Der Jahrgang 2019: fruchtbetont und ausgezeichnet
ÖWM/Marcus Wiesner
Der Witterungsverlauf 2019
Die Monate Jänner, Februar und März waren überdurchschnittlich mild und sehr trocken, Kälteperioden wie im Vorjahr blieben aus. Bei frühen Sorten begann das Knospenschwellen aufgrund der milden Witterung teilweise bereits Ende März. Im wechselhaften, aber warmen April (1,5 °C über dem langjährigen Durchschnitt) wurde nur die Steiermark mit ausreichend Regen bedacht, der kälteste Mai seit 1991 verzögerte die Entwicklung der Reben. Die Rebblüte setzte dadurch etwa zehn Tage später als im Vorjahr ein, was im langjährigen Schnitt einen Normalzeitpunkt bedeutet. In allen Weinbaugebieten wurde die Blüte bis Mitte Juni relativ zügig beendet. Der wärmste, sonnigste und trockenste Juni aller Zeiten (4,7 °C über dem Durchschnitt seit Beginn der Messungen 1767) war ein Monat für die meteorologischen Geschichtsbücher, auch Juli und August waren überdurchschnittlich warm. Mehrere Hitzewellen mit teils schweren Gewittern und sintflutartigen Regenfällen prägten diese Sommermonate. Von größeren Hagelschäden blieb man heuer zum Glück aber verschont.
Die Ernte gestaltete sich durch den milden September und warmen Oktober sehr angenehm. Es konnte in Ruhe und wie geplant gelesen werden, Schlechtwetterfronten blieben aus und nötigten somit nicht zu eventuell vorzeitigen Lesedurchgängen oder Erntepausen. Die gute Nachtabkühlung sorgte auch für die Förderung der Fruchtigkeit und den Erhalt der Säurestruktur.
Niederösterreich
Nach dem Ernteplus des letzten Jahres gab es heuer bedingt durch Hitze und wenig Niederschlag etwas weniger Trauben, die dafür vollreif und sehr gesund waren; die erwartete Qualität ist ausgezeichnet. Die Weingartenarbeit verlief heuer im normalen Rahmen, es waren keine speziellen Maßnahmen notwendig, um die Traubenqualität zu erhalten. Das anhaltende gute Lesewetter erlaubte eine gute Planung und selektive Ernte der jeweiligen Tagesmenge. Mitte Oktober neigte sich die Lese dem Ende zu. Die Kellerarbeit läuft aktuell reibungslos, die Jungweinverkostungen lassen die Vorfreude auf einen großen Jahrgang wachsen. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass der Handel nicht bereit war, die gute Qualität und die geringere Menge auch preislich zu honorieren.
Die 2019er-Weine zeichnen sich durch einen angenehmen Trinkfluss und eine ausgeprägte Sortentypizität aus. Der gehaltvolle Charakter wird von einem moderaten Alkoholgehalt unterstützt, die gute Säurestruktur fördert zudem die Fruchtigkeit.
Burgenland
Vom Norden bis ins Südburgenland freut man sich über die hervorragende Traubenqualität. Nach dem überdurchschnittlichen Ernteergebnis 2018 sind heuer aber rund 30 Prozent weniger Menge zu verzeichnen. Die Saftausbeute war aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer sehr gering, die Trauben dafür umso intensiver im Geschmack. Auch im Burgenland herrschte während der Erntezeit durchgehend schönes Wetter, das einen entspannten Leseablauf ermöglichte.
Bei Traubenpartien, die zur Erlangung höherer Reife länger hängen gelassen wurden, mussten sich die Winzer mancherorts auch mit Staren als unerwünschten „Lesehelfern“ auseinandersetzen und Vorkehrungen treffen.
Die Jungweine zeigen sich sehr aromatisch und mit einem sehr guten Säuregerüst, das besser als 2018 beurteilt wird. Vielversprechend ist auch das Reifepotenzial, sodass der Jahrgang 2019 sicher noch länger für ausgezeichneten Genuss sorgen wird.
Steiermark
Auf den kältesten Mai folgten der heißeste Juni mit einer sehr kurz andauernden Rebblüte sowie ein eher trockener Sommer. Gerade ausreichend Regen entschärfte den Wassermangel in den Böden, kalte Nächte bremsten das Wachstum der Reben. Im Gegensatz zu anderen Weinbaugebieten führte der Regen in der Steiermark nach aktuellen Schätzungen zu einer etwas größeren Erntemenge als 2018.
Die Weinlese begann Mitte September bei optimalem Wetter und dauerte – ohne die gefürchteten Niederschläge – bis in den Oktober an. Gesunde Trauben, deren Reife heuer in einem etwas späteren und somit kühleren Zeitraum erfolgte, lassen sehr harmonische, ausgewogene und besonders fruchtige Weine erwarten. Ein klassisch steirischer Jahrgang mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt wartet auf die Weingenießer.
Intensive Aromen nach frisch geerntetem Kernobst wie Apfel, aber auch Zitrusnoten, die durch kühle Nachttemperaturen während der Reifezeit stark ausgebildet wurden, prägen den Steirischen Junker – ein guter Vorbote für den Jahrgang 2019.
Wien
Auch Österreichs Hauptstadt konnte heuer hervorragende Qualitäten in etwas geringerer Menge als im Vorjahr einbringen. Die Witterung während der Vegetation verlief fast deckungsgleich wie in den anderen Weinbaugebieten, auch wurden die Wiener Weingärten von größeren Wetterunbilden verschont. Ebenso erlaubte das schöne Lesewetter zügiges Arbeiten ohne Unterbrechungen, und so war man auch in Wien Mitte Oktober mit der Ernte fertig.
Der „Junge Wiener“ gibt bereits einen sehr guten Vorgeschmack auf die Weine, die zu erwarten sind: fein, sortentypisch, mit ausgeprägter Trinkigkeit und guter, schön eingebundener Säure.