge Bewegung. Während Delivery Hero den im Dezember vergangenen Jahres verkündeten Verkauf seines Deutschland-Geschäfts (Lieferheld, Foodora, Pizza.de) an den Rivalen Takeaway Anfang April offiziell abgeschlossen hat, erwarb das Unternehmen Anfang März die Essensliefer-Sparte der Restaurantbewertungsplattform Zomato aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Weitere strategische Akquisitionen sollen folgen.
Das sagen die Analysten:
Die Papiere von Delivery Hero werden von den Marktexperten fast durchweg positiv bewertet. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 47 Euro. Elf der 14 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Analysten empfehlen die Anteilsscheine des Essenslieferanten zum Kauf, zwei Experten raten zum Halten. Lediglich Analyst John King von der US-Investmentbank Merrill Lynch hat sich skeptisch geäußert. Er hat die Einstufung von Delivery Hero auf "Underperform" belassen und in einer Technologie-Branchenstudie seine klare Präferenz für die Papiere des britischen Konkurrenten Just Eat betont.
Im Gegensatz dazu zeigt sich Analystin Silvia Cuneo von der Deutschen Bank deutlich positiver. Ihre Einstufung auf "Buy" begründet sie damit, dass die Lücke beim Bestellwachstum zwischen Delivery Hero und seinen Wettbewerbern Just Eat und Takeaway im ersten Quartal noch größer geworden sei. Cuneo sieht nach den starken Quartalszahlen noch weiteres Potenzial.
Sie liegt damit auf einer Linie mit Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JP Morgan, der die Aktie von "Neutral" auf "Outperform" hochgestuft hat. Das Kursziel hob er auf 51 Euro an. Seine
Begründung: Der Ausblick für Essenslieferanten sei weiter vielversprechend und Delivery Hero sein bevorzugter Wert in der Branche. Bei dem Unternehmen gingen die Investitionen zurück und das Umsatzwachstum ziehe an, so dass sich bei den Aktien das Verhältnis von Chancen und Risiken verbessere.
Besonders viel traut das Analysehaus Jefferies Delivery Hero zu.
So hat Analyst Giles Thorne seine Schätzungen für den Essenslieferdienst angepasst und das Kursziel auf 55 Euro angehoben.
Dabei berücksichtige er den Verkauf des deutschen Geschäfts und die Übernahme von Zomato in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Bloomberg-Analystin Diana Gomes geht unterdessen davon aus, dass das Amazon-Investment Deliveroos Wachstum in Europa beschleunigen sollte und zu mehr Marktanteilen führt. Weltweit operierende Unternehmen wie Delivery Hero und Takeaway.com dürften dadurch gezwungen sein, ihre Investitionen zu verstärken und ihre bisherigen Geschäftsmodelle zu erweitern.
Das macht die Aktie:
Seit ihrem Börsengang Ende Juni 2017 haben die Papiere von Delivery Hero deutlich an Wert gewonnen. Lag der Ausgabepreis vor knapp zwei Jahren noch bei 25,50 Euro je Aktie, stieg er bis Juli 2018 auf über 50 Euro.
Bis Anfang 2019 ist die Aktie auf gut 30 Euro zurückgekommen und hat sich daraufhin wieder erholt. Jetzt notiert das Papier bei rund 40 Euro./eas/elm/fba (dpa)
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