92 Prozent der Österreicher unterschätzen ihren Zuckerkonsum um ein Vielfaches

Partner der zucker-raus-initiative warnen vor übermäßigem Zuckerkonsum

30.01.2020 - Österreich

SPAR-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Drexel appellierte beim ersten Zuckergipfel der Lebensmittelbranche an Händler, Lebensmittelindustrie und Politik, das Thema des übermäßigen Zuckerkonsums weiterhin im Sinne der Gesundheit der österreichischen Bevölkerung ernst zu nehmen. Die geladenen Hersteller, Ärzte sowie medizinische Verbände präsentierten in den Räumlichkeiten der Österreichischen Ärztekammer, nach einleitenden Worten von Ärztekammerpräsident a.o. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, erste Erfolge und die neuesten medizinischen Erkenntnisse hinsichtlich des übermäßigen Zuckerkonsums.

Kein Zuckerschlecken für unsere Gesundheit

Myriams-Fotos/ Pixabay

Symbolbild

„Die Österreicherinnen und Österreicher nehmen mit 33,3 Kilogramm pro Jahr oder 91 g Zucker pro Tag zu viel Zucker zu sich und dies hat schwere gesundheitliche Folgen, wie Adipositas und Diabetes“, warnt Prof. Dr.med. Markus Metka, Gynäkologe und Präsident der Österreichischen Anti-Aging-Gesellschaft. Die von der WHO empfohlene Tagesdosis von 25 g bzw. maximal 50 g Zucker verfehlt die Österreichische Bevölkerung somit um ein Vielfaches. Als eine der schweren gesundheitlichen Folgen führte Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Datz, ärztlicher Leiter des Krankenhauses in Oberndorf, die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) an. „Die nichtalkoholische Fettleber gilt als eine der bedeutendsten Zivilisationskrankheiten, da bereits über 40 Prozent der westlichen Bevölkerung davon betroffen sind. (2) Sie kann auch zu besorgniserregenden Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs führen. Viele Studien zeigen, dass übermäßiger Zuckerkonsum eine der häufigsten Ursachen für diese Erkrankung ist(3)“, so der Spezialist für Gastroenterologie.

Über zwei Millionen Erwachsene in Österreich sind zu dick

Prim. Univ.-Prof. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Vorstand des vorsorgemedizinischen Vereins SIPCAN, Internist und Ärztlicher Leiter der Barmherzigen Brüder in Salzburg, warnte eindringlich davor, dass Adipositas zu einer Epidemie des 21. Jahrhunderts wird: „Es ist fünf vor zwölf. 41 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zwischen 19 und 65 Jahren sind übergewichtig oder adipös. Das sind rund 2,3 Millionen Menschen.“ Die Ursprünge dieser ernährungsbezogenen Fehlentwicklung sieht Prof. Dr. Hoppichler unter anderem im Bereich der Getränke. „97 Prozent der medizinischen Studien bestätigen den Zusammenhang zwischen Adipositas und Zucker in Getränken(4)“, appelliert Prof. Dr. Hoppichler und warnt gleichzeitig davor, den Zucker eins zu eins durch Süßstoffe zu ersetzen: „Das Risiko von Erkrankungen durch Süßstoffe in Getränken ist mindestens genauso hoch, wenn nicht höher, wie bei Getränken mit einem hohen Zuckergehalt(5).“

Diabetes: Die unterschätzte Gefahr

Dass Adipositas zu Diabetes führen kann, ist gemeinhin bekannt. Die Gefahren, die von dieser Krankheit ausgehen, an der 800.000 Personen in Österreich erkrankt sind, sind vielen nicht bewusst. „Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen von Diabetes“, versucht Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, die Dramatik dieser Erkrankung hervorzustreichen und berichtet, dass Diabetiker ein zweifach höheres Risiko für Demenzerkrankungen haben.(6)

Ärztekammerpräsident fordert mehr finanzielle Mittel für Adipositas-Prävention

„In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder weltweit verzehnfacht. In Österreich betrifft das mittlerweile rund ein Viertel der Schulkinder. Das ist alarmierend, denn hohe Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder Atemwegserkrankungen sind überhöhtes Körpergewicht sowie ungesunde Ernährung. Wir, die österreichischen Ärztinnen und Ärzte, sind daher dankbar für jede Initiative, die zur Prävention beiträgt und die Menschen dazu bewegt, sich gesünder zu ernähren. Letztendlich ist aber die Politik gefragt, welche die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen muss. Für Prävention werden in Österreich etwa nur rund zwei Prozent der gesamten öffentlichen Gesundheitsausgaben bereitgestellt. Da sollte mehr investiert werden, denn eine intensivere Adipositas-Prävention würde nicht nur viel Leid ersparen, sondern auch die Folgekosten für ernährungsassoziierte Krankheiten und Risikofaktoren – wie Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Diabetes, Schlaganfälle und Herzinfarkte – reduzieren“, appelliert Ärztekammerpräsident a.o. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres an die handelnden politischen Akteure. Dieser Appell wird durch einen Bericht des Österreichischen Rechnungshofs untermauert, in dem kürzlich festgestellt wurde, dass Diabetes Typ 2 auf Grund der Zunahme der Erkrankungen, der gesundheitlichen Beeinträchtigung und der dadurch entstehenden finanziellen Folgen eine wesentliche Herausforderung für das österreichische Gesundheitswesen darstellt.(7)

Aktuelle Studie: Österreicher unterschätzen Zuckerkonsum massiv

„Rund 92 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind laut aktueller Umfrage der Meinung, dass ihr Zuckerkonsum unter den laut Versorgungsbilanz konsumierten 91 g Zucker pro Tag liegt“, präsentiert Lisa Patek, MSc, vom Meinungsforschungsinstitut Marketagent und ergänzt: „Knapp 75 Prozent gehen davon aus, dass sie genau so viel oder weniger Zucker konsumieren wie von der WHO empfohlen. 7 von 10 Befragten wollen ihren Zuckerkonsum dennoch einschränken.“ Hinsichtlich der möglichen Erkrankungen durch einen übermäßigen Zuckerkonsum sind die Österreicherinnen und Österreicher gut informiert: „91 Prozent wissen, dass erhöhter Zuckerkonsum zu Diabetes führen kann“, so Patek. „Insgesamt kennen die Österreicherinnen und Österreicher die Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums, sie wünschen sich jedoch weitere Zuckerreduktion, auch wenn das Produkt dadurch vielleicht anders schmeckt, sowie eine bessere Kennzeichnung“, hält Patek abschließend fest.

Zuckerreduktion bei SPAR weiterhin wesentliche Zielsetzung

„Bereits ein Jahr früher als ursprünglich erwartet haben wir es geschafft: Wir haben 1.000 Tonnen Zucker in unseren SPAR-Eigenmarkenprodukten reduziert“, verkündet SPAR-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Drexel und ergänzt: „Wir haben den eingesparten Zucker in keinem Fall durch künstliche Süßstoffe ersetzt. Und jetzt folgt der nächste Schritt. Die Ergebnisse aus den aktuellen medizinischen Studien sowie aus der Meinungsumfrage sind für uns Antrieb, Motivation und auch Bestätigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Wir haben unser Ziel erneuert und wollen bis Ende 2021 insgesamt 2.000 Tonnen Zucker einsparen.“ Zu den Ergebnissen der Meinungsumfrage merkt Dr. Drexel an: „Wir konnten genau in den von den Konsumenten gewünschten Produktgruppen Getränke, Molkereiprodukte und Cerealien am meisten Zucker reduzieren. 43 Prozent der 1.000 Tonnen Zucker haben wir beispielweise bei SPAR-Getränke-Eigenmarken eingespart,“ so Dr. Drexel. Er betont, „dass Lebensmittel Mittel zum Leben sein sollen und SPAR deshalb eine große gesellschaftliche Verantwortung trägt.“

Heimische Lebensmittelhersteller nehmen Verantwortung wahr

„Über 6.700 Tonnen beträgt die Zucker-Reduktionsmenge der Partner der zucker-raus-initiative von Anfang 2017 bis Ende 2019“, verkündet SPAR-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Drexel. 38 Unterstützer zählt die Allianz gegen zu viel Zucker mittlerweile, darunter Almdudler, Vöslauer oder auch MONA Naturprodukte, die über ihre Zuckerreduktionsmaßnahmen am Zuckergipfel der Lebensmittelbranche sprachen. "Wir bei Joya sind der Meinung, dass Lebensmittelunternehmen eine besondere gesellschaftliche Verantwortung haben. Regionaler Anbau, österreichische Produktion, aber vor allem ernährungsphysiologisch wertvoll sollten Lebensmittel sein. Deshalb sind wir der zucker-raus-initiative beigetreten. 80% unserer Pflanzendrinks sind entweder zuckerreduziert, ohne zugesetzten Zucker oder gar komplett zuckerfrei“, so MONA-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Goldenitsch. Bei Vöslauer sind Nachhaltigkeit und ein gesunder Lebensstil wesentliche Aspekte der Unternehmensphilosophie: „Vöslauer steht für Gesundheit und Wohlbefinden und wir sehen hier auch unsere Verantwortung. Unser gesamtes Vöslauer-Sortiment ist zuckerreduziert oder kommt ganz ohne Zucker aus. Zudem verzichten wir gänzlich auf künstliche Süßstoffe. Das gilt auch für unsere neue Limonade: herkunftsbezogene Früchte, nicht zu süß und kalorienarm – hier haben wir Zuckerreduktionen zwischen 20 und 30 Prozent erreicht. Seit 2017 verzeichnen wir somit eine Zuckereinsparung von insgesamt 165 Tonnen“, erzählt Mag. Birgit Aichinger, Geschäftsführerin Vöslauer Mineralwasser GmbH. Auch Almdudler ist Partner der zucker-raus-initiative und begegnet dem übermäßigen Zucker konsequent: „Wir haben uns als traditionsreiches österreichisches Familienunternehmen bereits früh mit der Reduktion von Zucker in unserem Sortiment befasst. Ohne das einzigartig erfrischende Geschmackserlebnis von Almdudler Original zu verändern, wurde der Zuckergehalt in den letzten Jahren behutsam reduziert und den zeitgemäßen Ernährungsgewohnheiten angepasst – ganz ohne künstliche Süßstoffe. Mittlerweile bieten wir Almdudler Original mit 20 Prozent weniger Zucker als in herkömmlichen Limonaden an“, so Almdudler-Geschäftsführer Mag. Gerhard Schilling.

[1]http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/022328.html
(2)Magnitude of Nonalcoholic Fatty Liver Disease: Western Perspective. Samji NS et al.  J Clin Exp Hepatol. 2019 Jul-Aug;9(4):497-505
(3)Association between non-alcoholic fatty liver disease and cancer incidence rate . Gi-Ae Kim et al,  Journal of Hepatology Volume 68, Issue 1, January 2018, Pages 140-146
(4)Luger M et al., Sugar-Sweetened Beverages and Weight Gain in Children and Adults: A Systematic Review from 2013 to 2015 and a Comparison with Previous Studies. Obes Facts. 2017;10(6):674-693
(5)Azad MB et al. Nonnutritive sweeteners and cardiometabolic health: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials and prospective cohort studies, CMAJ 2017 July 17;189:E929-39. doi: 10.1503/cmaj.161390
(6)Score: Exalto LG, Lancet Diabetes Endocrinol 2013
[7]https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Diabetes_2019_43.pdf

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