Situation in der Schweizer Getränkebranche hat sich weiter verschlechtert
COVID-19-Pandemie
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Zwei Monate sind seit der letzten Umfrage unter den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Getränkebranche (ASG) vergangen, weshalb innerhalb der Branche erneut nach der aktuellen Lage gefragt wurde. Die grössten Probleme sind weiterhin die Absatz-schwierigkeiten und ein zu hoher Personalbestand. Der Kurzarbeitsanteil liegt bei knapp 50 %, ist jedoch laut Umfrage im Monat Mai bereits wieder gesunken. Die Kurzarbeitsentschädi-gung wird von fast allen Unternehmen als hilfreich betrachtet. Jeweils 40 % erachten Überbrü-ckungskredite und Fristverlängerungen (Steuern und Abgaben, Schulden etc.) als sinnvolle Hilfsmittel.
Eine Auswahl der Ergebnisse der Umfrage:
- Knapp 80 % der Getränkehändler und 60 % der Getränkeproduzenten antworteten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation seit der letzten Umfrage Mitte März verschlechtert hat. Lediglich 8 % der befragten Unternehmen sahen eine Verbesserung. Beim Rest blieb die Situation unverändert.
- Die Umsatzeinbussen schwanken stark bei den befragten Unternehmen und gehen von wenigen Prozent bis zu über 90 %. Der Grund ist vor allem die unterschiedliche Aufteilung des Absatzanteils an Gastronomie und Detailhandel.
- Die Unternehmen erwarten in den nächsten zwei Monaten weiterhin hohe Absatzschwie-rigkeiten und im direkten Zusammenhang damit einen zu hohen Personalbestand. Knapp 35 % rechnen zudem mit Liquiditätsproblemen.
- Als grösste Probleme werden ferner die langsame Öffnung der Gastronomiebetriebe und das Verbot von Grossveranstaltungen betrachtet. Die befragten Unternehmen erwarten deshalb durchschnittlich auch 35 % Umsatzeinbussen in den nächsten zwei Monaten.
- Ein Viertel der Befragten rechnet mit Entlassungen aufgrund der COVID-19-Pandemie.
- Ein Grossteil der Unternehmen aus der Getränkebranche gibt an, dass erst in mehr als 6Monaten eine Normalisierung der Geschäftstätigkeit eintreten wird.
Positive Effekte?
Etwas mehr als 40 % der befragten Getränkehändler und Getränkeproduzenten beobachten oder erwarten positive Effekte aus der Krise. Genannt wurden unter anderem die Absatzzu-nahme beim Heimlieferdienst oder auch die Zunahme der Verkäufe im Detailhandel. Mehrere Unternehmen hoffen darauf, dass der Fokus der Konsumenten wieder stärker auf das Regio-nale und Schweizerische gerichtet wird. Auch sind einige der Befragten der Meinung, dass dieDigitalisierung noch schneller voranschreiten wird.
Versorgung der Bevölkerung mit Getränken und weitere Beiträge
Die Unternehmen der Schweizerischen Getränkebranche sorgen mit besonderen Beiträgen dafür, dass die hohe Produktqualität trotz erhöhten Aufwendungen bestehen bleibt und die Schweizer Bevölkerung mit Getränken versorgt werden kann. Mehrere Unternehmen bezah-len ihren Mitarbeitenden trotz Kurzarbeit den vollen Lohn, übernehmen Teile der Miete für Mieter ihrer verpachteten Liegenschaften oder unterstützen Veranstaltungen, um einen Kon-kurs zu verhindern. Interessant ist auch das Programm bei dem der Beruf des Arbeitskollegen gelernt wird, um jenen zu unterstützen und Kurzarbeit zu vermeiden. Weiterhin bieten viele Unternehmen auch Heimlieferdienste an, insbesondere auch für vulnerable Bevölkerungsgruppen.
Massnahmen des Bundes ausreichend
Knapp 60 % der befragten Unternehmen erachten die Massnahmen des Bundesrates als aus-reichend. Bezüglich Reduktion der Geschäftsmieten wird jedoch eine klare Lösung, respektive ein Entscheid gefordert, um die momentane Unsicherheit aus der Welt zu schaffen. Zudem wird teilweise auch eine Bevorzugung von Schweizer Getränken gefordert, um die Wertschöp-fung innerhalb der Schweiz aufrechtzuerhalten und zu fördern. Bezüglich Gastronomie wird eine baldige grössere Lockerung gewünscht sowie eine Unterstützung der Gastronomiebe-triebe in den kommenden Monaten, welche für viele Betriebe und Lieferanten schwierig werden.