Ganz große Nummer: Heineken eröffnet neue Produktionsstätte in Mexiko

Werk ist dank vier Linien von KHS ein Vorbild im Bereich Nachhaltigkeit

21.11.2019 - Deutschland

Bereits 2006 wurde das Potenzial für den Start eines der wichtigsten Greenfield-Projekte in der Geschichte des mexikanischen Brauwesens wahrgenommen: Cervecería Cuauhtémoc Moctezuma wollte seine siebte Produktionsstätte in Meoqui im Bundesstaat Chihuahua im Norden des Landes errichten. Neun Jahre später wurden die Pläne durch HEINEKEN México abgeschlossen, das die Brauerei zwischenzeitlich übernommen hatte.

KHS Gruppe

Carta Blanca, die erste Biermarke der Cervecería Cuauhtémoc, wird seit 1890 gebraut und vermarktet.

Mit der Ansiedlung in Meoqui schließt Heineken eine geographische Lücke im Norden Mexikos. Der strategische Standort optimiert das Produktions- und Vertriebsnetzwerk des Unternehmens. Zudem verfügt die Region über eine gute Infrastruktur, bietet qualifizierte Mitarbeiter und eine lokale Regierung, die gezielt die wirtschaftliche Entwicklung fördert.

Größter Heineken-Standort weltweit

Mit einer Kapazität von 5 Millionen Hektolitern jährlich entstand auf der grünen Wiese die größte Produktionsstätte der Heineken-Gruppe weltweit. Zu den 500 in der Brauerei selbst neu geschaffenen Arbeitsplätzen kommen noch 1.500 indirekte Stellen hinzu. Das Areal ist so ausgelegt, dass eine Ausweitung mittelfristig möglich ist. Welche überragende Bedeutung der mexikanische Markt für Heineken hat, zeigen einige Zahlen von 2016: Die mexikanische Niederlassung trug einen Anteil von 16 Prozent zum Absatz, 12 Prozent zum Umsatz und 15 Prozent zum Gewinn der Niederländer bei – schon vor der Inbetriebnahme des neuen Werks. Und – noch wichtiger – im selben Zeitraum wuchs HEINEKEN México nach Menge um 4, nach Wert um 8 und beim Profit sogar um stolze 16 Prozent. Vor diesem dynamischen und auch künftig äußerst erfolgversprechenden Hintergrund erstaunt es wenig, dass man sich entschloss, hier rund 400 Millionen Euro zu investieren – mehr als je zuvor.

Für KHS ist Mexiko durchaus vertrautes Pflaster, steht doch seit 1992 in Zinacantepec eines seiner 11 eigenen Werke. „Bei HEINEKEN México verfügen wir landesweit über eine Installed Base von rund 80 Maschinen“, sagt Mario Perez, bei KHS Mexico Sales Manager North Zone. „Dazu zählen vor allem Füller, Verpackungsmaschinen und Pasteure.“ Das allererste gemeinsame Projekt der beiden Unternehmen reicht zurück bis ins Jahr 1977: Dabei handelt es sich um eine Dosenlinie vom Typ VVF-120D. Sie steht in Monterrey im Nordosten des Landes und ist bis heute in Betrieb.

Zu den besonderen Herausforderungen in Meoqui zählte jedoch nicht in erster Linie die Leistungsfähigkeit der Anlagen, sondern zwei andere Aspekte: Flexibilität und Nachhaltigkeit.

Maximale Flexibilität

Hier werden zwei Biertypen, sechs Bierstile und 13 Marken produziert – neben Heineken unter anderem Tecate, Dos Equis und Indio. Angesichts dieses Sortiments, das in unterschiedliche Behälter verschiedener Größe abgefüllt wird, ergibt sich eine riesige Vielfalt an Stock Keeping Units (SKUs) und eine große Zahl an möglichen Kombinationen. Das erfordert möglichst kurze Umrüstzeiten bei den Formatwechseln und maximale Flexibilität in der Etikettierung. Hinzu kommt eine Besonderheit hinsichtlich der Sekundärverpackung: Anstelle von Plastikkästen kommen Mehrweg-Pappkartons mit je 12 oder 20 Flaschen zum Einsatz, deren Handling eine gewisse technische Herausforderung darstellt.

Auch an anderer Stelle war höchste Flexibilität gefragt: „Aufgrund von aktuellen Marktanforderungen waren wir gezwungen, die ursprünglich vereinbarte Reihenfolge der Inbetriebnahme der Linien entsprechend der am meisten benötigten SKUs zu ändern“, erinnert sich Werksleiter Reynoso. „Das bringt natürlich alle Beteiligten ins Schwitzen. Aber das KHS-Team hat unsere Situation verstanden. Trotz dieser Veränderungen hat die Zusammenarbeit mit der lokalen Crew großartig funktioniert und wir konnten den Prozess mit hervorragenden Ergebnissen abschließen.“

Insgesamt sechs Linien umfasst das Vorzeigeprojekt, vier davon wurden durch KHS geliefert und in Betrieb genommen: Zwei Glaslinien für 355-Milliliter-Einwegflaschen, eine für 325-Milliliter Mehrwegflaschen – alle mit einer Leistung von jeweils bis zu 40.000 Flaschen pro Stunde – sowie eine weitere für bis zu 28.000 947-Milliliter- Einweg- beziehungsweise -Mehrwegflaschen pro Stunde. Das Maschinenprogramm umfasste nahezu das gesamte KHS-Sortiment: Von Reinigungsmaschinen über Füller, Etikettierer, Pasteure, Verpackungsmaschinen bis hin zu Palettierern.

Werksleiter Eusebio Reynoso Razo erklärt, was den Ausschlag für den Dortmunder Systemlieferanten gab: „Wir sind seit mehr als 40 Jahren miteinander im Geschäft. Da ist doch klar, dass wir uns ganz auf die sorgfältigen, bewährten und modernen Prozesse verlassen können, die KHS als erstklassiger Anlagen-und Maschinenbauer mit seinen hochqualifizierten Technikern auszeichnen.“ Vertrauen ist ein zentrales Kriterium, findet Reynoso: „Schließlich ist es eine echte Herausforderung, ein so großes Werk zu bauen. Um einen guten Start zu erzielen, wollten wir deshalb nur mit den Besten zusammenarbeiten.“

Schon in den ersten Monaten wurden auf den vier KHS-Linien mehr als 30 verschiedene SKUs verarbeitet und mehr als 1,2 Millionen Hektoliter in Glasflaschen abgefüllt und verpackt.

Insgesamt ist Reynoso mit dem Teamwork hochzufrieden: „Wir haben viele gemeinsame Erfolgserlebnisse erzielt – von der Installation über die Inbetriebnahme bis hin zu dem Moment, als die ersten gefüllten Produktpaletten auf den Transporteuren ausliefen. Die große Bereitschaft des KHS-Verantwortlichen vor Ort, etwas zu bewegen, seine Kooperation und die ausgezeichnete Kommunikation haben das Funktionieren des Teams sehr erleichtert.

Vorbildlicher Ressourceneinsatz

Die zweite große Herausforderung betrifft die Nachhaltigkeit: Gemäß seiner Selbstverpflichtung ‚Brewing a better world‘ versteht HEINEKEN México sich als Vorreiter. Entsprechend wurde das Werk in Meoqui nach den modernsten Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft errichtet – mit Fokus auf erneuerbare Energien und eine effiziente Nutzung von Wasser. Der Strom stammt aus erneuerbaren Quellen. In den Fenstern der Brauerei befinden sich beispielsweise Photovoltaikzellen, die alleine rund 12 Prozent der am gesamten Standort benötigten Elektrizität erzeugen – der Rest stammt aus Windkraft. Mittels Abwasseraufbereitung gelingt zudem die Versorgung sämtlicher Einrichtungen, Grünflächen sowie die Verwendung von Biogas in Kesseln. Erklärtes Ziel ist es, die Heineken-Brauerei mit dem weltweit geringsten Wasserverbrauch zu werden – bis 2020 will man in diesem Werk mit nur zwei Litern Wasser pro Liter Bier arbeiten.

Auch um dieses Ziel zu erreichen, hat man sich für die nachhaltigen Anlagen von KHS entschieden: Die Reinigungsmaschinen, die neben den Pasteuren generell zu den größten Wasserverbrauchern in einer Linie zählen, sind mit neuester Technologie gespickt, die sowohl die Wassermenge drastisch reduziert als auch den Energieverbrauch spürbar verringert. Auch am Füller bewirken neue Systeme zur Kühlung der Vakuumpumpen einen erheblich niedrigeren Wasserverbrauch – jährlich können hier pro Linie mehr als 300.000 Euro eingespart werden. Für Werksleiter

Reynoso ist das natürlich ein entscheidender Aspekt: „Unter Nachhaltigkeit verstehen wir nicht nur unsere ökologische Verantwortung, sondern auch die ökonomische Ebene. Hier hat KHS gegenüber den Wettbewerbern mit den attraktivsten Gesamtbetriebskosten (TCO) gepunktet. Das erlaubt uns auch auf lange Sicht, die Linien nachhaltig zu betreiben.“

Qualifizierung vor Ort

Hilfreich ist dabei auch die einfache Bedienbarkeit der Anlagen für das Personal vor Ort. Dafür wurde frühzeitig mit der Auswahl und Qualifizierung der werkseigenen Mitarbeiter begonnen – mit tatkräftiger Unterstützung durch KHS: Um sicherzustellen, dass die Linien ordnungsgemäß laufen und eine gute Effizienz aufweisen, wurde das 40 Techniker umfassende lokale Wartungspersonal geschult und gecoacht – auch künftig eine wichtige Aufgabe.

Überhaupt hat Eusebio Reynoso Razo noch viel vor: „Künftig werden wir uns mit der Digitalisierung der Linie beschäftigen. Ziel ist es, verschiedene Prozessindikatoren korrelieren und vorhersagen zu können, um die Leistung zu steigern. Durch die weitere Optimierung von Materialien und Ressourcen werden wir unsere Abfüll- und Verpackungsprozesse noch effizienter gestalten können.“ Auf diesem Weg ist KHS auch in Zukunft ein geeigneter und zuverlässiger Partner.

Heineken und KHS als weltweite Partner

Seit Jahrzehnten verbindet Heineken und KHS eine strategische Beziehung, wie eine Vielzahl an erfolgreichen Projekten eindrucksvoll belegt. „México nutzt unser gesamtes Produktportfolio“, erklärt Ramona Brenner, Global Key Account Manager bei KHS. Im Heineken Headquarter ist sie mit Ansprechpartnern aus allen Bereichen umfassend vernetzt – von R&D über Einkauf bis hin zum After-Sales-Bereich. „Man spürt, dass Heineken bei aller Größe immer noch ein Familienunternehmen ist: Es gibt immer eine Langzeitsicht auf Beziehungen, ein partnerschaftliches und faires Verhältnis.“ Neben Meoqui in Mexiko wurden innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre unter anderem folgende größeren Linienprojekte für Heineken realisiert:

  • Port-au-Prince, Haiti: Mehrweg-Glaslinie (bis zu 40.000 Flaschen pro Stunde)

  • Ho-Chi-Minh-City, Vietnam: Mehrweg-Glaslinie (bis zu 54.000 Flaschen pro Stunde)

  • Vialonga, Portugal: Einweg-Glaslinie (bis zu 55.000 Flaschen pro Stunde)

  • Itu, Brasilien: Dosen-Linie (bis zu 120.000 Dosen pro Stunde)

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