Lebensmittelverpackungen – sicher, nachhaltig, praktisch
Auf dem Weg zur Verpackung von morgen
Über die Zukunft der Lebensmittelverpackungen diskutierten bei der KOSTBAR-Lebensmitteldebatte des Deutschen Tiefkühlinstitutes Michael Thews, Mitglied des Deutschen Bundestags und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, und Myriam Rapior, Vorstand beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Sprecherin der BUND-Jugend mit rund 50 Gästen aus Politik, Industrie sowie Verbänden und Verbraucherorganisationen.
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„Verpackungen erfüllen wichtige Aufgaben“, sagt Frau Dr. Sabine Eichner, Geschäftsführerin des Deutschen Tiefkühlinstituts und Gastgeberin der KOSTBAR-Lebensmitteldebatte. „Sie bieten Schutz, erfüllen hygienische Anforderungen, müssen praktikabel sein und dienen als Informationsträger.“ Gleichzeitig gibt es gesellschaftliche Entwicklungen, die zu einem Anstieg des Verpackungsaufkommens führen. Ein Grund dafür: der Trend zu mehr Singlehaushalten und eine Food-To-Go-Mentalität. Zwar gehen junge Menschen für den Klimaschutz auf die Straße – und das ökologische Bewusstsein ist gestiegen. Doch der Einzelne trifft Konsumentscheidungen oft nicht unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. „Das passt eigentlich nicht zusammen. Ökologisches Bewusstsein übersetzt sich noch nicht in einen nachhaltigen und verpackungsarmen Konsum“, sagt Myriam Rapior vom BUND. „Politik und Wirtschaft müssen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Konsum schaffen, so dass ein verpackungsarmer oder verpackungsfreier Einkauf alltagstauglich wird."
Den Verbraucher unterstützen
Auch Michael Thews findet, dass Verbraucher es schwer haben, sich zurechtzufinden oder unverpackt einzukaufen. Es gäbe zwar entsprechende erste Läden, das sei aber noch zu wenig. Erforderlich sei ein Umdenken beim Verbraucher und beim Handel. Um die Verbraucher für nachhaltige Verpackungen zu sensibilisieren, schlägt Michael Thews vor: „Wir brauchen eine einheitliche Kennzeichnung, damit der Verbraucher nachhaltige und klimafreundliche Verpackungen besser erkennen kann. Dafür sollten bestehende, bekannte Ökosiegel wie der Blaue Engel weiterentwickelt werden.“
Politik setzt Anreize
Mit dem neuen Verpackungsgesetz hat die Bundesregierung stärkere Anreize für die Verwendung von recyclingfähigen, sortenreinen Verpackungen gesetzt, um langfristig die Recyclingquoten zu erhöhen. Michael Thews betonte: „Abfallvermeidung steht an erster Stelle und ist als vorrangiges Ziel im Kreislaufwirtschaftsgesetz verankert. Darüber hinaus wurden die Recyclingquoten im Verpackungsgesetz erhöht und so Anreize geschaffen für die Wirtschaft.“ Er sieht die Standardisierung der Verpackung- und der Verpackungsmaterialien als einen geeigneten Ansatz für höhere Recyclingquoten, weil sich unterschiedliche Verpackungsmaterialien zusammen schlechter recyceln lassen. „Wenn wir es schaffen, die Sammelkreisläufe und auch die Herstellungsprozesse zu beeinflussen, dann kann ein hochwertiges Recycling funktionieren.“
Michael Thews wünscht sich mehr Initiativen aus der Industrie, nachhaltige Verpackungen zu entwickeln sieht die Politik in der Verantwortung, solche Initiativen zu unterstützen. Und er betonte: „Die Wirtschaft muss davon ausgehen, dass Verbote kommen werden, wenn sich nicht genug verändert.“ Er empfiehlt daher, sich die Verpackungen genau anzuschauen und an Veränderungen zügig zu arbeiten.
Die Wirtschaft arbeitet an nachhaltigen Verpackungen
„Die TK-Branche setzt zu 80% Kartonverpackungen ein, der Anteil der Kunststoffverpackungen an den Verpackungen ist seit Jahren konstant, trotz steigender Absatzmengen. Eine aktuelle Herausforderung ist die Vermeidung von Verbundstoffverpackungen. Dabei geht es darum, möglichst sortenreine, recyclebare Materialien mit einer 95%-igen Papierbasis zu verwenden“, sagt Frau Dr. Eichner. „Wir erwarten 2020 erste sichtbare Ergebnisse im Tiefkühlbereich.“
Zielkonflikte auflösen
In der Debatte wurden verschiedene Zielkonflikte im Bereich der Lebensmittelverpackungen aufgezeigt: Verpackungen schützen die Lebensmittel, beanspruchen aber gleichzeitig Ressourcen und müssen entsorgt werden. Verpackungen verhindern Food Waste, indem sie die Haltbarkeit verlängern, sind aber zu häufig nicht recyclefähig. Überflüssige Verpackungen sollten vermieden werden, sie erfüllen aber gleichzeitig eine Werbe- bzw. Informationsfunktion und differenzieren Produkte im Wettbewerb. „Über diese Zielkonflikte dürfen wir nicht einfach hinweggehen. Es ist wichtig, dass alle Akteure an den Entwicklungsprozessen beteiligt werden und zusammenarbeiten: Verbraucher genauso wie Hersteller, Verpackungsmittelproduzenten, der Handel, Umweltorganisationen und die Politik“, schloss Frau Dr. Eichner die kontrovers und emotional geführte Debatte unter der Leitung von Ute Welty.